Kleobuline
Kleobuline, auch Kleobulina, (altgriechisch Κλεοβουλίνη Kleoboulínē, latinisiert Cleobulina beziehungsweise Cleobuline), auch mit dem Beinamen von Lindos, war eine vermutlich fiktive, in der Antike überaus berühmte, griechische Dichterin von Rätseln.
Kleobuline soll nach schon antiker Überlieferung Tochter des Tyrannen von Lindos, Kleobulos, eines der Sieben Weisen gewesen sein. Dieser lebte wohl im 7. oder 6. Jahrhundert v. Chr., woraus sich auch die Lebenszeit der Kleobuline ergeben würde. Ihr werden schon seit dem späten 5. Jahrhundert v. Chr. mehrere Rätsel zugeschrieben.[1] Zwei der drei Rätsel waren in Distichen verfasst, eines in einem einzelnen Hexameter, das jedoch auch Kleobulos zugeschrieben wird. Aufgrund der seit dem 4. und spätestens dem 3. Jahrhundert v. Chr. nicht mehr möglichen Trennung zwischen historischer Realität und Fiktion in der Überlieferung zu den Sieben Weisen, die spätestens seit dem Hellenismus auch eine große Zahl fiktiver Literatur hervorgebracht hatte, sind auch die wenigen Angaben zu Kleobuline problematisch, ihre historische Existenz wohl auszuschließen. Laut Plutarch war ihr Name Eumetis, was ein sprechender Name wäre und in etwa die Kluge bedeutet. Der Name Kleobuline soll nur eine Anlehnung an ihren Vater gewesen sein.[2] Zudem war sie in ihrer Jugend die Gefährtin von Thales von Milet, laut Diogenes Laertios dessen Mutter. Nach Clemens von Alexandria war Kleobuline eine gehorsame, fleißige Tochter, die nie das väterliche Haus verlassen hat, dort aber mit den Philosophengästen ihres Vaters debattiert habe.[3] Zwei Titel antiker Komödien mit ihrem Namen sind bei Athenaios überliefert. Die erste aus der Phase der Alten Komödie, wohl aus dem Jahr 451/450 v. Chr., stammt von Kratinos, eine spätere von Menanders Onkel und Lehrmeister Alexis.
In Judy Chicagos Kunstwerk The Dinner Party ist Kleobuline unter dem Namen Cleobuline als eine der 999 genannten Frauen auf einer Fliese vertreten. Sie wird dort mit anderen antiken bildenden Künstlerinnen und Dichterinnen dem Gedeck der Dichterin Sappho beigeordnet.
Literatur
- Ewen Bowie: Kleobuline. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 6, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01476-2, Sp. 576.
Weblinks
- Kleobuline in den antiken Quellen (englisch)
Einzelnachweise
- Dissoi logoi 3,10
- Plutarch • The Dinner of the Seven Wise Men. Abgerufen am 11. Februar 2021 (englisch).
- Cleobulina. Abgerufen am 11. Februar 2021 (amerikanisches Englisch).