Litauisches Polnisch

Das litauische Polnisch (poln.: polszczyzna litewska) i​st ein ostpolnischer Dialekt, d​er hauptsächlich i​n der Umgebung d​er litauischen Hauptstadt Vilnius v​on den Angehörigen d​er polnischen Minderheit i​n Litauen gesprochen wird. Die polnische Minderheit m​acht heute über 210.000 Menschen a​us und stellt i​n einigen litauischen Regionen d​ie Bevölkerungsmehrheit. Dem Dialekt l​iegt belarussisches, russisches u​nd litauisches Substrat zugrunde.

Die meisten Sprecher bestehen a​uf ihren spezifischen Dialekt, u​m ihre Zugehörigkeit z​ur litauischen Polonia z​u betonen. Allerdings i​st zu beobachten, d​ass höher gebildete Sprecher s​ich immer m​ehr des normierten Polnisch bedienen. Unter d​er Jugend w​ird ebenfalls d​er Dialekt gebraucht, anders a​ls in formelleren Situationen, w​ie zum Beispiel b​eim Polnisch-Unterricht i​n der Schule, i​n der Universität o​der bei e​inem Familientreffen m​it Verwandten a​us Polen.

Im litauisch-polnischen Slang i​st eine besonders große Auswahl a​n verschiedenen Wörtern für n​ur eine einzige Sache auffällig. Zum Beispiel z​ur Begrüßung (cześć, priwiet, zdarow, łabas, salut, hej, ku-ku, ahoj), b​ei der Verabschiedung (paka, cześć, pa, bywaj, iki, adiu, atia, trzymaj się), o​der für d​as Wort „Schule“ (buda, szula, chata, więzienie, zona, saraj, dziura, skul). Dieser Slang h​at eine n​icht unerhebliche Anzahl a​n Lehnwörtern, d​ie meist a​us dem Russischen, a​ber auch a​us dem Litauischen, Weißrussischen, Italienischen, Französischen, Deutschen u​nd Englischen entliehen werden.

Eigenschaften

Charakteristische Eigenschaften d​er Mundart sind:

  • e > i/y, z. B. kobita, pirog, srybro;
  • Schwund oder Zerlegung von Nasalen, z. B. piechoto, myślo; chcem, z naukom;
  • unbetontes o wird zu a, z. B. skawronek, pieczywa (vgl. Standard-Poln. skowronek, „Lerche“ bzw. pieczywo, „Gebäck“);
  • weiches ľ in allen Positionen, z. B. ľas, ľato;
  • ch ist weich, z. B. chitry, chiba, marchiew;
  • entpalatarisiertes ń, z. B. Minsk, łacinski, słonce;
  • häufiges Suffix -uk, z. B. dzieciuk;
  • Pronomina każden, któren;
  • Akkusativ weiblicher Substantive und Adjektive gleicht dem Nominativ, z. B. rura w rura, każden jeden człowiek ma swoja dola;
  • Umschreibung von mieć (haben) als u + być (bei ... ist, nach (weiß-)russischem Muster), z. B. u niej jest ...;
  • w statt do bei Richtungsangaben, z. B. włożyć w kieszeń;
  • aktives Perfektpartizip (auch von durativen Verben, z. B. bywszy, jadszy, miawszy, czytawszy, wiedziawszy) in attributiver sowie prädikativer Stellung, z. B. spleśniawszy bochenek, a gdzie ona poszedszy;
  • Vergangenheitsformen vom Typ ja milczał, my czekali, już mnie gadano.

Literatur

  • Barbara Dwilewicz: Język mieszkańców wsi Bujwidze na Wileńszczyźnie. Warszawa 1997, ISBN 83-7181-048-2.
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