Léonora Miano
Léonora Miano (* 1973 in Douala, Kamerun) ist eine kamerunische Schriftstellerin.
Leben
Léonora Miano wurde 1973 in Douala, an der Küste Kameruns geboren. 1991 zog sie nach Frankreich, um in Valenciennes und später in Nanterre Amerikanische Literatur zu studieren.
Das Erstlingswerk von Léonora Miano, L’intérieur de la nuit (zu deutsch: Im Innern der Nacht), wurde von der frankophonen Kritik sehr gut aufgenommen. Der Roman allein wurde mit sechs Preisen ausgezeichnet: dem Les lauriers verts de la forêt des livres, Révélation (2005), dem Prix Louis Guilloux (2006), dem Prix Montalembert du premier roman de femme (2006), dem Prix Réné Fallet (2006), dem Prix Bernard Palissy (2006) und dem Prix de l’excellence camerounaise (2007)[1]. Von der französischen Zeitschrift Lire wurde er als das beste Debütwerk 2005 bezeichnet.
Für ihren zweiten Roman Contours du jour qui vient (zu deutsch: Umrisse des kommenden Tages) erhielt sie im November 2006 den von Schülern vergebenen Literaturpreis Prix Goncourt des lycéens.
Im Frühjahr 2008 veröffentlichte Léonora Miano fünf Novellen in der Buchreihe Etonnants Classique der Groupe Flammarion. Sie sind unter dem Titel Afropean Soul et autres nouvelles gruppiert.
Für den Roman La Saison de l’ombre wurde Miano 2013 mit dem Prix Femina ausgezeichnet.
Danach leitet die Schriftstellerin 2015 das Sammelwerk Volcaniques: une anthologie du plaisir, in dem zwölf Autorinnen der schwarzen Welt, Hemley Boum, Nafissatou Dia Diouf, Marie Dô, Nathalie Etoke, Gilda Gonfier, Axelle Jah Njiké, Fabienne Kanor, Gaël Octavia, Gisèle Pineau, Marie-Laure Endale, Elizabeth Tchoungui und Léonora Miano selbst Kurzgeschichten zu diesem Thema verfasst haben.
2018 inszeniert Satoshi Miyagi Révélation, den ersten Teil der 2011 veröffentlichten Trilogie über die Geschichte der Sklaverei Red in Blue. Léonora Miano, eine Expertin für Kolonialfragen, wählt einen Regisseur, dessen (japanische) Kultur weit von der Geschichte der transatlantischen Sklaverei entfernt ist. Dies ist ein Wunsch der Schriftstellerin, um eine "kulturelle Aneignung" durch einen Westler zu vermeiden. Der Kontrast zwischen der für einen westlichen Zuschauer vertrauten Geschichte und der ästhetischen Distanz (Dissoziation von Stimme und Körper, die vom japanischen Theater übernommen wurde) sorgt für Überraschung und geht laut Libération über die Konfrontation zwischen Afrika und Europa hinaus.
In Afropea - Post-westliche und post-rassistische Utopie (2020) lehnt Léonora Miano den Begriff der "schwarzen" Identität und Essenz ebenso ab wie den Begriff "Négritude" oder "Afrikaner". Stattdessen fordert sie die Begriffe Subsahariens, Afrodescendants oder Afropéens, wobei letzterer Begriff für sie ein fruchtbares Werkzeug ist, um "die Schaffung von integrativeren, post-westlichen Gesellschaften zu erreichen". In L'autre langue des femmes, das 2021 erschien, beschäftigt sie sich mit mehreren historischen oder legendären Frauenpersönlichkeiten aus der Subsahara und der Bedeutung, die ihre Legenden heute haben können, wie Tassin Hangbè, Moremi Ajasoro, Abla Pokou, Njinga du Ndongo et du Matamba, Amina de Zaria, Caroweelo, Yennenga, Sarraounia, usw..
Im Jahr 2021 verfasste sie das Vorwort zur französischsprachigen Veröffentlichung von Carnet de mémoires coloniales der portugiesischen Schriftstellerin Isabela Figueiredo.
Werke
- L’intérieur de la nuit. Plon 2005 ISBN 978-2-259-20149-0
- Contours du jour qui vient. Plon 2006 ISBN 978-2-266-17694-1
- Tels des astres éteints. Plon 2008 ISBN 978-2-259-20628-0
- Afropean Soul et autres nouvelles. 2008 ISBN 978-2-08-120959-6
- Habiter la frontière. L’Arche Editeur, Paris 2012 ISBN 9782851817860
- Deutsche Übersetzung der Essays Habiter la frontière und Les noires réalités in: Léonora Miano Eine Grenze bewohnen – Erinnerung dekolonisieren. Essays. Übersetzt aus dem Französischen von Lisa Wegener, Hiddensee: w_orten & meer, 2020 ISBN 978-3-945644-18-8
- La Saison de l’ombre. Éd. Grasset 2013 ISBN 978-2-24680113-9
- Deutsch: Zeit des Schattens. Übersetzt aus dem Französischen von Ina Pfitzner, Hiddensee: w_orten & meer, 2020 ISBN 978-3-945644-20-1
- L’impératif transgressif. L’Arche Editeur, Paris 2016 ISBN 9782851818935
- Deutsche Übersetzung der Essays L’impératif transgressif und Parole due in: Léonora Miano Eine Grenze bewohnen – Erinnerung dekolonisieren. Essays. Übersetzt aus dem Französischen von Lisa Wegener, Hiddensee: w_orten & meer, 2020 ISBN 978-3-945644-18-8
- Le Prix du rêve. Pièce de théâtre. L’Arche Editeur, Paris
- Deutsch: Der Preis des Traums. Erzählung. Übers. Sonja Finck, in Den gegenwärtigen Zustand der Dinge festhalten. Zeitgenössische Literatur aus Frankreich. Die horen, 267. Red. Jérôme Ferrari, Cornelia Ruhe. Wallstein Verlag, Göttingen 2017, ISBN 3835331213, S. 74–85.
Weblinks
Einzelnachweise
- Siehe Weblinks, Mianos Site