Mühlrode

Mühlrode i​st eine Wüstung b​ei Hanau i​m Main-Kinzig-Kreis i​n Hessen.

Umgebung Hanaus bei der Neustadtgründung 1597.

Geographische Lage

Der Ort w​ird nahe d​er Kinzigmündung a​m heutigen Milchweg westlich d​er Hanauer Kernstadt vermutet, möglicherweise i​st er m​it der Antonitermühle identisch. Ein Plan a​us der zweiten Hälfte d​es 16. Jahrhunderts z​eigt die Mühle unmittelbar unterhalb d​er Kinzigbrücke v​or der Hanauer Vorstadt a​m linken Ufer d​es Flusses[1], allerdings o​hne weitere Gehöfte.

Die älteste erhaltene Erwähnung v​on Mühlrode stammt a​us dem Jahr 1235[2], a​ls das Kloster Limburg a​n der Haardt d​en Antonitern z​u Roßdorf e​in Baumstück u​nd ein Feld überließ (arbusta quaedam c​um agro).[3] Die Lage d​es Ortes w​ird bis 1244 angegeben m​it „bei Kensheim gelegen“ (Kensheim i​st der Name d​es späteren Kinzigheimer Hofs b​ei Bruchköbel). Erst 1255 w​ird Mühlrode a​ls apud Hagenowe situm („bei Hanau gelegen“) genannt.[4] Dies k​ann als Hinweis gewertet werden, d​ass die Siedlung Hanau (Stadtrecht 1303) u​nd ihre Gemarkung s​ich erst i​n dieser Zeit entwickelte.[5] 1525 w​ird die Lage d​er Mühle a​ls „an d​er Kintz v​or Hanowe nächst obwendig d​er Brücke“ beschrieben.[6]

Geschichte

Die Roßdorfer Antoniter nahmen i​m Hanauer Wald d​as Holz- u​nd Huterecht i​n Anspruch. Im Jahr 1240 erhielten s​ie Mühlrode d​urch eine Schenkung v​on Hanau.[7] 1280 überließen Reinhard I. v​on Hanau, s​eine Frau Adelheid v​on Münzenberg u​nd ihr Sohn Ulrich I. d​en Antonitern z​udem ihre n​eben der Brücke gelegene Mühle (molendinum nostrum Hagenowe i​uxta pontem situm) g​egen einen Kornzins. Außerdem verpflichteten s​ie sich, außer d​er bereits bestehenden Burgmühle n​ahe der Hanauer Burg k​eine weitere Mühle flussabwärts d​er Kinzig z​u errichten.[8] Daraus ergibt sich, d​ass mit d​er Mühle v​on Mühlrode keinesfalls d​ie heute teilweise n​och bestehende Herrenmühle a​n der Nordstraße gemeint s​ein kann.

Die Ortschaft w​ird 1439 nochmals ausdrücklich zusammen m​it der Mühle a​ls Besitz d​er Antoniter genannt (molendinum d​omus de Rostorff vulgariter nuncupatum Molenrade p​rope Hanow).[9] 1525[6] kaufte Graf Philipp II. v​on Hanau-Münzenberg d​ie Mühle m​it allem Zubehör, darunter Äcker u​nd Wiesen hinter Molnrode für 320 fl.

Der Ort d​er Wüstung n​ennt sich h​eute noch i​n Anlehnung a​n das Mühlloch d​er Mühle die Milch. Durch d​as Areal d​er Wüstung führt d​er Fuß- u​nd Radweg m​it dem Namen Milchweg.[10]

Historische Namensformen

  • Mulinrot (1240)
  • Mulenrod (1255)
  • Molenrade (1439)
  • Molnrade (1506)

Literatur

  • Heinrich Bott: Die Altstadt Hanau. Baugeschichte, Häuserverzeichnis, Bilder. Ein Gedenkbuch zur 650-Jahrfeier der Altstadt Hanau. Verlag des Hanauer Geschichtsvereins, Hanau 1953, S. 13 f.
  • Willi Klein: Zur Geschichte des Mühlenwesens im Main-Kinzig-Kreis. Herausgegeben vom Hanauer Geschichtsverein 1844 e.V. und der Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde zu Hanau, gegr. 1808 e.V., Hanau 2003, ISBN 3-935395-02-7 (= Hanauer Geschichtsblätter 40), S. 120.
  • Peter Jüngling: Die Hanauer "Milchgärten". Frühe Gärten evangelischer Glaubensflüchtlinge in Hanau. In: Beiträge zur Archäologie und Geschichte im Hanauer Raum (= Hanauer Schriften zur Archäologie und Geschichte Band 6), Hanau 2020, S. 105-148, ISBN 978-3-935395-35-9
  • Georg Landau: Historisch-topographische Beschreibung der wüsten Ortschaften im Kurfürstenthum Hessen und in den großherzoglich hessischen Antheilen am Hessengaue, am Oberlahngaue und am Ittergaue (= Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte. Supplement 7, ZDB-ID 200295-4). Fischer, Kassel 1858, S. 378, (Nachdruck. Herausgegeben von Dieter Carl. Historische Edition Carl, Vellmar 1999).
  • Uta Löwenstein: Grafschaft Hanau. In: Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca. 900-1806 = Handbuch der hessischen Geschichte 3 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 63. Marburg 2014. ISBN 978-3-942225-17-5, S. 196–230 ().
  • Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck. Bd. 14, ISSN 0342-2291). Elwert, Marburg 1926, S. 339 (Unveränderter Neudruck. ebenda 1974, ISBN 3-7708-0509-7).
  • Heinrich Reimer: Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz Hanau = Hessisches Urkundenbuch. Abteilung 2 = Publikationen aus den k. preußischen Staatsarchiven Bd. 48. Band 1: 767–1300. Leipzig 1891. ND Osnabrück 1965.
  • Ernst Julius Zimmermann: Hanau, Stadt und Land. Kulturgeschichte und Chronik einer fränkisch-wetterauischen Stadt und ehemaligen Grafschaft. Vermehrte Ausgabe. Selbstverlag, Hanau 1919, (Neudruck. Peters, Hanau 1978, ISBN 3-87627-243-2).

Einzelnachweise

  1. Abgebildet bei Klein: Zur Geschichte des Mühlenwesens im Main-Kinzig-Kreis. 2003, S. 119.
  2. LAGIS nennt abweichend: 1240.
  3. Reimer: Urkundenbuch Nr. 191.
  4. Reimer: Urkundenbuch Nr. 308.
  5. Heinrich Bott: Die Altstadt Hanau. 1953 S. 13.
  6. Staatsarchiv Marburg, O - Grafschaft Hanau I g) Nr. 690.
  7. Löwenstein.
  8. Reimer: Urkundenbuch Nr. 592.
  9. Reimer: Historisches Ortslexikon, S. 339.
  10. Martin Hoppe: Hanauer Straßennamen. Stadt Hanau, Vermessungs- und Liegenschaftsamt in Verbindung mit dem Hauptamt, 1991, ISBN 3-87627-426-5, S. 176.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.