Kleinasiatischer Feuersalamander
Der Kleinasiatische Feuersalamander oder Arouss Al Ayn (Salamandra infraimmaculata) ist eine Amphibienart aus der Familie der Echten Salamander. Der im Nahen Osten vorkommende Schwanzlurch wurde erstmals 1885 durch den deutschen Naturforscher Eduard von Martens (1831–1904) beschrieben. Der Salamander lebt an der Küste der südlichen, zentralen Türkei, an der Küste Syriens, im Libanon, im nördlichen Israel (nördliches und westliches Galiläa, Karmel-Gebirge, Tel Dan), sowie in isolierten Populationen in der südwestlichen und östlichen Türkei, im nördlichen Irak und in einem kleinen Gebiet im nordwestlichen Iran.
Kleinasiatischer Feuersalamander | ||||||||||||
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Ein Kleinasiatischer Feuersalamander, fotografiert im Karmel-Gebirge im nördlichen Israel | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Salamandra infraimmaculata | ||||||||||||
(Martens, 1885) |
Merkmale
Der Kleinasiatische Feuersalamander ist die größte Salamandra-Art und kann eine Länge von 32 cm erreichen, wobei Weibchen in der Regel größer als die Männchen werden. Gewöhnlich sind die Tiere aber kleiner. Bei einer Untersuchung in der Türkei wurden durchschnittlich 18 bis 19 Zentimeter und maximal knapp 24 Zentimeter gemessen,[1] Tiere in Israel waren durchschnittlich zwischen 10 und 14 Zentimeter lang[2]. Da die Tiere ihr Leben lang weiterwachsen, ist die Körpergröße stark vom Lebensalter abhängig. Wie die Nominatform des Feuersalamanders, ist Salamandra infraimmaculata schwarz und mit großen gelben Flecken gemustert. Die Bauchseite ist vollständig schwarz. Auf dem in Draufsicht annähernd runden Kopf finden sich für gewöhnlich vier Flecke, je einer auf jedem Parotid (Ohrdrüse) und einer über jedem Auge. Die Flecken auf den Parotiden sind typischerweise etwas kleiner als beim europäischen Feuersalamander und decken diese nicht ganz. Die Flecken auf dem Rücken sind bei der Nominatunterart häufig rund und in nur einer Reihe angeordnet, daneben kommen unregelmäßige kleinere Flecken vor.[2] Die Unterart semenovi zeigt hingegen ein dichtes Muster aus kleinen gelben Flecken und Ringen.[3] Die Tiere sind allein nach dem Färbungsmuster nicht sicher von den anderen Salamandra-Arten unterscheidbar. Ein relativ verlässliches Merkmal zur Unterscheidung von Salamandra salamandra ist die Farbe der Austrittsporen der Giftdrüsen auf den gelben Ohrdrüsenflecken: Sie tragen bei Salamandra salamandra einen schwarzen Punkt, der allen südlicher verbreiteten Arten fehlt.[3]
Unterarten
Es werden drei Unterarten unterschieden:
- S. i. infraimmaculata, die Nominatform, kommt im Libanon, in Syrien, in Israel und der südöstlichen Türkei vor.
- S. i. orientalis hat kleinere gelbe Flecken und kommt in der zentralen südlichen Türkei vor. Die Typuslokalität der Unterart befindet sich in der Nähe von Adana. Die Unterart wird nicht allgemein anerkannt.
- S. i. semenovi ist groß und hat rosettenartige, runde Flecken auf dem gesamten Körper. S. i. semenovi kommt im Iran: Kordestān und Zāgros-Gebirge, in der Osttürkei und im Nordirak vor. Neuere Funde gelangen in den Bergen nahe Marivan und Sarvabad[4] und bei Siya Güvez im Irak[3]
Lebensweise
Über die Lebensweise des Kleinasiatischen Feuersalamanders ist kaum etwas bekannt. Da S. i. infraimmaculata in wärmeren Gegenden lebt als der Feuersalamander, könnte er nur im Winter aktiv sein, ähnlich wie der Nordafrikanische Feuersalamander (Salamandra algira). S. i. orientalis und S. i. semenovi kommen dagegen in höheren, bergigen Regionen vor und sind wahrscheinlich eher während der Sommermonate aktiv.
