Licinius Imbrex
Licinius Imbrex war ein römischer Komödiendichter republikanischer Zeit. Von seinen Werken sind nur ein Titel und ein zwei Verse umfassendes Fragment erhalten.
Seine Lebensdaten sind unbekannt, doch wird er von Gellius als alter, das heißt früher Dichter von Komödien (vetus comoediarum scriptor) bezeichnet.[1] Er war wohl Zeitgenosse des Plautus, hatte seine Blüte folglich um 200 v. Chr. Gellius nennt auch den heute einzig bekannten Titel eines seiner Stücke – Neaera – und überliefert die zugehörigen Verse:
„Nolo ego Neaeram te vocent, sed Nerienem,
Cum quidem Mavorti es in conubium data“
„Ich möchte nicht, dass sie dich Neaera nennen, sondern Nerienes,
da du ja dem Mars zur Ehe gegeben bist.“[2]
Angespielt wird auf Nerio, Kultgenossin und Gemahlin des Mars, die auch bei Plautus Nerienes genannt wird.[3]
Volcacius Sedigitus zählt Licinius Imbrex in seinem Kanon der Palliatendichter an vierter Stelle auf, hinter Caecilius Statius, Plautus und Naevius.[4] Wohl nicht gleichzusetzen ist Licinius Imbrex mit Publius Licinius Tegula, laut Livius[5] Verfasser eines durch die Decemviri sacris faciundis bestellten Sühneliedes anlässlich eines im Jahr 200 v. Chr. eingetretenen Prodigiums.[6] Zwar sind Tegula und Imbrex zwei antike Dachziegelformen, in ihrer Funktion sind sie jedoch zu verschieden, um synonym gebraucht werden zu können. Aufgabe derartiger Beinamen war aber die Unterscheidung namensgleicher Zeitgenossen.[7] Imbrex und tegula haben im Bereich des Theaterwesens jedoch eine weitere Bedeutung und kennzeichnen die Art des gespendeten Applaus: tegula mit flachen Händen, imbrex mit hohlen Händen. Die verwandten und doch verschiedenen Beinamen könnten bei Personen, die für die Bühne und den öffentlichen Auftritt schufen, hierauf anspielen.[8]
Literatur
- Jürgen Blänsdorf: Licinius Imbrex. In: Werner Suerbaum (Hrsg.): Die archaische Literatur. Von den Anfängen bis Sullas Tod (= Handbuch der lateinischen Literatur der Antike. Band 1). C. H. Beck, München 2002, ISBN 3-406-48134-5, S. 257.
- Jürgen Blänsdorf: Licinius I 22. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 7, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01477-0, Sp. 165.
- Ernst Diehl: Licinius 92. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XIII,1, Stuttgart 1926, Sp. 371.
- Annie Dubourdieu, Philippe Moreau: Imbrex et Tegula : la technique des applaudissements à Rome. In: Latomus. Band 45, Heft 4, 1986, S. 717–730.
- Gesine Manuwald: Römisches Theater. Von den Anfängen bis zur frühen Kaiserzeit. Francke, Tübingen 2016, ISBN 978-3-8252-4581-8, S. 210–211.
Anmerkungen
- Aulus Gellius, Noctes Atticae 13,23,16.
- Aulus Gellius, Noctes Atticae 13,23,16–17; Übersetzung nach Gesine Manuwald: Römisches Theater. Von den Anfängen bis zur frühen Kaiserzeit. Francke, Tübingen 2016, S. 210.
- Plautus, Truculentus 515: Mars peregre adveniens salutat Nerienem uxorem suam.
- Volcacius Frg. 1,8.
- Livius 31,12,10.
- Für die Gleichsetzung sprach sich zum Beispiel aus: Giusto Monaco: P. Licinivs Tegvla-Imbrex. In: Studi di poesia latina in onore di Antonio Traglia. Band 1 (= Storia e letteratura. Band 146). Edizioni di storia e letteratura, Rom 1979, S. 93–97, hier: S. 96 f.
- Diesen Einwand erhebt: Jürgen Blänsdorf: Licinius Imbrex. In: Werner Suerbaum (Hrsg.): Die archaische Literatur. Von den Anfängen bis Sullas Tod (= Handbuch der lateinischen Literatur der Antike. Band 1). C. H. Beck, München 2002, S. 257.
- Annie Dubourdieu, Philippe Moreau: Imbrex et Tegula : la technique des applaudissements à Rome. In: Latomus. Band 45, Heft 4, 1986, S. 717–730.