Kleinroda (Weimar)
Am Südhang des Großen Ettersbergs in Weimar liegt ein weitgehend wüstgefallenes Dorf namens Kleinroda am Oberlauf des Dürren Bachs.[1][2]
Kleinroda wurde 1323 erstmals erwähnt. Die Pfarrkirche wurde schon 1433 als wüst bezeichnet. Die Siedlung war einst angelegt wie ein Platzdorf. Die Auflösung der Wohnsiedlung dürfte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stattgefunden haben im Zuge des Sächsischen Bruderkrieges. Hier gab es einst auch einen Heimrichstisch, ein solcher ist in Wallendorf erhalten, wovon Helene Böhlau Mitteilung macht. Es gab demnach mehrere davon in und um Weimar. Sie schreibt über einen im Rödchen[3], nicht jedoch von dem in Wallendorf. Außerdem nennt sie diesbezüglich „uralte Steintische“ und spricht nicht von einem „uralten Steintisch“.[4] Die Bezeichnung Bürger- oder Bauernrödchen oder einfach Rödchen kommt daher, dass die 880 Äcker, die Flur maß 230 ha, nach und nach von den Bürgern Weimars aufgekauft wurde. 1724 hieß es auch so. Die Eigentümer bildeten eine Hegegemeinde. Das letzte Hegemahl wurde hier 1872 abgehalten. Ob Herders Ruh hierzu genutzt wurde, ist möglich, aber wohl nicht beweisbar. Kleinroda bildete mit Lützendorf und Wallendorf eine Flurgenossenschaft, die sich 1877 auflöste.[5]
Zwischen Ettersburger Straße und Buttelstedter Straße gibt es eine 1850 von Freunden Johann Gottfried Herders angelegte Erinnerungsstätte Herders Ruh und zugleich ein beliebtes Ausflugsziel. Direkt daneben liegt das Gelände des gemeinnützigen Vereins Camsin, der Menschen heilsame Begegnungen und Erfahrungen in der Natur und mit Tieren ermöglichen möchte.[6] Das kleine Waldgebiet nennt man Bürgerrödchen oder einfach Rödchen. Bemerkenswert hierbei ist eine Nadelwaldschonung. Nadelwald ist im Weimarer Land ziemlich ungewöhnlich. Der größte Teil ist aber der dort typische Laubwald.
Teile von Kleinroda sind besiedelt (3 Hausnummern des amtlichen Straßenverzeichnisses sowie mehrere Datschengrundstücke) bis südlich des Schöndorfer Kreisels, an dem sich B 7 und B 85 treffen (1 Hausnummer des amtlichen Straßenverzeichnisses sowie eine Schrebergartensiedlung namens „Kleinroda“ mit 34 Parzellen).[7]
Weblinks
Einzelnachweise
- Art. Kleinroda, in: Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner (Hrsg.): Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1998, S. 253.
- https://weimar-nord.de/pdf/chronik_wuestungen.pdf
- Sie meint ein kleines Waldgebiet, welches als Bürgerrödchen bezeichnet wird. Das gegenüber der Ettersburger Straße gelegene Herrenrödchen, an welchen sich die Straße Am Herrenrödchen anschließt, dürfte hingegen nicht gemeint sein.
- Helene Böhlau: Altweimarische Liebes- und Ehegeschichten. Antigonos, Paderborn 2013, S. 38 (Erstausgabe Weimar 1897; Scan in der Google-Buchsuche). Wörtlich heißt es hier: „Um Weimar, unter alten Linden, da findet man noch hie und da uralte Steintische, die das Volk jetzt »Heinrichstische« nennt, Heimrichstische, die aus alten Irrblöcken gehauen, an denen einst Gericht gehalten wurde.“
- Am 14. August 1671 wurde die Verordnung zur Abhaltung des Hegemahls (Gerichtshandlung) in der Stadt und den Fluren Wallendorf, Lützendorf und Kleinroda erlassen. Manfred Hartung: Vorbemerkungen zu Siedlungsformen und Wüstungen. (PDF; 302 kB) Chronik Weimar-Nord – Wüstungen in Weimar-Nord. In: weimar-nord.de. Ortsteilrat Weimar-Nord, Dezember 2013, S. 7, abgerufen am 19. Juli 2019.
- Heimatseite
- Quellen: Manfred Hartung – Wüstungen in Weimar Nord, Stadt- und Kreisverband der Kleingärtner Weimar, Amtliches Weimarer Straßenverzeichnis