Klaus-Peter Schulz (Heimatforscher)
Klaus-Peter Schulz (geboren 21. Juli 1942 in Bremen; gestorben 4. November 2013 in Osterholz-Scharmbeck) war ein deutscher Heimatforscher, Museumsleiter und Bodendenkmalpfleger.
Leben und Wirken
Frühe Jahre
Klaus-Peter Schulz wuchs in Osterholz-Scharmbeck auf, einer niedersächsischen Kreisstadt unmittelbar nördlich von Bremen. Nach dem Besuch der Volksschule begann er 1957 eine Lehre als Fleischer. Nach Abschluss der Lehre heuerte er als Kochsmaat auf der Berlin an, einem Schiff, das damals im Linienverkehr zwischen Bremerhaven und New York fuhr. Er kehrte in seine Heimatstadt zurück und arbeitete zunächst wieder als Fleischer.[1] Seit seiner Kindheit hatte Schulz ein großes Interesse an der Ur- und Frühgeschichte seiner Heimat und wurde ein enger Mitarbeiter von Johann Segelken, der mit seinem Osterholz-Scharmbecker Heimatbuch in den 1930er Jahren die lokale Heimatforschung, und auch das Heimatmuseum in Osterholz-Scharmbeck begründete.[1] Im Jahr 1972 wurde Schulz ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger des Landkreises Osterholz, und nach Johann Segelkens Ruhestand wurde er 1973 auch hauptamtlicher Leiter des Heimatmuseums.[1] Schulz hat die prähistorische und historische Heimatforschung im Landkreis Osterholz auf eine neue und – obwohl Autodidakt – auch wissenschaftliche Basis gestellt.
Bodendenkmalpfleger
Als Bodendenkmalpfleger hat Schulz schon früh auf die Gefährdung von urgeschichtlichen Fundstätten durch Raubgrabung und Erdarbeiten hingewiesen,[2][3] Beschilderungen zu deren Schutz eingeführt,[4] und immer wieder die Öffentlichkeit in die archäologische Arbeit engagiert, sei es durch Ausstellungen, Museumsführungen, Unterricht in Schulen, Lehrgrabungen mit Freiwilligen, und der Erschaffung des Urgeschichtspfads Seemoor bei Steden.[5][6][7][8][9][10][11] Schulz gewann eine Reihe von ehrenamtlichen Mitarbeitern für die Bodendenkmalpflege. In Zusammenarbeit mit den Landes- und Bezirksdenkmalämtern schloss er 1982 die archäologische Landesaufnahme des Landkreises Osterholz ab, leitete zahlreiche Notgrabungen und initiierte systematische Ausgrabungen mehrerer wichtiger Fundplätze.[12][13][14][15][16][17][18][19] Er führte im Landkreis Osterholz innovative wissenschaftliche Methodologie wie Luftaufnahmen zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten und mit Infrarotfilm ein, um neue Fundstellen zu entdecken.[20] Zu seinen bedeutendsten von überregionaler Bedeutung Funden zählen die bronzezeitliche Gesichtsurne von Settenbeck[7][21][22] und der syrische Elfenbeinbecher von Stendorf.[23][24] Schulz hat zu zahlreichen Magister- und Doktorarbeiten von Studenten der Ur- und Frühgeschichte beigetragen.
Museumsleiter
Die größte Ausweitung und Entwicklung des Heimatmuseums fiel in die beinahe dreißigjährige Amtszeit von Schulz als Museumsleiter. Die Sammlung im Osterholzer Findorffhaus wurde um ein Bauernhaus, ein Backhaus, eine Flechtwerkscheune und das Moorschiffmuseum erweitert, und machten das Kreisheimatmuseum damit zu einer der größten heimatkundlichen Sammlungen im Nordwestdeutschen Raum.[25][26][27][28] Schon früh entwickelte Schulz museumspädagogische Ansätze für Kinder.[29] Schulz erlangte durch seine regelmäßig stattfindenden Führungen für Schulklassen, Gruppen und Privatpersonen eine große Bekanntheit auch über Osterholz-Scharmbeck hinaus als ein Experte für Heimatgeschichte.[30] Er initiierte im Museum zahlreiche Sonderausstellungen zu einem breiten Spektrum heimatgeschichtlicher Themen, reichend von der Urgeschichte, über das Mittelalter bis hin zur Moderne, wobei er auch gesellschaftliche Themen nicht aussparte (z. B. Sammelbilder der 1930er Jahre, Fremde Heimat Niedersachsen – Ankunft Osterholz-Scharmbeck).[31]
Heimatforscher
Als Sohn einer alteingesessenen Scharmbecker Familie wurde Schulz ein Sammler von Geschichten und Gegenständen seiner Heimat.[1] Er betrieb systematische Forschung in Archiven und erstellte komplette Stammbäume der Hofstellen von Scharmbeck, Osterholz und einigen umliegenden Gemeinden, die heute im Kreisarchiv Osterholz einsehbar sind. Ein historisches Fotobuch über Osterholz-Scharmbeck, eine Chronik der Gemeinde Hülseberg, und die Chronik des Scharmbecker Schützenvereins (dessen Mitglied und Schützenkönig er war), erschienen als Monographien (siehe: Schriften). Zahlreiche seiner Forschungen (z. B. eine zwölfteilige Serie über die Geschichte des Gesundheitswesens und der Medizin in Osterholz-Scharmbeck[32][33][34][35][36][37][38][39][40][41][42][43]) veröffentlichte er auch in lokalen Zeitungen; und beriet Journalisten zu heimatgeschichtlichen Themen.[44][45][46][47][48] Durch seine Stammbaumforschung wurde er zu einem Ansprechpartner weltweit von Nachkommen ehemaliger Auswanderer. Seine wohl weitreichendste Bedeutung als Heimatforscher hat Schulz durch seine Forschungen zur jüdischen Regionalgeschichte erlangt. Er dokumentierte alle jüdischen Friedhöfe im Elbe-Weser-Dreieck und rekonstruierte sowohl die Stammbäume der jüdischen Familien als auch deren Schicksal im Dritten Reich.[49][50][51][52][53][54] Diese Arbeit lagert jetzt im jüdischen Zentralarchiv in Heidelberg.[55]
Späte Jahre
Schulz trat 2003 aus gesundheitlichen Gründen als Museumsleiter und Bodendenkmalpfleger in den Ruhestand,[56] führte seine heimatgeschichtlichen Forschungen aber noch bis zu seinem Tod weiter.
