Lucius Nonius Asprenas (Suffektkonsul 6)
Lucius Nonius Asprenas (* um 30 v. Chr.; † nach 20 n. Chr.) war ein römischer Senator der augusteischen und tiberischen Zeit.
Leben
Asprenas war der Sohn des Lucius Nonius Asprenas, der in einen berühmten Prozess verwickelt war,[1] und der Quinctilia, einer Schwester des Publius Quinctilius Varus. Asprenas war verheiratet mit Calpurnia (geb. um 25 v. Chr.), der Tochter des Lucius Calpurnius Piso Pontifex.[2] Aus dieser Ehe stammten Lucius, Suffektkonsul 29, Publius, Konsul 38, und Nonius Asprenas Calpurnius Torquatus.
Asprenas bekleidete im Jahr 6 n. Chr. das Amt des Suffektkonsuls. Als Legat seines Onkels Varus befehligte er ab dem Jahr 7 n. Chr. die Legionen I Germanica und V Alaudae in Germanien. Während Varus und sein Heer aus drei Legionen (Legio XVII, XVIII, XIX) im Jahr 9 von den Germanen unter der Führung des Cheruskers Arminius in der Varusschlacht vernichtend geschlagen wurde, gelang es Asprenas, mit einem Zweilegionenheer (Legio I und V) in das Winterlager am Niederrhein (Vetera beim heutigen Xanten) zu entkommen und die Rheinlinie für Rom zu sichern. Allerdings warf man ihm später vor, sich am Besitz der Gefallenen bereichert zu haben.[3] Laut Cassius Dio eilte Asprenas nach der Varusniederlage den aus dem Kastell Aliso an der Lippe flüchtenden Legionären und Zivilisten vom Rhein her entgegen.[4]
Archäologisch ist die Legio I am Fundort Kalkriese bei Bramsche/Osnabrück nachgewiesen: Die Ritzinschrift eines in der Kalkrieser-Niewedder-Senke gefundenen Mundblechs einer römischen Schwertscheide wurde als Besitzerkennung gedeutet und lässt auf die Anwesenheit der Legio I in Kalkriese schließen.[5] Zusammen mit der durch Frank Berger aus den Münzfunden vorgenommenen Datierung des Fundplatzes in das Jahr 9 n. Chr. könnte dies auf eine Beteiligung des Asprenas, des damaligen Befehlshabers der Legio I, am Kampfgeschehen in der Kalkrieser-Niewedder-Senke deuten.
Von 12 bis 15 (oder von 13 bis 16) n. Chr. war Asprenas Prokonsul der Provinz Africa.[6] Dort war er laut Tacitus in die Vorgänge um den Mord an Sempronius Gracchus im Jahre 14 n. Chr. verwickelt.[7] Später war Asprenas als Vorsitzender der curatores locorum publicorum iudicandorum zuständig für die öffentliche Bautätigkeit in Rom.[8] Im Jahr 20 ist er als Teilnehmer einer Senatssitzung belegt.[9]
Asprenas gehörte dem Kollegium der Septemviri epulonum an.[10]
Literatur
- Rudolf Hanslik: Nonius II,2. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 4, Stuttgart 1972, Sp. 152.
Anmerkungen
- Plinius der Ältere, Naturalis historia 35,164.
- CIL 6, 1371
- Velleius Paterculus, Historia Romana 2,120,3: „Hier soll nun auch L. Asprenas mit Fug und Recht Erwähnung finden. Er war Legat unter seinem Onkel Varus gewesen und hatte durch sein tapferes, mannhaftes Verhalten das aus zwei Legionen bestehende Heer, das er befehligte, unversehrt aus der großen Katastrophe gerettet, indem er in Eilmärschen in das untere Winterquartier (Vetera) zog. Damit bestärkte er die diesseits des Rheines wohnenden Völker, die schon schwankend geworden waren, in ihrer Treue. Dennoch gibt es Leute, die glauben, er habe zwar die Lebenden gerettet, aber auch die Hinterlassenschaft der mit Varus Umgekommenen an sich gebracht und nach seinem Belieben die Erbschaft der getöteten Soldaten angetreten.“ (lateinischer Text).
- Cassius Dio, Römische Geschichte 56,18-23: „Und sie wären alle zugrunde gegangen oder auch in Gefangenschaft geraten, wenn sich die Barbaren nicht zu sehr mit dem Erraffen der Beute aufgehalten hätten. Denn so gewannen die Stärksten einen großen Vorsprung, und indem die Trompeter, die bei ihnen waren, das bei schnellem Marsch übliche Signal bliesen, erweckten sie beim Feinde den Glauben, dass sie von Asprenas geschickt seien. Daher ließen diese von der Verfolgung ab, und als Asprenas von dem Vorfall hörte, kam er ihnen tatsächlich zu Hilfe.“.
- Rainer Wiegels: Im Kampf mit den Germanen. In: Varus-Kurier 8, 12. Jahrgang, Osnabrück 2006.
- AE 1952, 232; CIL 8, 10023
- Tacitus, Annalen 1,53: „Manche überliefern, nicht von Rom aus seien diese Soldaten geschickt worden, sondern von L. Asprenas, dem Prokonsul von Afrika, und zwar auf Veranlassung des Tiberius, der vergeblich gehofft hatte, auf Asprenas könne der Verdacht der Ermordung geschoben werden“ (lateinischer Text).
- CIL 6, 1267
- Tacitus, Annalen 3,18,3.
- CIL 11, 7493 und weitere Inschriften.