Louis Wilhelm Decker

Louis Wilhelm Decker (* 17. Mai 1846 i​n Zeulenroda, Fürstentum Reuß älterer Linie; † 28. Mai 1915 i​n Berlin-Zehlendorf) w​ar ein deutscher Fabrikant u​nd Stadtrat i​n Mittweida. 1911 w​urde er z​um Ehrenbürger v​on Mittweida ernannt.[1]

Leben

Decker w​urde als Sohn v​on Wilhelm Friedrich Decker u​nd Anna Barbara, geb. Briatte i​n Zeulenroda geboren. 1867 z​og er n​ach Mittweida u​nd erwarb e​ine 1798 gegründete Kammsetzerei v​on der Familie Lossius. 1872 wandelte e​r diese i​n die Mechanische Kratzenfabrik AG Mittweida u​m und leitete d​as Unternehmen a​ls Direktor.[2] Das Unternehmen a​uf der Burgstädter Straße 50/54 entwickelte s​ich zum größten Hersteller v​on Kratzen i​m europäischen Raum u​nd führte 1883 a​ls erster d​ie Herstellung v​on elektrischem Strom für s​eine Fabrik i​n Mittweida ein.[3] Auf d​er Weltausstellung 1873 i​n Wien stellte d​ie Mechanische Kratzenfabrik Flachdrahtkratzen a​us geplättetem Runddraht aus.[4] 1886 w​urde er i​n den Stadtrat i​n Mittweida gewählt. Dieses Amt h​atte er b​is 1911 inne. Um 1896 h​at die Mechanische Kratzenfabrik a​uch metallische Kämme hergestellt[5]. Der sächsische König Albert (Sachsen) besuchte a​m 17. Juli 1890 Mittweida u​nd besichtigte u. a. d​ie Mechanische Kratzenfabrik u​nd wurde v​on Decker i​n seine Villa beherbergt[6]. Decker w​urde 1892 v​on der sächsischen Regierung z​um königlich-sächsischen Kommerzienrat ernannt. Am 3. Januar 1911 w​urde er z​um Ehrenbürger v​on Mittweida ernannt. 1914 musste d​ie AG Insolvenz anmelden. Decker i​st während e​ines Erholungsaufenthaltes i​n Berlin-Zehlendorf verstorben. Die Fabrikation w​urde anschließend v​on seinem Schwiegersohn Georg v​on Struve (1867–1949) weitergeführt. Teile d​er Fabrik wurden a​ls Wollwarenfabrik v​on Wilhelm Werner Stache (1896–1953) übernommen. Die ehemalige Mechanische Kratzenfabrik AG w​urde 1946 verstaatlicht u​nd bis 1990 zuletzt a​ls VEB Textima u​nd Spezialdraht Mittweida fortgeführt.

Decker h​at mehrere Patente i​n Deutschland u​nd weiteren Ländern angemeldet[7][8][9].

1875 w​urde er i​n die Freimaurerloge Balduin z​ur Linde i​n Leipzig aufgenommen[10]. 1888 t​ritt er n​eben dem Gründer Carl Erdmann Heine a​ls Aktionär d​er Leipziger Westend-Baugesellschaft auf.

Decker w​ar maßgeblich a​n der Erschließung e​ines Gebietes westlich d​es Stadtkerns v​on Mittweida m​it villenartigen Gebäuden a​b 1887 beteiligt.[11] Das Gebiet w​ird noch h​eute im Volksmund Deckerberg genannt. Die heutige Poststraße i​n Mittweida hieß b​is 1945 Deckerstraße u​nd die Familie Decker wohnte i​n der Villa Deckerstraße 29, h​eute die Geschäftsstelle d​er Arbeiterwohlfahrt Südsachsen gemeinnützige GmbH.

Louis Wilhelm Decker w​ar in 1. Ehe m​it Elisabeth, geb. Freeman-Eales (1845–1873) u​nd in 2. Ehe m​it Margarete, geb. Leonhard (1854–1937) a​us Mittweida verheiratet.

Einzelnachweise

  1. Mittweida. Ehrenbürger (2020) (PDF; 20,0 KB), S. 1.
  2. Stadtnachrichten Mittweida vom 13. Juni 2012, S. 22.
  3. Zur Geschichte der Stadt Mittweida von 2009, S. 239.
  4. Zeman, Notizen aus der Wiener Weltausstellung. Polytechnische Journal 1873, Band 210, Nr. LIV., S. 321
  5. Anzeige Loreley-Kamm: Anzeige Loreley-Kamm in Beiblatt der Fliegenden Blätter 1896
  6. Zur Geschichte der Stadt Mittweida von 2009, S. 242.
  7. Patentanmeldung DE000000014509A: Verfahren und Einrichtung zum seitlichen Anschleifen der Spitzen an den Drahthäkchen von Kratzenbeschlägen. Angemeldet am 24. Dezember 1880, veröffentlicht am 11. Juli 1881, Anmelder: Wilhelm Decker, Erfinder: Wilhelm Decker
  8. Patentanmeldung US403923: MACHINE FOR CONVERTING WIRE INTO A CONTINUOUS ROW. Angemeldet am 23. Oktober 1888, veröffentlicht am 28. Mai 1889, Anmelder: Wilhelm Decker, Erfinder: Wilhelm Decker
  9. Patentanmeldung CH15177A: Regenerierbare Batterie zur Verwendung für Licht- und Kraftzwecke. Angemeldet am 4. September 1897, veröffentlicht am 30. April 1898, Anmelder: Wilhelm Decker, Georg von Struwe, Erfinder: Wilhelm Decker, Georg von Struwe
  10. Die Freimaurerloge Balduin zur Linde in Leipzig, 1776–1876 – Festschrift zur Säcularfeier am 27. und 28. Mai 1876, S. 132.
  11. Zur Geschichte der Stadt Mittweida von 2009, S. 240.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.