Lucius Caedicius
Lucius (?) Caedicius (* um 40 v. Chr.; † nach 9 n. Chr.) war ein römischer Offizier, der im Umfeld der Varusschlacht erwähnt wird.
Caedicius war Centurio, Primus Pilus (ranghöchster Centurio einer Legion) und Praefectus Castrorum, der höchste aus der Centurionenlaufbahn aufgestiegene Offizier einer Legion. Im Jahr 9 war er Kommandeur des Kastells Aliso und verteidigte es erfolgreich gegen die Germanen des Arminius.
Es gibt nur zwei ausdrückliche Erwähnungen des Caedicius in erhaltenen geschichtlichen Quellen (Velleius Paterculus II, 120 sowie Sextus Iulius Frontinus „Kriegslisten“ IV, 7.8) sowie zwei Stellen bei Frontin („Kriegslisten“ II, 9.4 und III, 15.4), die mit hoher Wahrscheinlichkeit von Taten des Caedicius berichten. Bereits der Vorname ist unsicher. Im Text des Velleius steht nur „L.“ Caedicius, Frontin nennt den Vornamen gar nicht.
Nach der „Varianischen Niederlage“ retteten sich überlebende Römer in das Kastell Aliso und wurden dort durch „riesige Massen“ von Germanen belagert. Arminius ließ die Köpfe gefallener Römer auf Spieße stecken und gegen den Festungswall tragen, um die Besatzung in Schrecken zu versetzen, aber Caedicius hielt die Disziplin aufrecht. Aus Sorge, die Germanen könnten Feuer an den Festungswall legen, verfiel er auf die von Frontin berichtete Kriegslist, Holzmangel vorzutäuschen, weshalb die Germanen das Holz aus der Umgebung des Kastells wegschafften und sich so unbewusst der Möglichkeit des Feuerlegens beraubten. Caedicius befahl außerdem, kriegsgefangene Germanen in die vermeintlich unerschöpflichen Getreidelager des Kastells Aliso zu führen und dann laufenzulassen, damit sie unter ihren Landsleuten verbreiteten, eine Aushungerung des Kastells sei aussichtslos. Schließlich wurden die Germanen mit der Absperrung des Kastells nachlässig, und in einer stürmischen mondlosen Nacht vermochte sich die Besatzung von Aliso samt Frauen und Kindern durch den Blockadering zu schleichen. Im letzten Moment wurde sie entdeckt, doch Caedicius ließ die Trompeten blasen; die Germanen glaubten, dass ein römisches Entsatzheer im Anmarsch sei, und ließen von der Verfolgung ab.
Diese gelungene Rettung war der einzige Lichtblick für die Römer nach der Schlacht im Teutoburger Wald, was zu den im höchsten Maß anerkennenden Worten des Velleius Paterculus über Caedicius beigetragen haben mag: „L. Caedicius, der Lagerpräfekt, ... ist für seine Tüchtigkeit (virtus) hoch zu loben“, da er die ihm anvertrauten Menschen aus Not und Bedrängnis durch Umsicht und Entschlossenheit rettete; er wartete den richtigen Zeitpunkt ab und bahnte ihnen dann mit dem Schwert den Rückweg zu den ihrigen.
Literatur
- Arthur Stein: Caedicius 4. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,1, Stuttgart 1897, Sp. 1245.