Knochenmarködem

Knochenmarködem i​st ein Begriff a​us der medizinischen Bildgebung mittels Magnetresonanztomografie (MRT). Er s​teht für ödem-äquivalente Signaländerungen d. h. erhöhte Signalintensität (hell) i​n T2-gewichteten Sequenzen u​nd erniedrigte Signalintensität (dunkel) i​n T1-gewichteten Sequenzen i​n spongiösen Knochenstrukturen. Die Signalintensität k​ann in Graustufen gemessen werden (notwendigerweise a​ls Proportion e​iner mit abgebildeten Referenzstruktur, z. B. Muskel). Ein Knochenmarködem k​ann nicht d​urch Röntgenstrahlen (Röntgenbild, Computertomografie) dargestellt werden.

Zuordnung der Signaländerungen zu Veränderungen im Knochen

Die Helligkeitsänderungen in der MRT beruhen auf lokal vermehrter intravasaler oder extravasaler Flüssigkeit (Blutserum, Gewebewasser, Lymphe, Hypervaskularisierung) bei unterschiedlichen krankhaften Veränderungen[1]: verletzungsbedingt, tumorbedingt, infektionsbedingt, rheumatisch (Entzündungsvorgänge mit lokal vermehrter Neubildung von besonders durchlässigen Kapillaren, entzündliches Ödem), aber auch bei Reparationsvorgängen mit der Neubildung von Granulationsgewebe/Kallus (zum provisorischen Verschluss eines verletzungsbedingten Knochendefekts, Bindegewebsneoplasie). Stellen mit Knochenmarködem weisen Radionuklid-Anreicherung in der Knochenszintigrafie auf. Ein Knochenmarködem durch auf die Spongiosa beschränkte Mikrofrakturen- ohne begleitende Kortikalisverletzung- kann schmerzlos sein. Im Akutzustand einer Knochenverletzung sind – neben den ödem-äquivalenten Signaländerungen im Knochen – solche immer auch in den umgebenden Weichteilen zu beobachten. Der Übergang vom akut verletzungsbedingten entzündlichen schmerzhaften Knochenmarködem zum heilungsbedingten schmerzlosen Knochenmarködem lässt sich bildmorphologisch nicht abgrenzen; die Rückbildung der ödem-äquivalenten Signaländerungen in den Weichteilen und die Abnahme der Schmerzsymptomatik können entsprechende Hinweise liefern. Die Rückbildung eines traumatischen Knochenmarködems unter Therapie entspricht dem Verlauf bei einer Frakturheilung. Normales blutbildendes Knochenmark, z. B. in den Wirbelkörpern junger Menschen, erscheint relativ hell in T2-gewichteten Sequenzen (und relativ dunkel in T1-gewichteten Sequenzen), verglichen mit dem normalen fetthaltigen Knochenmark in den Wirbelkörpern älterer Menschen.[2]

Knochenmarködem infolge einer Fraktur

Bei unkompliziertem Knochenbruch (Fraktur) entsteht innerhalb v​on wenigen Stunden e​in Knochenmarködem i​n der Umgebung d​es Frakturspaltes, breitet s​ich anschließend über 2 Wochen weiter i​n den angrenzenden Knochen a​us und bildet s​ich innerhalb v​on etwa 6 Wochen zurück.[3][4]

Historisches

Den Begriff Knochenmarködem (bone marrow edema) prägten 1988 AJ Wilson u​nd Mitarbeiter. Sie fanden lokale Hyperämie, erhöhten Knochenstoffwechsel u​nd Radionuklid-Anreicherung (im Knochenszintigramm) i​n Bereichen m​it erniedrigter Signalintensität i​n T1-gewichteten Sequenzen u​nd erhöhter Signalintensität i​n T2-gewichteten Sequenzen. Sie vermuteten e​ine lokale Wasseransammlung i​m Knochenmark a​ls Ursache.[5]

Literatur

  • A J Wilson, W A Murphy, D C Hardy, W G Totty: Transient osteoporosis: transient bone marrow edema? In: Radiology. Nr. 167, 1988, S. 757–760, doi:10.1148/radiology.167.3.3363136.
  • Johan L Bloem, Monique Reijnierse, Tom W J Huizinga, Annette H M van der Helm-van Mil: MR signal intensity: staying on the bright side in MR image interpretation. In: RMD Open. 4, 2018, S. e000728, doi:10.1136/rmdopen-2018-000728.
  • R. Wunsch: Was sollte der Kinderarzt über die Magnetresonanztomographie wissen ? In: Monatsschrift Kinderheilkunde. Band 150, Nr. 12, 2002, S. 15231533, doi:10.1007/s00112-002-0626-5.

Einzelnachweise

  1. H. E. Daldrup-Link, T. Henning, T. M. Link: MR imaging of therapy-induced changes of bone marrow. In: European radiology. Band 17, Nummer 3, März 2007, S. 743–761, doi:10.1007/s00330-006-0404-1, PMID 17021706, PMC 1797072 (freier Volltext) (Review).
  2. Suzanne S.Long, Corrie M. Yablon, Ronald L.Eisenberg: Bone Marrow Signal Alteration in the Spine and Sacrum. In: American Journal of Roentgenology. Band 195, September 2010, S. W178, doi:10.2214/AJR.09.4134 (englisch).
  3. G.L. Guilt, G. Schraa: Normal Pattern of Sequential Bone Marrow Changes Shown with MR Imaging During the First 10 Weeks of Uncomplicated Fracture healing. Abstract 1152. In: Radiology. Band 205, 2,Supplement, 1997, S. 413.
  4. K. Krüger, W. Heindel, C. Burger, H.G. Brochhagen, A. Prokop, K. Lackner.: MR-tomographische Darstellung der unkomplizierten sekundären Frakturheilung am Beispiel der distalen Radiusfraktur. In: Fortschr Röntgenstr. Band 170, 1999, S. 262268.
  5. rsna.org: Transient osteoporosis: transient bone marrow edema? veröffentlicht 1. Juni 1988, geladen 23. Juli 2019
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