Kratippos von Athen
Kratippos von Athen (griechisch Κράτιππος Krátippos, latinisiert Cratippus) war ein antiker griechischer Geschichtsschreiber. Er soll im späten 5./frühen 4. Jahrhundert v. Chr. gelebt haben.
Über Kratippos ist nur sehr wenig bekannt. Dionysios von Halikarnassos berichtet, dass Kratippos ein Zeitgenosse des Thukydides gewesen sei und dessen Werk, das 411 v. Chr. endet, fortgesetzt habe.[1] Das Werk ist jedoch nicht erhalten. Plutarch[2] hat eine knappe Inhaltsangabe überliefert. Demnach reichte das Werk bis etwa zur Schlacht von Knidos 394 v. Chr. und scheint eine pro-athenische Tendenz besessen zu haben. Von einigen Forschern – beispielsweise Felix Jacoby – wurde Kratippos als später „Schwindelautor“ betrachtet, der kein Zeitgenosse des Thukydides gewesen sei. Dem widersprachen jedoch andere auf Basis der inhaltlichen Überlieferung. Heute gilt die Schwindelhypothese als widerlegt. Klaus Meister und andere Forscher betrachten Kratippos vielmehr als bedeutenden Historiker. Er gilt in der aktuellen Forschung als der wahrscheinlichste Autor der Hellenika Oxyrhynchia.
Textausgabe
Literatur
- Arnold Wycombe Gomme: Who was 'Kratippos'?. In: The Classical Quarterly 4, 1954, S. 53–55.
- Klaus Meister: Die griechische Geschichtsschreibung. Kohlhammer, Stuttgart 1990, S. 65ff.
- Klaus Meister: Thukydides als Vorbild der Historiker. Von der Antike bis zur Gegenwart. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2013, S. 21ff.
- Gustav Adolf Lehmann: Ein Historiker namens Kratippos. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 23, 1976, S. 265–288.
- Carlo Scardino: Kratippos von Athen. In: Bernhard Zimmermann, Antonios Rengakos (Hrsg.): Handbuch der griechischen Literatur der Antike. Band 2: Die Literatur der klassischen und hellenistischen Zeit. C. H. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-61818-5, S. 621 f.
Anmerkungen
- Dionysios, De Thucydide 16.
- Plutarch, De gloria Atheniensium 1.