Kleine Wasserstraße
Die Kleine Wasserstraße in Rostock ist eine Straße im historischen Kern der Hansestadt. Sie führt von der Kreuzung Vogelsang / Große Mönchenstraße / Krämerstraße in südöstliche Richtung und mündet nach etwa 240 Metern in die Große Wasserstraße ein. Sie ist Teil der einstigen Rostocker Mittelstadt.
Geschichte
Die heutige Kleine Wasserstraße entstand erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als im Zuge des Wiederaufbaus nach den schweren Zerstörungen des Aprils 1942, insbesondere im Bereich zwischen Marienkirche und Grubenstraße, die historischen Straßenfluchten nicht vollständig wiederhergestellt worden sind. Auch die historischen Straßennamen fanden keine vollständige Anwendung. Daher fügte man die heutige Kleine Wasserstraße aus drei ursprünglich eigenständigen Straßenzügen zusammen:
Kleine Bäckerstraße
Die 1395 als platea parva pistorum ersterwähnte Kleine Bäckerstraße begann an oben genannter Kreuzung im Norden, an der sich bis zum 19. Jahrhundert die Waage befand. Im Süden wurde sie durch die Kreuzung mit der nicht mehr vorhandenen Kronenstraße und der Fischbank begrenzt, deren mittelstädtischer Teil einst den Namen Große Bäckerstraße trug. Sie verdankt ihren Namen dem Bäckerhandwerk und war recht bescheiden bebaut. Beim Großen Stadtbrand 1677 und den Bombenangriffen des Aprils 1942 wurde sie jeweils vollständig vernichtet.
Kibbenibberstraße
Die 1365 erstmals erwähnte Kibbenibberstraße schloss an die Kleine Bäckerstraße an und wurde im Süden durch die Kreuzung mit der Großen Scharren- und der Weißgerberstraße begrenzt. Ihr niederdeutsche Name bedeutet so viel wie Streitschnabelstraße. Wegen ihrer Nähe zum städtischen Gericht wohnte in der Kibbenibberstraße der mittelstädtische Büttel, der Gerichtsdiener und Scharfrichter war. Auch die Kibbenibberstraße wurde zweimal komplett zerstört.
Kleine Wasserstraße
Die eigentliche Kleine Wasserstraße befand sich zwischen Kibbenibberstraße im Norden und der Einmündung der Großen Wasserstraße im Süden. Sie wurde 1292 als Hutfilterstraße bzw. platea pileatorum zum ersten Mal bezeugt. Hutfilter waren Handwerker, die sich auf die Herstellung von Hüten spezialisiert hatten. Während im Norden der Straße Buden dominierten, gab es im Südosten einige Giebelhäuser. Die Bebauung der Kleinen Wasserstraße, die seit dem 19. Jahrhundert diesen Namen trägt, nahm im Zweiten Weltkrieg, schweren Schaden.
Die heutige Kleine Wasserstraße hat wegen dieser Zusammenlegung heute nahezu dieselbe Länge wie die Große Wasserstraße.
Architektonisch erwähnenswert sind die Kleine Wasserstraße 25 und 26. Die Nummer 25 stellt ein verputztes Kaufmannshaus mit Treppengiebel aus dem Jahr 1500 dar. In der Nummer 26 findet man ein im Kern aus dem 14. Jahrhundert stammendes Haus mit klassizistischer Fassade. In den nördlichen Abschnitten der Kleinen Wasserstraße dominieren nüchterne Wohnhäuser aus der Nachkriegszeit, ähnlich denen der Fischbank oder der Großen Mönchenstraße.
Quellen
- Ernst Münch, Ralf Mulsow: Das alte Rostock und seine Straßen. Redieck & Schade, Rostock 2006, ISBN 3-934116-57-4.