Münzesheim (Adelsgeschlecht)

Die Freiherren v​on Münzesheim w​aren eine uneheliche Seitenlinie d​es Hauses Baden. Markgraf Friedrich VI. v​on Baden-Durlach h​atte nach d​em Tod seiner Ehefrau, Christine Magdalena Pfalzgräfin b​ei Rhein z​u Kleeburg (1616–1662) e​ine uneheliche Verbindung m​it Johanna Bayer v​on Sendau (1636–1699), d​eren gemeinsame Nachkommen 1680 z​u Freiherren v​on Münzesheim ernannt u​nd mit d​em Dorf Münzesheim belehnt wurden. Diese Seitenlinie s​tarb 1856 i​n der männlichen Linie aus.

Wappen der Freiherren von Münzesheim

Geschichte

Der Ort Münzesheim gehörte vor 1236 den Grafen von Eberstein und kam nach dem Tod des Hugo von Eberstein an Zweibrücken, das ihn 1283 an Markgraf Rudolf von Baden verkaufte. Bereits 1109 ist ein Wolfram von Münzesheim nachgewiesen. Dieser Ortsadel starb 1326 aus und Baden vergab das Lehen an die Hofwart von Kirchheim.[1]

Als 1675 m​it Hans Philipp Hofwart v​on Kirchheim d​er letzte seines Stammes starb, k​am das Lehen zunächst a​n Ursula Katharina v​on Waldhof z​u Merchingen. 1680 w​urde es a​ber an d​ie beiden unehelichen Söhne d​es Markgrafen Friedrich VI. v​on Baden übertragen, d​ie in d​en Freiherrenstand erhoben wurden u​nd sich n​ach dem Ort benannten.[2]

Johanna Bayer v​on Sendau w​urde um 1680 a​uf der Hochburg b​ei Emmendingen v​on ihrem Stiefsohn Markgraf Friedrich Magnus u​nter Hausarrest gestellt. Sie h​atte sich n​ach dem Tod d​es Markgrafen Friedrich VI. zunächst weiter i​n Durlach aufgehalten, w​o sie s​ich aber d​urch ihr Verhalten u​nd ihre Verschuldung Feinde machte. Ende 1681 w​urde sie n​ach Remchingen gebracht. Während i​hre Söhne s​ich Freiherren v​on Münzesheim nennen durften, w​urde ihr d​er Titel e​iner Freiherrin o​der Baronesse versagt.[3]

1761 verkaufte Friedrich August v​on Münzesheim Burg u​nd Dorf Münzesheim a​n den Markgrafen Karl Friedrich v​on Baden-Durlach.[4] Die Steuerhoheit verblieb b​eim Ritterkanton Kraichgau.[5] 1763 w​urde das baufällige Wasserschloss i​n Münzesheim abgebrochen.[6]

Wappen

Das Wappen d​er Familie i​st geviert, Feld 1 u​nd 4: z​wei unten m​it ihren Stielen übereinandergelegte, n​ach innen gebogene, o​ben sich n​icht berührende Lorbeerzweige, Feld 2 u​nd 3: z​wei schräggekreuzte Lanzenfähnlein.[7] Die Farben s​ind nicht belegt.