In Israel[5][6] entwickeln sich die Salamanderlarven vor allem in permanent wasserführenden oder im Sommer trockenfallenden Felstümpeln mit einer maximalen Tiefe von etwa zwei Metern. Die Tümpel sind teilweise Quellwasser-gespeist. Vorkommen in Fließgewässern sind ebenfalls bekannt, solche liegen z. B. auch aus der Türkei vor.[7] Larven werden im Herbst (ab September) abgesetzt; sie entwickeln sich bis zum folgenden Frühjahr zu terrestrisch lebenden Jungtieren. Die Weibchen sind an den unvorhersagbaren Beginn der Regenperiode angepasst, indem sie fast ständig reife Oocyten in den Ovarien bereithalten.[8] Die Larven benötigen zur Metamorphose etwa sechs bis acht Wochen; in permanenten Gewässern verbleibt allerdings ein kleinerer Anteil bis zum folgenden Herbst im Gewässer. Sie sind untereinander aggressiv und neigen zu Kannibalismus. Die landlebenden Tiere sind ausschließlich in regnerischen Nächten aktiv, die in der Region im Herbst und Winter (bis Januar) auftreten. Die Tiere zeigen allgemein Treue zum eigenen Entwicklungsgewässer; markierte und wiedergefangene Tiere wurden aber selten auch in Entfernungen von mehr als einem Kilometer vom eigenen Entwicklungsgewässer angetroffen. Die Weibchen legen nach drei bis vier Jahren die ersten Jungtiere ab. Adulttiere können sehr alt werden; in Terrarien gehaltene erreichten ein Lebensalter von 14 Jahren.
Die Tiere besitzen in ihren Gewässern kaum natürliche Feinde. Sie sind aber durch zur Stechmückenbekämpfung eingesetzte Westliche Moskitofische (Gambusia affinis) bedroht.[9] Landlebende Tiere werden zur Beute von Laufkäfern der Gattung Epomis.[10]
Quellen
- Steinfartz, S., Veith, M., and Tautz, D. (2000). Mitochondrial sequence analysis of Salamandra taxa suggests old splits of major lineages and postglacial recolonizations of Central Europe from distinct source populations of Salamandra salamandra. Molecular Ecology, (9), 397–410. PMID 10736043
- AmphibiaWeb: Information on amphibian biology and conservation. Salamandra infraimmaculata. 2014. Berkeley, California. (Abgerufen am 3. Februar 2014).
- Amphibian Species of the World 6.0: Salamandra infraimmaculata American Museum of Natural History. (Abgerufen am 3. Februar 2014).
Einzelnachweise
- Ibrahim Baran & Mehmet Öz (1994): Salamandra salamandra of Anatolia. Mertensiella 4: 25-32.
- Grad Degani (1986): Plasma proteins and morphology of Salamandra salamandra in Israel. Amphibia-Reptilia 7: 105-114.
- Wolfgang Böhme, Timo Hartmann, Jürgen Fleck, Thomas Schöttler (2013): Miscellaneous notes on Oriental Fire Salamanders (Salamandra infraimmaculata Martens), 1885 (Lissamphibia: Urodela: Salamandridae). Russian Journal of Herpetology Vol. 20, No. 1: 66 – 72.
- N. Rastegar-Pouyani and H. Faizi (2006): On a collection of the Near East Fire Salamander, Salamandra infraimmaculata semenovi (Salamandridae), from Kurdistan province, Western Iran. Zoology in the Middle East Volume 37, Issue: 115 – 118.
- Ori Segev, Naomi Hill, Alan R. Templeton, Leon Blaustein (2010): Population size, structure and phenology of an endangered salamander at temporary and permanent breeding sites. Journal for Nature Conservation 18: 189–195. doi:10.1016/j.jnc.2009.08.006
- Michael R. Warburg (2007): The phenology of a rare salamander (Salamandra infraimmaculata) in a population breeding under unpredictable ambient conditions: a 25 year study. Acta Herpetologica 2(2): 147–157.
- Josef Eiselt: Ergebnisse zoologischer Sammelreisen in der Türkei: Amphibia caudata. In: Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien. Band 69, 1966, S. 427–445 (zobodat.at [PDF]).
- R.Sharon, D. Degani, M.R. Warburg (1997): Oogenesis and the Ovarian Cycle in Salamandra salamandra infraimmaculata Mertens (Amphibia; Urodela; Salamandridae) in Fringe Areas of the Taxon’s Distribution. Journal of Morphology 231: 149–160.
- O. Segev, M. Mangel, L. Blaustein (2009): Deleterious effects by mosquitofish (Gambusia affinis) on the endangered fire salamander (Salamandra infraimmaculata). Animal Conservation Volume 12, Issue 1: 29–37. doi:10.1111/j.1469-1795.2008.00217.x
- Gil Wizen and Avital Gasith (2011): Predation of amphibians by carabid beetles of the genus Epomis found in the central coastal plain of Israel. Zookeys. 2011; (100): 181–191. PMC 3131015 (freier Volltext).
Weblinks
- Salamandra infraimmaculata in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2009. Eingestellt von: Theodore Papenfuss, Ahmad Disi, Nasrullah Rastegar-Pouyani, Gad Degani, Ismail Ugurtas, Max Sparreboom, Sergius Kuzmin, Steven Anderson, Riyad Sadek, Souad Hraoui-Bloquet, Avital Gasith, Eldad Elron, Sarig Gafny, Tuba Kiliç, Engin Gem, Uğur Kaya, 2008. Abgerufen am 3. Februar 2014.