Lagerstraße (Rostock)
Die Lagerstraße in Rostock ist eine Straße im historischen Stadtkern der Hansestadt. Sie ist eine der Straßen, die in Nord-Süd-Richtung vom Strande (das heißt dem Stadthafen am Ufer der Unterwarnow) zur heutigen Langen Straße und zum Neuen Markt führten. Über die Querstraßen Pläterstraße und Strandstraße ist sie sowohl mit der Wokrenterstraße im Westen und über die Strand- und die Petersilienstraße mit dem Burgwall im Osten verbunden. Die Lagerstraße hat eine Länge von etwa 150 Metern. Zusammen mit der sich südlich anschließenden Faulen Grube und der Buchbinderstraße stellte sie die Grenze zwischen den einstigen Teilstädten Neustadt und Mittelstadt dar.
Geschichte
In der Chronologie der Ersterwähnung Rostocker Straßen nimmt sie den dritten Platz ein (1259 als platea Lagestrata), was ihren hohen Stellenwert im mittelalterlichen Stadtgefüge unterstreicht. Dieser leitet sich von ihrer Funktion als Bindeglied zwischen Hafen und den zwei Marktplätzen im Süden ab. Ihre Bezeichnung verdankt die Straße einem Rostocker Patriziergeschlecht namens Lawe, das möglicherweise eine Verbindung zur mecklenburgischen Kleinstadt Laage hatte. Zum Strand hin wurde die Lagerstraße durch das Lagertor begrenzt, welches nicht nur der Verteidigung, sondern auch der Erhebung von Zöllen diente. Da die drei Rostocker Teilstädte durch Wasserläufe voneinander getrennt wurden, ist die Lagerstraße ursprünglich am Ufer eines Nebenarms der Unterwarnow angelegt worden. Dieser Wasserlauf wurde jedoch bereits im 13. Jahrhundert zugeschüttet.
Ihrer sozialen Bedeutung entsprechend war die Lagerstraße mit dem repräsentativsten Bautyp hansischer Städte, dem Giebelhaus, umstanden, von denen noch heute einige Reste hinter neueren Fassaden verborgen sind. Die Lagerstraße blieb von dem Großen Stadtbrand des Jahres 1677, der ein gutes Drittel der Stadt vernichtete, verschont. Im 18. Jahrhundert wurde die Bebauung dem barocken Zeitgeschmack (äußerlich) angepasst. In der Lagerstraße 46 wohnte 1831/32 Fritz Reuter als (erfolgloser) Student der Rechtswissenschaften. Durch das Viernächte-Bombardement der britischen Luftwaffe Ende April 1942, bei dem das alte Rostock größtenteils unterging, nahm der südliche Abschnitt der Lagerstraße schweren Schaden. Allerdings waren die Zerstörungen weitaus geringer als in den Parallelstraßen Burgwall und Große Mönchenstraße, so dass die Lagerstraße einen Eindruck vom historischen Rostocker Stadtbild vermittelt.
Wegen des monumentalen Wiederaufbaus der Langen Straße ab 1953 verlor die Lagerstraße ihre Verbindung zu dieser, ist aber über den künstlich angelegten Verbindungsweg An der Oberkante an ihre westlichen Parallelstraßen angebunden.
Zu den sehenswerten Gebäuden in der Lagerstraße gehört unter anderem die Nummer 32, ein schlichtes Traufenhaus aus dem frühen 18. Jahrhundert. Die Nummern 7 und 8 sind barock, Letzteres im Kern noch mittelalterliche Reste. Das palaisartige Gebäude in der Nummer 17, 1797–1798 errichtet, ist im klassizistischen Stil errichtet. Es war Teil des Heilig-Geist-Hospitals. Das Giebelhaus in der Lagerstraße 26 (Ecke Petersilienstraße) besitzt mit seinem Treppengiebel eine der wenigen erhaltenen, für Speicherhäuser typischen Fassaden mit Rundbogenluken an einem Rostocker Profangebäude aus der Zeit um 1600.