Ludwig Gurlitt
Ludwig Gurlitt (* 31. Mai 1855 in Wien; † 12. Juli 1931 in Freudenstadt, Württemberg) war ein deutscher Reformpädagoge.
Leben und Wirken
Ludwig Gurlitt, ein Sohn aus der dritten Ehe des Malers Louis Gurlitt, legte 1875 das Abitur ab. Er studierte in Göttingen (dort Promotion 1878) und Berlin Latein und Griechisch, daneben Geschichte und Geografie. Er unterrichtete an Gymnasien in Hamburg, ab 1886 bis zur Frühpensionierung 1907 am Gymnasium Steglitz und im privaten Schuldienst in Freudenstadt. Beeinflusst durch das britische Schulwesen und geprägt vom Ideal individueller Persönlichkeitsbildung, kritisierte Gurlitt das autoritäre Schulwesen seiner Zeit:
„Unsere Erziehung, die so tyrannisch über jeden Schritt der Jugend wacht und von Stunde zu Stunde die Ziele und die Aufgaben und dazu die Mittel vorschreibt, zerstört durch ihren pedantischen Betrieb die elementaren Naturkräfte, die nach eigener freier Entwicklung drängen.[1]“
In seiner Pädagogik betonte er die künstlerischen und körperlichen Aspekte der schulischen Ausbildung und prägte den Begriff der „natürlichen Erziehung“. Ein anderer Aspekt von Gurlitts Weltanschauung ist sein durch Julius Langbehn („Rembrandt als Erzieher“) und Paul de Lagarde geprägter Deutschnationalismus.
Gurlitt war zwar nicht der Gründer der Wandervogelbewegung, sondern sie wuchs aus Schülern seiner Klassen an jenem Steglitzer Gymnasium, von dem der Wandervogel seinen Ausgang nahm. Gurlitt förderte jedoch die Wandervogelbewegung, und nach seinem Beitritt zum Wandervogel-Ausschuß für Schülerfahrten im Jahr 1902 nahm er an mehreren Wandervogelfahrten teil. 1903 erreichte er durch eine Eingabe beim Preußischen Unterrichtsministerium die Anerkennung der Wandervogelbewegung.[2]
Ab 1905 wirkte er auch an der "Sammlung illustrierter Einzeldarstellungen" Die Kultur seines älteren Bruders Cornelius Gurlitt mit[3].
Pädagogische Werke
- Der Deutsche und sein Vaterland (1902)
- Der Deutsche und seine Schule (1905)
- Erziehung zur Mannhaftigkeit (1906)
- Pflege und Entwicklung der Persönlichkeit (1906)
- Verkehr mit meinen Kindern (1907)
- Schule und Gegenwartskunst (1907)
- Die Schule (1907)
- Schülerselbstmorde (1908)
- Erziehungslehre (1909)
- Gerechtigkeit für Karl May (1919), Karl-May Verlag Radebeul
Literatur
- Gurlitt Ludwig. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1959, S. 109.
- Heinrich Kautz: Gurlitt, Georg Remi Ernst Ludwig. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 330 (Digitalisat).
- Arne Kontze: Der Reformpädagoge Prof. Dr. Ludwig Gurlitt (1855–1931) – bedeutender Schulreformer oder „Erziehungsanarchist“? Ein Lebensbild als Beitrag zur Historiographie der Reformpädagogik. Cuvillier, Göttingen 2004, ISBN 3-89873-168-5.
Weblinks
- Literatur von und über Ludwig Gurlitt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Personalbogen von Ludwig Gurlitt in der Personalkartei der Gutachterstelle des BIL in der Archivdatenbank der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF)
Anmerkungen
- Scheibe, Wolfgang (1969): Die Reformpädagogische Bewegung 1900-1932. Eine einführende Darstellung. Weinheim, Berlin, Basel. S. 53f.
- Hans Wolf: Biographische Notizen. S. 11. Beilage zu: Gerhard Ziemer, Hans Wolf: Wandervogel und freideutsche Jugend. Voggenreiter, Bad Godesberg 1961
- siehe die alphabetische Auflistung "Unsere Mitarbeiter" in der genannten Publikation