Leo senex, aper, taurus et asinus

Leo senex, aper, taurus e​t asinus (lat. für Der a​lte Löwe, d​er Eber, d​er Stier u​nd der Esel) i​st eine d​er 94 Fabeln, welche Phaedrus i​n seinem Werk Fabulae verfasst hat. Dieses Werk besteht a​us 5 Büchern, v​on welchem d​ie Bücher 2 u​nd 5 unvollständig überliefert wurden. Sie i​st die einundzwanzigste i​m ersten Buch, d​as die Fabeln 1 b​is 31 beinhaltet.

Die Fabel

Das lateinische OriginalÜbersetzungMetrikAnmerkung

Quicumque amisit dignitatem pristinam,
ignavis etiam iocus est in casu gravi.
Defectus annis et desertus viribus
leo cum iaceret spiritum extremum trahens,
aper fulmineis ad eum venit dentibus,
et vindicavit ictu veterem iniuriam.
Infestis taurus mox confodit cornibus
hostile corpus. Asinus, ut vidit ferum
impune laedi, calcibus frontem extudit.
At ille exspirans: „Fortes indigne tuli
mihi insultare: Te, Naturae dedecus,
quod ferre cogor, certe bis videor mori“.[1]

Wer einmal seine frühre Macht verloren hat,
Gereicht zum Spott auch Feigen, weils ihm übel geht.
Vom Alter schwach, verlassen von der frühern Kraft,
Lag in den letzten Zügen einst der Löwe da.
Der Eber stürmt mit blanken Zähnen auf ihn los,
Verwundet ihn, und rächte so ein altes Leid.
Der Stier sofort auch stößet bald mit scharfem Horn
Los auf den Feind. Der Esel, als er sah, daß man
Den Leun straflos mißhandelt, schlägt ihn mit dem Huf
An seine Stirn. Da seufzt er sterbend: Bitter schmerzt
Mich schon der Hohn von Tapfern; doch daß ich von dir,
Scheusal, Dieß leide, schmerzet doppelt mich der Tod.[2]

Qui|cùm|qu~a|mì|sit dì|gni|tà|tem prìs|ti|nàm,
ig|nà|vis ét|iam iò|cu~st ín ca|sú gra|ví.
De|féc|tus án|nis ét de|sér|tus ví|ri|bús
le|ó c~ia|cé|ret spí|ri|t~éx|tre|múm tra|héns,
a|pèr ful|mí|ne|ís ad è|um vé|nit dén|ti|bús,
et vìn|di|cá|vit íc|tu vé|te|r~ín|iur|iám.
In|fés|tis tàu|rus mòx con|fò|dit còr|ni|bùs
hos|tì|le còr|pus. À|si|nùs, ut vi|dìt fe|rùm
im|pù|ne làe|di, càl|ci|bùs fron|tè~x|tu|dìt.
At ìl|l~ex|spì|rans: "Fòr|tes ìn|dig|nè tu|lì
mi|h~ìn|sul|tà|re: Tè, Na|tù|rae dè|de|cùs,
quod fer|rè cer|tè co|gòr bis vì|de|òr mo|rì".

Die Fabel ist in Verse mit jeweils sechs Jamben eingeteilt, die aus einer unbetonten und einer betonten Silbe bestehen. Dabei folgt die betonte auf die unbetonte Silbe. Zuweilen kann auch ein langer durch zwei kurze Vokale ausgetauscht werden. Durch eine sogenannte Elision, werden unbetonte Laute zum Teil weggelassen, um die Anzahl der Silben in einem Vers zu verringern und somit ein gewähltes Versmaß aufrechtzuerhalten. Dabei können zwei aufeinander folgende Vokale getilgt werden. Im Latein kann man auch ein Wort, das auf -um oder -am endet und auf das ein Vokal folgt, tilgen.

Beispiele:

  • Ille expirans → il~expirans
  • spiritum extremum → spirit~extremum

Literatur

Einzelnachweise

  1. 9. Der alte Löwe, der Eber, der Stier und der Esel. (PDF; 2,0 MB) In: Johannes Siebelis: Tirocinium poeticum. Teubner, Berlin 1917, S. 24/25.
  2. H. J. Kerler: Römische Fabeldichter. S. 98/99. Stuttgart 1838, (online).
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