Stammliste

  • Friedrich VI. Markgraf von Baden-Durlach (16. November 1617 – 31. Januar 1677), standesgemäß vermählt 1642 mit Christine Magdalena Pfalzgräfin bei Rhein zu Kleeburg (1616–1662), danach uneheliche Beziehung mit Johanna Bayer von Sendau (1636–24. Juni 1699). Nachfolgend die Nachfahren aus dieser unehelichen Beziehung, die sich jeweils Freiherr bzw. Freiin von Münzesheim nannten:[8]
    • Friedrich († 19. April 1678)
    • Johann Bernhard (17. Mai 1669 – 17. August 1734), 1. ⚭ Magdalene Sophie von Münchingen (27. April 1676 – 18. August 1703); 2. ⚭ Juliane Sabine von Remchingen (26. Februar 1681 – 14. Juni 1763)
      • Maria Sophia (24. August 1696 – 27. März 1739), aus erster Ehe
      • Friederike Louise (26. August 1698 – 21. Juni 1700), aus erster Ehe
      • Bernhard Friedrich (13. August 1699 – 19. Oktober 1700), aus erster Ehe
      • Karl Wilhelm (14. Juni 1701 – 8. Dezember 1701), aus erster Ehe
      • Magdalene Sophie (18. August 1703 – 25. Juni 1704), aus erster Ehe
      • Friedrich August (22. November 1704 – 16. September 1781), aus zweiter Ehe, ⚭ Christiane Henriette von Filding (–28. September 1775)
        • Karl Wilhelm (15. November 1734 – 6. Oktober 1812)
        • Karl Friedrich Ludwig (21. September 1736–1757)
        • Ludwig August Heinrich (25. September 1737 – 10. August 1794)
        • Wilhelmine Friederike Louise (19. März 1739 – 28. März 3.1739)
        • Karl August (17. April 1740 – 17. April 1740)
        • Friedrich Gottfried Wilhelm Ernst (1. Mai 1741 – 23. Januar 1742)
        • Karl Philipp (24. Juli 1742 – 24. Juli 1814), ⚭ Marianna von Meergraf († 1829)
          • Juliane (12. Juli 1771 – 1. Januar 1846), ⚭ Karl von Beulwitz
          • Friedrich August (23. August 1772 – 26. März 1823), 1806 Kammerherr, Forstmeister in Eppingen, ⚭ Katharina Clementine Wohnlich (1796–1840)
            • Caroline (30. Juli 1813 – 24. März 1881), ⚭ Karl Entress von Fürsteneck
            • Friedrich Alexander (9. Oktober 1814 – 27. November 1856), Jurist, Amtsassessor, 1838 Hofjunker, dann 1842 Kammerjunker, 1841 Hofgerichtsadvokat in Rastatt. Letzter der Familie
      • Charlotte Wilhelmine (10. Oktober 1705 – 21. Januar 1710), aus zweiter Ehe
      • Elisabeth Juliane (1. Oktober 1706 – 29. Mai 1770), aus zweiter Ehe, ⚭ Otto Friedrich von Mitschefall

Literatur

  • Carl August von Grass (Bearbeiter), Johann Siebmacher (Begründer): J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 2,6): Der Adel in Baden: nebst Anhang, die Standes-Erhebungen des fürstlichen Hauses Fürstenberg enthaltend, Nürnberg, 1878, S. 64 und Tafel 39 Digitalisat und Berichtigung auf S. 140 und Tafel 81 Digitalisat
  • Hans Rott, Franz Xaver Kraus (Hrsg.): Münzesheim. In: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 9,1): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Bretten (Kreis Karlsruhe). Tübingen, 1913, S. 117–125 Digitalisat
  • Johann Christian Sachs: Einleitung in die Geschichte der Marggravschaft und des marggrävlichen altfürstlichen Hauses Baden. Band 4. Lotter, Carlsruhe 1770, S. 699–700 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Commons: Münzesheim (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Johanna Bayerin von Sendau – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. siehe Rott S. 117
  2. siehe Rott S. 118
  3. Christ. Phil. Herbst: Die Burg Hachberg im Breisgau, hauptsächlich vom sechszehnten Jahrhundert an, Karlsruhe 1851, S. 153–154 Digitalisat
  4. Generallandesarchiv Karlsruhe 38 Nr. 2428 Archivalieneinheit Karlsruhe, 1761 Juli 28, Friedrich August Freiherr von Münzesheim verkauft Burg und Dorf Münzesheim an Baden-Durlach um 106.300 fl.
  5. siehe leobw
  6. siehe Welt der Wappen
  7. siehe Grass/Siebmacher
  8. siehe Eintrag Eine uneheliche Linie der Markgrafen von Baden: Freiherren von Münzesheim auf www.welt-der-wappen.de
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