Literaturarbeit
Eine wissenschaftliche Literaturarbeit, Literaturstudie oder Theoriearbeit ist eine schriftliche wissenschaftliche Arbeit, die zumeist einem einzelnen Autor zugeordnet werden kann. Grundsätzlich sind zwei Ausrichtungen von wissenschaftlichen Arbeiten möglich: Die wissenschaftliche Qualifikationsarbeit dient der Leistungsüberprüfung im Rahmen der Hochschullaufbahn. Darüber hinaus werden wissenschaftliche Arbeiten im Rahmen von privaten sowie staatlichen Forschungseinrichtungen und fachwissenschaftlichen Tagungen geschrieben. Alle diese Ausrichtungen können in Form einer Literaturarbeit angefertigt werden.
Die wissenschaftliche Literaturarbeit basiert nicht auf der Darstellung eigener Forschungsergebnisse, präsentiert also kein empirisch gewonnenes Wissen. Vielmehr zielt sie darauf ab, die bereits zum Thema bestehenden wissenschaftlichen Publikationen hinsichtlich einer forschungsleitenden Frage oder These auszuwerten.
Einordnung in die Wissenschaft
Ziel der Wissenschaft ist es, die Gesamtheit des menschlichen Wissens zu bewahren, kritisch zu reflektieren, zu erweitern, aber auch zu lehren.[1] Die wissenschaftliche Literaturarbeit basiert nicht auf der Darstellung von zuvor eigens erhobenen Forschungsergebnissen, ist also von der empirischen wissenschaftlichen Arbeit abzugrenzen. Dennoch bereichert sie den wissenschaftlichen Diskurs, indem sie bereits vorhandene Wissensbestände aufarbeitet und auf eine zuvor festgelegte Fragestellung hin fokussiert. Neben wissenschaftlichen Publikationen können auch Schrift- oder Bildquellen Bestandteil einer wissenschaftlichen Literaturarbeit sein. Das Anfertigen einer Literaturarbeit basiert demzufolge auf Quellenarbeit und ist mit Literaturrecherche verbunden.
Inwiefern im Rahmen der Literaturarbeit ein Erkenntnisgewinn, also die Bereicherung des wissenschaftlichen Diskurses, erwartet wird, ist davon abhängig, in welchem Kontext diese erstellt wird. Literaturarbeiten, die im Rahmen eines Bachelorstudiums oder als Bachelorarbeit verfasst werden, zeigen meist nur kleinere Erkenntnisgewinne. Wird eine Masterarbeit, Dissertation oder gar Habilitation als Literaturarbeit verfasst, werden hingegen größere Erkenntnisfortschritte verlangt.[2]
Umfang einer Literaturarbeit
Da Literaturarbeiten oftmals im Rahmen einer Leistungsüberprüfung während des Hochschulstudiums entstehen und an die Vergabe von Leistungspunkten, sogenannten Credit Points, gebunden sind, ist ihre Anfertigung zumeist an Regularien gebunden. Diese sind höchst individuell und werden durch den Lehrstuhl vorgegeben, unter dessen Betreuung die wissenschaftliche Literaturarbeit geschrieben wird. Zu den einzuhaltenden Regularien gehören insbesondere ein vorgegebener Zitationsstil sowie die Einhaltung diverser Formatierungsparameter, wie beispielsweise eines spezifischen Seitenrandes oder einer bestimmten Schriftgröße und Schriftart. Auch ist der Umfang einer wissenschaftlichen Literaturarbeit vorgegeben. Wissenschaftliche Literaturarbeiten sind bereits im Umfang von ca. fünf Seiten möglich und werden in dieser Form als Essay bezeichnet. Eine Literaturarbeit im Bachelorstudium erstreckt sich über ungefähr 10 bis 20 Seiten, im Masterstudium und der weiterführenden wissenschaftlichen Laufbahn sind es sukzessive mehr.
Aufbau einer Literaturarbeit
Der Aufbau einer wissenschaftlichen Literaturarbeit[3] ist variabel und richtet sich nach dem Fachbereich, in dem die Arbeit verfasst wird, aber auch nach Vorgaben der Prüfungsordnung. Übliche Bestandteile einer wissenschaftlichen Literaturarbeit sind:
- das Deckblatt, das wichtige Informationen zum Verfasser, den Titel der Arbeit und Informationen zur Universität und dem Studiengang enthält,
- ein Abstract, der die Forschungsfrage, Vorgehensweise und Ergebnisse der wissenschaftlichen Literaturarbeit in knapper Form zusammenfasst,
- das Inhaltsverzeichnis, das eine Auflistung der enthaltenen Kapitel bereitstellt,
- Abbildungs-, Tabellen-, Abkürzungs-, ggf. Formelverzeichnis,
- der eigentliche Textteil der wissenschaftlichen Literaturarbeit,
- das Literaturverzeichnis, das sämtliche verwendeten Publikationen alphabetisch aufschlüsselt, sowie
- eine eidesstattliche Erklärung, in der vom Verfasser versichert wird, dass die Literaturarbeit in eigenständiger Leistung angefertigt wurde.
