Ludwig Sebald Rühle von Lilienstern
Ludwig Sebald Rühle von Lilienstern (* 13. Mai 1763 in Herborn; † 1788 in Elmina (heutiges Ghana)) war ein Militär und kaufmännischer Assistent in holländischen Diensten.
Ludwig Sebald Rühle von Lilienstern wurde am 13. Mai 1763 in Herborn im damaligen Fürstentum Nassau-Oranien als Sohn des Hauptmanns Carl Christian Rühle von Lilienstern geboren. Sein Onkel, Sebald Rau, lehrte als Professor für orientalische Sprachen und Altertumskunde an der Universität zu Utrecht, was wahrscheinlich auch der Anlass war, dass Ludwig Sebald ein Studium in Utrecht aufnahm. Einige Zeit später brach er das Studium jedoch ab und wechselte in den holländischen Militärdienst. Aber auch hier fand der junge Mann keinerlei Erfüllung, so dass er als Dreiundzwanzigjähriger in die Dienste der Niederländischen Westindien-Kompanie (W.I.C.) eintrat und als deren Angestellter an die westafrikanische Goldküste wechselte, um hier sein Glück zu versuchen.
Unterstützung bei den Vorbereitungen hierfür fand Rühle in der Person eines Herrn Reytsma, mit dem Rühle bereits in Utrecht in Kontakt gekommen war. Auf dessen Vermittlung und in seiner Begleitung reiste er dann auch 1686 über Leiden und Delft nach Middelburg, von wo aus ihn ein Schiff an die Goldküste bringen sollte. Herr Reytsma vermittelte Rühle auch an einen Herrn Fondel, einen Mann mit reichlicher Afrika-Erfahrung, welcher Rühle mit den für die Reise notwendigen Vorräten versorgte. Herr Reytsma schoss das Geld für die Anschaffungen vor, präsentierte aber Rühle eine bedrückende Rechnung, nachdem dieser als Kompanie-Assistent vereidigt worden war und bei der Gelegenheit zwei Monate Sold im Voraus erhalten hatte.
Nach mehrmonatiger Verzögerung stach schließlich am 24. Oktober 1786 das Schiff „Die gute Hoffnung“ mit Rühle an Bord von Middelburg aus in Richtung Guineaküste in See. Am 2. Januar 1787 erreichte das Schiff Elmina.
Voller Abenteuerlust war Rühle einst aufgebrochen, um an der Goldküste sein Glück zu machen, umso ernüchternder war es dann allerdings für ihn, als er sich mit der Realität auf Elmina konfrontiert sah und den Chancen, hier zu überleben. Zusammen mit seinem Freund, Hauptmann de Wespe, der ihn auf dieser Reise begleitet hatte und ebenfalls mit ihm seinen Dienst auf Elmina antrat, bezog Rühle einen Raum, der eigentlich 16 Personen als Unterkunft dienen sollte. Sie aber waren die beiden einzigen hier. Kurz vor seiner Ankunft war schon der Kommandant gestorben, einige Tage nach seiner Ankunft starb der Stellvertreter des Kommandanten.
Die hohe Sterblichkeitsrate auf der Festung war vor allem auch die Folge mangelhafter Versorgung und schlechter hygienischer Zustände. Nur einmal im Jahr schickte die Kompanie ein Schiff mit Lebensmitteln und Waren für den Bedarf ihrer Angestellten. Man kann annehmen, dass die meisten der Lebensmittel nach einiger Zeit verdorben gewesen sein dürften. Das Trinkwasser war zu jener Zeit auf Elmina nur Regenwasser aus Zisternen, in denen es während der Regenzeit für die übrige Zeit des Jahres gesammelt wurde. Nicht unerheblich war auch in diesem Zusammenhang, dass bei den meisten Europäern Vorurteile gegenüber der einheimischen Bevölkerung und den von ihr erzeugten Lebensmitteln bestanden. Auch Rühle äußert sich sehr geringschätzig über "das Brot der Neger", weil sie es aus „Türkischem Weizen“ (Mais) herstellten.
So kam es, wie es kommen musste, bereits vier Wochen nach seiner Ankunft war Rühle, wie auch sein Stubengenosse, Hauptmann von Wespe, am „Küstenfieber“ erkrankt. Beide erlagen der Krankheit. Auf dem Rand des letzten Briefes, den Rühle in die Heimat an seinen Vater geschickt hatte, ist, wahrscheinlich vom Empfänger, der Vermerk zu lesen: „Ist im August 1788 gestorben.“
Literatur
- Hans Doderer: Die Reise des Ludwig Sebald Rühle von Lilienstern an die Goldküste im Jahre 1786. In: Nassauische Annalen – Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung 105, 1994, ISSN 0077-2887, S. 131–142