Ladewagen
Der Ladewagen oder Heulader ist eine Erntemaschine, mit der Erntegut wie z. B. geschnittenes Gras, Heu, Stroh oder Rübenblätter mechanisiert im Einmannbetrieb aufgeladen werden kann.
Funktionsweise
Der Ladewagen ist ein Anhänger mit einem umbauten Laderaum. Das Erntegut wird mittels einer unter der Vorderseite des Wagens montierten geschobenen oder gezogenen Pickup-Trommel mit nachgiebigen Federzinken vom Boden aus aufgenommen und in den Förderkanal gedrückt. Dort greift eine kräftige Trommel, der sogenannte Laderotor, oder eine Förderschwinge mit starren Zinken das Material auf und drückt es in den Laderaum. Eine weitere Variante ist die Verwendung eines Rechenförderers, welcher heute nur noch von der Firma Agrar-Landtechnik in Balterswil (CH) verwendet wird. Die Maschinenfabrik Otto Gruber aus Österreich verwendet als dritte Alternative Schubstangen als Förderaggregat.
Der Laderaum ist mit einem Kratzboden ausgestattet. Meist werden Seile von Front nach Heck gespannt, so dass sich für das vergleichsweise grobe Material ein geschlossener Transportraum ergibt. Dadurch kann die Verdichtung durch den Laderotor intensiver stattfinden. Zum gleichmäßigeren Entladen in Fahrsilos oder zum gezielten Abladen in der Stallgasse sind viele Ladewagen am hinteren Ende mit Verteilwalzen ausgestattet.
Um das Ladegut zu zerkleinern, kann im Förderkanal optional ein Schneidwerk eingeschaltet werden. Die Schneidvorrichtungen verfügen in der Regel über 10 bis 35 Messer, teilweise aber auch bis zu 74 Messer. Das Erntegut kann mit diesen in Stücke von 4 bis 8 cm Länge zerschnitten werden. Die Genauigkeit und Qualität des Schnittes ist allerdings nicht mit der eines Feldhäckslers zu vergleichen.
Der Antrieb von Pickup, Fördertrommel, Schneidwerk, Kratzboden usw. erfolgt durch den ziehenden Traktor über eine Zapfwelle. Trotz hoher Ladeleistung ist der Kraftbedarf der Ladewagen vergleichsweise gering, ein Wagen mit 25 m³ Ladevolumen lässt sich bereits mit einem 25 kW starken Schlepper betreiben. Das Fassungsvermögen der produzierten Ladewagen variiert zwischen etwa 10 und 60 m³.
Silierwagen oder Kombiwagen sind Ladewagen, welche extra stabil gebaut sind, um alternativ durch Feldhäcksler befüllt zu werden. Insbesondere der Transport von Maissilage stellt höhere Ansprüche an die Stabilität des Aufbaus. Die Pickup kann für solche Zwecke demontiert werden. Der Förderschacht muss dann mit einer Bodenplatte verschlossen werden.
Ferner werden Ladewagen auch als Selbstfahrer gebaut. Die Selbstfahrer finden vornehmlich in Gebirgslagen Anwendung, da sie sich sehr wendig und hangtauglich konstruieren lassen (vgl. beispielsweise den Reform Muli). Zur besseren Wirtschaftlichkeit können die Selbstfahrer durch Aufbauwechsel auch zum Beispiel zum Düngerstreuen oder Ausbringen von Gülle verwendet werden.
Geschichte
Vor der Erfindung des Ladewagens musste das Heu auf große Wagen (z. B. Leiterwagen) geladen werden, auf die oben ein sog. Weißbaum gebunden wurde, damit die Ladung zusammenhielt.
Der Ladewagen wurde 1960 auf der DLG-Ausstellung ab 16. Mai in Köln von dem Erfinder Ernst Weichel erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Gerät trug bereits den Namen „Hamster“, die Gattungsbezeichnung „Ladewagen“ gab es damals noch nicht. Zur Simulation der Ladewagenladung war der Gatteraufbau von innen mit Grasmatten ausgekleidet. An einer Stelle war eine Lücke, in der mittels eines Diaprojektors Bilder von den anderen Weichel-Erzeugnissen vorgeführt wurden.
Der Ladewagen wurde vor der Präsentation in Köln 1960 nicht ein einziges Mal unter realen Bedingungen getestet. Erst im Herbst 1960 fand Ernst Weichel Zeit, an dem Projekt weiterzuarbeiten. Er hat die Vorderwand des Wagens etwas modifiziert, das in der Mitte angebrachte Stützrad auf die Seite versetzt und ihn dann mit seinem Unimog beim Laden von Stroh auf einem abgeernteten Acker ausprobiert (siehe Bild). Im unteren Bild erkennt man, dass es auf Anhieb funktioniert hat. Hier wird der Inhalt mittels Kratzboden abgeladen. Es dauerte bis 1976, bis die 1960 eingereichte Patentanmeldung DE 11 60 229[1] nach langwierigen Patentrechtsstreitigkeiten zum Patent erteilt wurde.
Die ersten Ladewagen verfügten noch über keine Messer und machten daher beim Abladen mehr Arbeit als die alte Methode. Weiterhin war die Kompression des Heus nicht hoch genug. Nach anfänglicher Skepsis der Fachwelt, fand der Ladewagen jedoch eine breite Akzeptanz, da der Arbeitsaufwand auf ein Zehntel reduziert wurde. Innerhalb eines Jahrzehnts stellten 50 % der Grünlandbetriebe auf den Ladewagen um. Anfang der 1990er Jahre wurde der Ladewagen oft durch selbstfahrende Feldhäcksler ersetzt. Mittlerweile erlebt er eine Renaissance, da er dem Feldhäcksler im Kraftstoffverbrauch sowie der Hangtauglichkeit (Tiefgangladewagen) überlegen ist und neue Modelle mit großem Ladevolumen entwickelt wurden.
Literatur
- Horst Eichhorn (Herausgeber), Landtechnik, 7. Auflage, Ulmer, Stuttgart, 1952, 1999, ISBN 3-8001-1086-5
Weblinks
Einzelnachweise
- Bibliografische Daten: DE1160229 (B) ― 1963-12-27, auf worldwide.espacenet.com, abgerufen am 21. September 2018