Inhalt
Der Inhalt des Hauptteils einer wissenschaftlichen Literaturarbeit richtet sich danach, an welchem Lehrstuhl, in welchem Fach und unter welcher Fragestellung die Theoriearbeit verfasst wird. Ein gängiger Aufbau, den es für die spezifische Fragestellung anzupassen gilt, ist der Folgende:
Einleitung
Die Einleitung definiert das Erkenntnisinteresse, zeigt die fokussierte Forschungslücke auf und formuliert die zugrunde liegende Forschungsfrage. In der Einleitung wird außerdem der Forschungsstand dargelegt, d. h., es wird beschrieben, inwiefern die untersuchte Thematik in der wissenschaftlichen Forschung bereits behandelt wurde.
Einordnung in einen theoretischen Kontext
Die meisten wissenschaftlichen Fachbereiche arbeiten theoriebasiert. Eine Literaturarbeit muss dementsprechend kommunizieren, auf welche Theorien sie sich bezieht, und diese in präziser Form darstellen.
Auswertung der verwendeten Literatur
Der Hauptteil einer wissenschaftlichen Literaturarbeit führt die Leser anhand eines klaren roten Fadens durch die verwendete Literatur. Dabei gilt es, über eine korrekte Zitation stets auf den Ursprung der dargestellten Gedanken zu verweisen, um das Plagiieren von Gedanken zu vermeiden.
Fazit
Das Fazit führt die im Hauptteil aufgeworfenen Argumentationsstränge im Hinblick auf die Forschungsfrage zusammen und beantwortet diese. Im Fazit wird zudem auf Ansätze für weiterführende Forschung, sogenannte Forschungsdesiderate, verwiesen, die dem Verfasser bei der Bearbeitung aufgefallen sind.
Die wissenschaftliche Literaturarbeit ist das freieste Format einer wissenschaftlichen Arbeit. Einer strengen Gliederung muss und kann daher nicht gefolgt werden. Dies gilt insbesondere für die Geisteswissenschaften, die zumeist nicht auf einheitliche Forschungsmethoden zurückgreifen. Vielmehr gilt es, pragmatische Überlegungen im Sinne einer stringenten Argumentation zusammenzuführen. In der Gliederung einer wissenschaftlichen Literaturarbeit spiegelt sich der Gang der Argumentation üblicherweise bereits wider.
Literatur
- Volker Ahrens: Abschlussarbeiten richtig gliedern. UTB, Zürich 2014.
- Kristina Folz, Detlef Jürgen Brauner, Hans-Ulrich Vollmer: Studi-SOS Bachelorarbeit. Erste Hilfe fürs wissenschaftliche Arbeiten. Verlag Wissenschaft & Praxis, Sternenfels 2015.
- Martin Kornmeier: Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht: für Bachelor, Master und Dissertation, 7. Auflage. UTB (Haupt-Verlag), Bern 2016.
- Helga Esselborn-Krumbiegel: Von der Idee zum Text. Eine Anleitung zum wissenschaftlichen Schreiben. 3. Auflage. Schöningh Verlag, Paderborn 2008.
- Helga Esselborn-Krumbiegel: Richtig wissenschaftlich schreiben. Wissenschaftssprache in Regeln und Übungen. Schöningh Verlag, Paderborn 2010.
- Klaus Niedermair: Recherchieren und Dokumentieren: Der richtige Umgang mit Literatur im Studium. UVK, Konstanz 2010.
Einzelnachweise
- Zitiert nach Brockhaus Enzyklopädie, 19. Aufl., Mannheim, 1994.
- K. Folz/ D. J. Brauner/ H.-U. Vollmer: Studi-SOS Bachelorarbeit. Erste Hilfe fürs wissenschaftliche Arbeiten. Sternenfels 2015, S. 28.
- Justus-Liebig-Universität Gießen: Leitfaden zur Erstellung einer Literaturarbeit. Abgerufen am 7. Oktober 2020.