Lorenzo Bellini
Lorenzo Bellini (* 3. September 1643 in Florenz; † 8. Januar 1704 ebenda) war ein italienischer Anatom und Nieren-Physiologe.
Leben
Lorenzo Bellini studierte in Pisa Mathematik und Philosophie. Als 20-Jähriger wurde er zum Professor für theoretische Medizin ernannt. Er war ein Schüler von Giovanni Alfonso Borelli und wurde mit 25 Jahren Professor für Anatomie und Lehrstuhlinhaber in Pisa. Mit seinem 1703[1] erschienenen Werk De morbis pectoris gehörte Bellini zu den ersten Anatomen, die eine steinartige Substanz, die seinerzeit auch als „Verknöcherung“ angesehen wurde, in den Herzkrankgefäßen beschrieben hat, die auf sklerotische Veränderungen der Koronararterien hinweisen.[2] Bellini arbeitete anatomisch auch über die Niere und entdeckte die nach ihm benannten Bellini-Gänge (Harngang, Sammelrohr, alte Bezeichnungen Ductus Bellini oder Tubulus Bellini).[3] In diesen Gängen (im medullären Sammeltubulus) bildet sich das Ductus-Bellini-Karzinom, eine seltene Form des Nierenzellkarzinoms. Intuitiv erkannte Bellini auch den Filtermechanismus des Harns.[4]
Seine 1680 veröffentlichte Theorie der Harnbereitung, nach der das vom Blut getrennte „Serum“ in die Nierenkanäle und das vom serösen „Humor“ befreite Blut in die Venen gelangt, galt bis ins 19. Jahrhundert.[5] Seit 1691 war er Mitglied der Accademia della Crusca.[6] 1699 wurde er als korrespondierendes Mitglied in die Académie des sciences aufgenommen.[7]
1704 starb Bellini nach einer Magenblutung.
Schriften
- Exercitatio anatomica de structura et usu renum. 1662.
- De urinis et pulsibus – De missione sanguinis – De febribus – De morbis capitis et pectoris. Antonius Pisarius, Bologna 1683 (Digitalisat).
- Opuscula aliquot. Leiden 1695.
- De morbis pectoris. Leiden 1703.
Literatur
- Barbara I. Tshisuaka: Bellini, Lorenzo. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 162.
- Giulio Coari - Claudio Mutini: BELLINI, Lorenzo. In: Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 7: Bartolucci–Bellotto. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1965.
Weblinks
Einzelnachweise
- www.buscabiografias.com.
- Hans H. Lauer: Geschichtliches zur Koronarsklerose. BYK Gulden, Konstanz 1971 (Aus dem Institut für Geschichte der Medizin der Universität Heidelberg), S. 6 f.
- Ludwig August Kraus: Kritisch-etymologisches medicinisches Lexikon, 3. Auflage, Deuerlich- und Dieterichsche Buchhandlung, Göttingen 1844, S. 1067.
- Francesco Trevisani: Lorenzo Bellini. In: Wolfgang U. Eckart, Christoph Gradmann (Hrsg.): Ärztelexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart. 3. Auflage. Springer Verlag, Heidelberg/Berlin / New York 2006, S. 40. Ärztelexikon 2006, doi:10.1007/978-3-540-29585-3.
- Horst Kremling: Über Schwangerschaft und Niere. Ein Rückblick. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 17, 1998, S. 275–282; hier: S. 275.
- Mitgliederliste der Crusca
- Verzeichnis der Mitglieder seit 1666: Buchstabe B. Académie des sciences, abgerufen am 17. September 2019 (französisch).