Korrekturlesen
Unter Korrekturlesen versteht man die Prüfung eines Textes auf etwaige Fehler und zwecks anschließender Berichtigung. Im traditionellen Druckwesen wurde dazu gewöhnlich ein Manuskript oder dessen Kopie zum Vergleich verwendet, nach dessen Vorlage gesetzt wurde.
Früher enthielten Texte zum Beispiel typografische Fehler, die während des Setzens von der Setzmaschine verursacht wurden, z. B. durch falsche Lettern oder technische Mängel. Daher rührt auch die Bezeichnung Typo für Tippfehler, die sich auf einen versetzten oder falschen Buchstaben bezieht. Als handgeschriebene Vorlagen (daher der Begriff Manuskript von lateinisch manu scriptum = von Hand Geschriebenes) noch üblich waren, war es für die Revision eines Textes häufig einfacher, ein Manuskript zunächst zu setzen und eine Kopie anzufertigen, um diese dann auf Fehler zu überprüfen und mit Korrekturzeichen zu versehen. Wichtig war dabei, den ursprünglichen Text des Autors oder seine Absicht nicht zu verfälschen. Daher wurde und wird auch heute noch z. B. bei Fachveröffentlichungen eine Autorenkorrektor, also vom ursprünglichen Verfasser durchgeführt, die als Revision bezeichnet wird.
Heutiges Korrekturlesen bezieht sich gewöhnlich auf die Revision eines beliebigen Textes, ob gedruckt oder in digitaler Form (auf einem Computer), und dessen Überprüfung auf Fehler. Hauptsächlich werden beim Korrekturlesen die Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik korrigiert. Ein professionelles Korrektorat beinhaltet zudem die Korrektur der Formatierung und des Ausdrucks. Stilistische Änderungen werden jedoch nicht vorgenommen. Das Korrekturlesen wird zum Beispiel von Studenten, Lehrenden, Firmen oder Autoren in Anspruch genommen, wenn es um wichtige Abschlussarbeiten, Unterrichtsmaterialien oder Publikationen geht. Korrektur gelesen werden auch automatisch erzeugte Texte, etwa nach einer computerunterstützten automatischen Übersetzung oder einer Retrodigitalisierung.
Nicht zu verwechseln ist das Korrekturlesen mit dem Lektorat, das die Aufgaben des Korrektorats nur teilweise beinhaltet. Bei einem Lektorat werden dem Autor zusätzlich inhaltliche und stilistische Änderungen vorgeschlagen, wenn sie zum Beispiel dem Verständnis, dem Lesefluss oder dem Spannungsbogen dienen können.[1]
Automatisierung
Die ursprüngliche Funktion des Korrekturlesens kann heutzutage weitgehend durch Computerprogramme zur Grammatik- und Rechtschreibprüfung übernommen werden. Daher gibt es den Beruf des Korrektors kaum noch. Computerprogramme sind jedoch nur anhand von elektronischen Wort- und Begriffskatalogen (Wörterbuch) in der Lage, einen Text bis zu einem gewissen Grad auf formale Fehler (Rechtschreibung, Zeichensetzung, einfache grammatikalische Konstruktionen) zu überprüfen, und ihr Einsatz muss überwacht werden. Eine stilistische und sachlich-inhaltliche Prüfung können diese Programme nicht leisten. Daher können zum Beispiel bei Worttrennungen im Zeilensatz sinnentstellende Wortbildungen entstehen (z. B. Elefantenurin-stinkt statt Elefanten-urinstinkt oder Vikaran-wärter statt Vikar-anwärter), die wiederum durch entsprechende Wortkataloge teilweise vermieden werden können. Die Pflege dieser Wortkataloge muss bisher für jedes Textverarbeitungsprogramm getrennt vorgenommen werden, wobei der Aufwand dafür je nach der verwendeten Sprache sehr unterschiedlich ist.
Literatur
- Johannes Sailler: Handbuch Korrekturlesen. Korrektur lesen, Korrekturablauf planen, Korrekturaufträge vergeben – mit Korrekturwissen von A bis Z. Norderstedt 2017
- Ernst L. Grieshaber: Wider die Druckfehler. Betrachtungen über das Korrekturlesen. Stuttgart 1961
- Werner Kreutzmann: Die Praxis des Korrekturlesens. Leipzig 1957
- Bernhard Puschmann: Der Korrektor und Revisor im grafischen Gewerbe. Eine methodische Anleitung als Handbuch für die Spartenarbeit und Selbstschulung sowie für Berufsschulen, Lehrbetriebe und Prüfungsausschüsse. Industriegewerkschaft Druck und Papier, Stuttgart, 2. Aufl. 1954.
Siehe auch
- Druckfahne (Korrekturfahne)
- Revision (Druck)
Weblinks
Einzelnachweise
- Der Unterschied zwischen Korrektorat und Lektorat. In: Lektorat Stolarz. Abgerufen am 27. Juli 2017.