Love-shyness
Die Bezeichnung Love-shyness (etwa Liebesschüchternheit) wurde vom US-amerikanischen Psychologen Brian G. Gilmartin geprägt und beschreibt eine bestimmte Form von chronischer Schüchternheit. Laut der Definition, die er 1987 in seinem Buch Shyness & Love: Causes, Consequences, and Treatments veröffentlicht hat, ist es für von Love-shyness Betroffene schwierig, gegenüber potentiellen Sexualpartnern positiv zur Geltung zu kommen. Insbesondere ist es für Betroffene aufgrund starker Angstgefühle oft unmöglich, mit als attraktiv empfundenen Menschen eine Konversation zu starten.
Gilmartin hat das Phänomen bei heterosexuellen Männern untersucht und ist zum Schluss gekommen, dass Love-shyness ca. 1,5 Prozent aller US-amerikanischen Männer betrifft und damit ungefähr 1,7 Millionen US-Männern Heirat oder Erleben von Intimkontakt mit Frauen verwehrt.
Gilmartins Definition
Gilmartin hat sechs Kriterien für jeden „liebesschüchternen“ Mann, den er im Rahmen seiner Studie untersucht hat; definiert:
- Er ist jungfräulich, das heißt, er hat noch keinen Geschlechtsverkehr erlebt.
- Er ist ein Mann, der sehr selten mit Frauen ausgeht.
- Er ist ohne Erfahrung mit Liebesbeziehungen. (vgl. Absolute Beginners)
- Er leidet unter seinem Mangel an amourösen Erfahrungen.
- Er leidet unter Ängsten, die ihn davon abhalten, sich Frauen zu nähern. Dies ist der essentielle Punkt von „Love-shyness“.
- Er ist heterosexuell.
Gilmartin hat die Existenz von weiblichen oder homosexuellen Love-shyness-Betroffenen nicht ausgeschlossen, aber angezweifelt, dass sie dieselben negativen Effekte wie ihre heterosexuellen männlichen Leidensgenossen erleben, und angenommen, dass sich dieser Zustand bei ihnen unterschiedlich manifestiert – hauptsächlich aufgrund der sozialen Rollenverteilung, die heterosexuelle Männer in die „aktive“ Rolle bei der Beziehungsanbahnung zwingt.
Ergebnisse von Gilmartins Untersuchung
Nach Gilmartin können Personen aller Altersgruppen, Ethnien, Geschlechter und sexueller Orientierungen liebesschüchtern sein. Vor allem sind nach Gilmartin aber hauptsächlich heterosexuelle Männer von Liebesschüchternheit betroffen. Er studierte 200 liebesschüchterne College-Studenten (Alter 19–24 Jahre), 100 ältere liebesschüchterne Männer (Alter 35–50 Jahre) und eine Vergleichsgruppe von 200 „nichtschüchternen“ Studenten. Gilmartin beabsichtigte nicht, die nichtschüchternen Männer als den typischen Mann darzustellen, und sie wurden nur rekrutiert, sofern sie sozial sehr aktiv waren.
Literatur
Buchausgaben
- Brian G. Gilmartin (2015). Shyness & Love: Causes, Consequences, and Treatment. University Press of America, 2015. ISBN 978-0761865575 (Leicht gekürzte Neuausgabe)
- Brian G. Gilmartin (1989). The Shy Man Syndrome: Why Men Become Love-Shy and How They Can Overcome It. ISBN 0-8191-7009-7 (Stark gekürzte Version der Originalausgabe)
- Brian G. Gilmartin (1987). Shyness & Love: Causes, Consequences, and Treatment. University Press of America, 1987. ISBN 0-8191-6102-0 (Originalausgabe)
Aufsätze
- Brian G. Gilmartin (1987). "Peer group antecedents of severe love-shyness in males." Journal of Personality 55: 467-89.
- Brian G. Gilmartin (1985). "Some Family Antecedents of Severe Shyness in Males." Family Relations 34: 429–438.
Rezension
- Elizabeth Rice Allgeier (1988). Book Review: Shyness & Love: Causes, Consequences, and Treatment. Journal of Sex Research 25 (2): 309–315.
Siehe auch
Weblinks
- Crossdreamers: On Gilmartin's love-shy men and the male lesbians (Part 1) – ein Erklärungsansatz aus der Perspektive der Geschlechtsvarianz