Laienbruder
Als Laienbrüder bezeichnete man in der katholischen Kirche Ordensmänner, die die Profess abgelegt, aber nicht zum Priester geweiht sind. Sind männliche Laien Mitglied einer Ordensgemeinschaft, die vorwiegend aus Klerikern besteht, so leben sie mit den Ordenspriestern zusammen, können aber innerhalb der Ordensgemeinschaft meist keine leitenden Funktionen wahrnehmen. Daneben gibt es auch Brüderorden, dort können Ordensbrüder auch als Vorgesetzte von Priestern fungieren.
Arbeitsbereiche
Bis zum Dekret des Zweiten Vatikanischen Konzils Perfectae caritatis (über die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens), das die Laienbruderschaft als Institut abschaffte, da es dem eigentlichen Ordensideal widersprach, lebten Laienbrüder von den Mitgliedern des Konvents getrennt, verrichteten meist manuelle Arbeiten und hatten geringere Gebetsverpflichtungen als diese. Typische Tätigkeiten waren Hausarbeit, Arbeiten auf dem Feld oder im Stall, als Handwerker, Sakristan oder an der Klosterpforte. Daneben gab es in den Klöstern zum Teil auch Mönche, die (gegebenenfalls noch) keine Priester, aber voll in den Mönchskonvent integriert waren (Fratres).
In geschichtlichen Epochen
Zisterzienserkonversen im 13./14. Jahrhundert
Wie in den frühen Tagen des Ordens kamen Konversen aus allen Schichten der Gesellschaft. Im Generalkapitel des Jahres 1311 ist belegt, dass es sogar eine Tendenz unter Personen von hoher Geburt und ritterlicher Kultur gab, als Laienbruder ins Kloster einzutreten. Natürlich kam es auch vor, dass solche in ihre früheren Gewohnheiten zurückfielen und weniger vorbildlich waren. Jedenfalls ging die Zahl der Zisterzienser-Konversen im 14. Jh. stark zurück.
Zahlreiche Beispiele zeigen, dass die Conversi ein turbulentes Element der Klostergemeinschaft bilden konnten. Im Jahr 1237 griffen die Konversen von Grandselve in der Gascogne ihren Abt körperlich an; auch andere Mitbrüder, die sich in seiner Kanzlei aufhielten, wurden dabei verletzt. Im Jahr 1241 wurde der Abt von Eberbach durch einen Laienbruder ernsthaft verstümmelt. Solche Beispiele können aus allen Ländern vervielfacht werden: ob die Konversen allein dafür verantwortlich waren oder, wie es oft der Fall war, auch Priestermönche Teil der Rebellion waren, ist nicht immer klar. Auf dem Weg zum Generalkapitel fanden Äbte manchmal eine verrohte Haltung seitens der Laienbrüder in den Klöstern, wo sie Station machten. 1241 gab es ein Handgemenge zwischen den Dienern von vier englischen Äbten und einem Conversus von Vauluisant. Neun spanische Äbte beschwerten sich über die Behandlung in einem Gutshof von Bonneval, als sie 1236 dort absteigen wollten. Der Konverse, der Herr des Gutshofes war, wollte sie nicht aufnehmen.[1]
Frühe Neuzeit
Das von Br. Heinrich Rauscher (1740–1802) verfasste Manuskript aus der Abtei St. Peter im Schwarzwald gibt einen seltenen Einblick in das Leben der Konversen in einer Benediktinerabtei der frühen Neuzeit. Sie nahmen nicht am Chorgebet teil, sondern beteten stattdessen andere Gebete. Jeden Tag besuchten sie die Heilige Messe; eine halbe Stunde war für die Lectio divina vorgesehen. An den meisten Tagen durften sie Fleisch essen und Wein trinken. Ihre Arbeitsgebiete waren die Klosterpforte, die Sakristei und häusliche Arbeiten. Jeden Tag nach der Prim trafen sie sich im Kapitelsaal, wo ein Kapitel aus der Benediktsregel vorgelesen wurde. Nach dem Schuldkapitel erhielten sie ihre Arbeitsaufträge.[2]
In den Klöstern der anderen Orden lebten die Brüder in einer ähnlichen Lebensform.
20. Jahrhundert
In den meisten monastischen Orden galten die bezeichneten Laienbrüder bis zur Anpassung des Ordenslebens an die Vorgaben des Dekrets Perfectae caritatis (über die zeitgenössische Erneuerung des Ordenslebens) des Zweiten Vatikanischen Konzils nicht als vollwertige Mönche. In vielen Gemeinschaften erlangten sie nach 1970 volle Kapitelrechte und -pflichten.
Spiritualität
In der Tradition galten die Laienbrüder oft als demütiger und heiligmäßiger als die Priestermönche. So schrieb der Trappistenabt P. Eugene Boylan im Jahr 1958:
„Wenn Sie Mystiker im Kloster finden wollen, dann suchen Sie unter den Laienbrüdern. Für mich ist eine der größten Demütigungen meines Lebens, die Heilige Messe zu zelebrieren, wenn ein Laienbruder als Messdiener anwesend ist. Ich halte zwar den Herrn Jesus in meinen Händen, aber ich weiß wohl, dass Christus viel mehr an dem Mann interessiert ist, der neben mir kniet. Es ist die größte Demütigung, die ich kenne.“[3]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- A. Hamilton Thompson, [Rezension von:] Statuta Capitulorum Generalium Ordinis Cisterciensis..., in: The English Historical Review 55 (Juli 1940), S. 451–458, hier 455.
- Ulrich Lehner: Enlightened Monks: The German Benedictines, 1740-1803, Oxford 2011, ISBN 978-0199595129, S. 52.
- Eugene Boylan, Partnership with Christ. A Cistercian Retreat, Collegeville [USA] 2008, ISBN 978-0-87907-016-8, S. 143.