Kleinblütige Bergminze
Die Kleinblütige Bergminze (Clinopodium nepeta, Synonym: Calamintha nepeta (L.) Savi), auch als Steinquendel und Kölme bezeichnet, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Bergminzen (Clinopodium) innerhalb der Familie der Lippenblütengewächse (Lamiaceae).
Kleinblütige Bergminze | ||||||||||||
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Kleinblütige Bergminze (Clinopodium nepeta) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Clinopodium nepeta | ||||||||||||
(L.) Kuntze |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Die Kleinblütige Bergminze ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 80 Zentimetern (in der Türkei bis 90 Zentimeter) erreicht. Sie bildet unterirdische Ausläufer aus.
Die gegenständig am Stängel angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattspreite der mittleren Stängelblätter ist bei einer Länge von 7 bis 31 Millimetern sowie einer Breite von 5 bis 25 Millimetern breit-eiförmig bis eiförmig. Der Blattrand ist gekerbt bis gekerbt-gesägt, das bedeutet, die Einschnitte sind spitzwinklig, die Zähnchen dazwischen abgestumpft oder ebenfalls spitz. Auf jeder Blattseite sitzen fünf bis acht Zähnchen. Die Laubblätter sind wollig behaart.
Generative Merkmale
Die Blütezeit reicht von Juli bis September. Meist überragen die als Zymen ausgebildeten Blütenstände ihr bis zur mittleren Blüte 2 bis 5 Zentimeter lang gestieltes Tragblatt weit. Die zwittrigen Blüten sind zygomorph mit doppelter Blütenhülle aus Kelch und Blütenkrone. Der Kelch ist 5 bis 7 Millimeter lang. Die Kleinblütige Bergminze gehört zu den Angehörigen der Gattung, bei denen die oberen Kelchzähne kürzer sind als die unteren, der Kelch ist innen deutlich behaart. Die helllilafarbene bis weiße Blütenkrone ist 8 bis 12 Millimeter lang. Von der ähnlichen Wald-Bergminze unterscheiden die deutlich kleineren Blüten.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 24.[1]
Vorkommen
Die Kleinblütige Bergminze kommt im warmen und warmgemäßigten Europa vom Mittelmeergebiet bis zur Schweiz und Österreich und östlich bis zum nördlichen Iran vor. Sie wächst auf mäßig trockenen Steinschuttfluren, an Felsen und an Mauern und ist kalkstet, wächst also ausschließlich auf kalkhaltigen Böden. Sie ist in Mitteleuropa eine Charakterart der nach dem Silber-Raugras benannten Rauhgrasflur (pflanzensoziologische Assoziation des Stipetum calamagrostis aus dem Verband Stipion calamagrostis).[1] Diese wächst auf kalkreichem Feinschutt des Hügellands und der unteren Bergwaldstufe.
In Deutschland ist die Kleinblütige Bergminze selten, die meisten ihrer Vorkommen sind unbeständig und vom Menschen eingebürgert oder verwildert. Sie gilt nicht als gefährdet.[2]
Taxonomie und Systematik
Diese Verwandtschaftsgruppe wird kontrovers diskutiert.
Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Melissa nepeta durch Carl von Linné. Weitere Synonyme für Clinopodium nepeta (L.) Kuntze sind: Calamintha nepeta (L.) Savi, Satureja calamintha subsp. nepeta (L.) Briq., Satureja calamintha var. nepeta (L.) Briq., Calamintha officinalis var. nepeta (L.) Rchb. & Rchb. f., Satureja nepeta (L.) Scheele, Thymus nepeta (L.) Sm., Calamintha parviflora Lam. nom. superfl., Melissa parviflora Salisb. nom. superfl.
Von Clinopodium nepeta gibt es drei Unterarten:[3]
- Clinopodium nepeta (L.) Kuntze subsp. nepeta: Sie kommt von Südeuropa und dem südlichen Mitteleuropa bis zum nördlichen Iran vor.[3]
- Clinopodium nepeta subsp. spruneri (Boiss.) Bartolucci & F.Conti (Syn.: Calamintha spruneri Boiss., Calamintha nepeta subsp. glandulosa (Req.) P.W.Ball, Calamintha officinalis Moench): Sie kommt vom Mittelmeerraum bis zum Kaukasusraum vor.[3] In der Türkei ist sie nur im Süden des Landes verbreitet. Im 16. Jahrhundert wurde die Pflanze auch als Calamintha (domestica)[4] bezeichnet.
- Clinopodium nepeta subsp. subisodontum (Borbás) Govaerts (Syn.: Calamintha subisodonta Borbás): Sie kommt vom östlichen Mitteleuropa bis Südosteuropa vor.[3]
Nutzung
Die Kleinblütige Bergminze wird selten als Zierpflanze für Steingärten, Staudenbeete und Einfassungen genutzt. Am weitesten verbreitet ist in Gärten die Sorte „Triumphator“.[5] Früher diente die in alten Texten lateinisch auch einfach als calamintha bezeichnete Pflanze (sowie deren getrockneter Saft calamentum)[6][7] auch als vermeintlich krankhafte Körpersäfte austreibende[8] Heilpflanze[9] und wird in der Volksmedizin auch heute noch eingesetzt.[10]
Literatur
- Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Springer, Spektrum Akademischer Verlag, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8, S. 502.
- Sevim Alan, Atila Ocak: Taxonomical and morphological studies on the genus Calamintha Miller (Lamiaceae) in Turkey. In: Biological Diversity and Conservation. Band 2, Nr. 2, 2009, S. 125–143.
Einzelnachweise
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 811–812.
- Calamintha nepeta (L.) Savi, Kleinblütige Bergminze. FloraWeb.de
- Rafaël Govaerts (Hrsg.): Clinopodium nepeta. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 30. Dezember 2018.
- Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 137.
- Calamintha-Sichtung. Arbeitskreis Staudensichtung im Bund deutscher Staudengärtner abgerufen am 11. Dezember 2016.
- Wouter S. van den Berg (Hrsg.): Eene Middelnederlandsche vertaling van het Antidotarium Nicolaï (Ms. 15624–15641, Kon. Bibl. te Brussel) met den latijnschen tekst der eerste gedrukte uitgave van het Antidotarium Nicolaï. Hrsg. von Sophie J. van den Berg, N. V. Boekhandel en Drukkerij E. J. Brill, Leiden 1917, S. 220 (Calamentum […]; Calamintha officinalis Moench […].)
- Vgl. auch Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 137 („Calamentum: Calamintha officinalis Moench u. a. Calamintha-Arten“).
- Constantinus Africanus: De gradibus quos vocant simplicium liber. In: Constantini Africani post Hippocratem et Galenum ... Heinrich Petri, Basel 1536, S. 342–387; hier: S. 376 f.
- Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Berlin 1938, S. 137.
- Pflanzenlexikon.
Weblinks
- Kleinblütige Bergminze. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Calamintha nepeta (L.) Savi In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 23. Februar 2016.
- Thomas Meyer: Bergminze Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).