Schriften
- Walter Schubert, Klaus-Peter Schulz, Elmar Pennemann: Osterholz-Scharmbeck in alten Ansichten. Europäische Bibliothek, Zaltbommel/Niederlande 1976
- Klaus-Peter Schulz: Chronik Hülseberg. Herausgegeben vom Niedersächsischen Landesverwaltungsamt – Landesmessung – und von der Historischen Kommission für Niedersachsen. Hannover 1988
- Klaus-Peter Schulz: 150 Jahre Scharmbecker Schützenverein von 1840 e. V.: Chronik zum 150jährigen Jubiläum des Scharmbecker Schützenvereins. Verlag H. Saade, Osterholz-Scharmbeck 1990
Weblinks
- Klaus-Peter Schulz auf uni-heidelberg.de
Einzelnachweise
- Klaus-Peter Schulz 71-jährig verstorben. In: Osterholzer Kreisblatt, 8. November 2013, S. 3
- Schutz und Erhaltung urgeschichtlicher Bodendenkmale. In: Osterholzer Kreisblatt, 10. Juli 1972, Nr. 160, S. 2
- Zahlreiche Funde aus längst vergangenen Zeiten. In: Osterholzer Kreisblatt, 14. Juli 1972, Nr. 164, S. 3
- Zum Schutz vor den Grabschändern. In: Osterholzer Kreisblatt, 15. Mai 1975, Nr. 112, S. 1
- Fingerabdruck is 5500 Jahre alt. In: Osterholzer Kreisblatt, 4. April 1974, Nr. 81, S. 9
- Archäologische Funde in Vitrinen. In: Osterholzer Kreisblatt, 19. März 1975, Nr. 66, S. 1
- Forscher betreiben ständig Puzzlespiele. In: Osterholzer Kreisblatt, 3. Mai 1975, Nr. 103, S. 1
- Besucher dürfen bei Ausgrabungen helfen. In: Die Norddeutsche, 28. Juli 1976, Nr. 167, S. 2
- Zu Fuß durch die Vorgeschichte. In: Osterholzer Kreisblatt, 28. Juli 1976, Nr. 167, S. 1
- Archäologe braucht die Mithilfe der Bürger. In: Wümme-Zeitung, 18. August 1977, Nr. 174, S. 2
- Kinder erforschen Bronzezeitgrab. In: Weser-Kurier, 17. September 1977, Nr. 200, S. 18
- Silbermünzen in Nachbars Garten. In: Osterholzer Kreisblatt, 17. Oktober 1973, Nr. 245, S. 1
- Siedlung der Vorzeit vor Baggern gerettet. In: Wümme Zeitung, 27. September 1975, Nr. 226, S. 3
- Karteien geben über alte Kulturen Auskunft. In: Osterholzer Kreisblatt, 11. November 1976, Nr. 258, S. 1
- Spuren der Sachsen fehlen noch. In: Wümme-Zeitung, 7. Dezember 1976, Nr. 279, S. 2
- Germanische Graburne in Wallhöfen entdeckt. In: Osterholzer Kreisblatt, 28. Juli 1977, Nr. 156, S. 1
- Fundstätte teilweise zerstört. In: Osterholzer Kreisblatt, 28. Mai 1982, Nr. 123, S. 3
- Steinzeitbauern ließen Müll zurueck. In: Osterholzer Kreisblatt, 5. September 1987, Nr. 206, S. 4
- Geheimnisvoller Fund im Heizungskeller. In: Osterholzer Kreisblatt, 2. Januar 2001, Nr. 1, S. 3
- Vorgeschichtsforschung mit dem Flugzeug geplant. In: Osterholzer Kreisblatt, 19. Januar 1974, Nr. 16, S. 1
- Urgeschichtliche Gräber in Settenbeck entdeckt. In: Nord-Kurier, 3. März 1973, Nr. 53, S. 2
- Jürgen Deichmüller: Die Gesichtsurne von Settenbeck, Stadt Osterholz-Scharmbeck, Kr. Osterholz. In: Hans-Günter Peters (Hrsg.): Dokumentation aur Archäologie Niedersachsens in Denkmalpflege und Forschung. 1. Auflage. Kommissionsverlag, Hannover 1975, S. 168–171.
- Elfenbeinschnitzereien, eine Moorleiche und viele Geheimnisse. In: Achimer Kurier, 8. August 1990, Nr. 178, S. 1
- Reinhard Stupperich: Bemerkungen zum römischen Import im sogenannten freien Germanien. In: G. Franzius (Hrsg.): Quellen und Schrifttum zur Kulturgeschichte des Wiehengebirgsraumes. Band 1. Bramsche 1995, S. 45–98.
- 275 Jahre alt – und noch kein Holzwurm. In: Wümme Zeitung, 7. Juli 1976, Nr. 149, S. 2
- Kreisheimatmuseum um eine Attraktion reicher. In: Die Norddeutsche, 1. März 1978, Nr. 51, S. 6
- Bedeutsame Erweiterung auf dem Museumsgelände. In: Osterholzer Kreisblatt, 13. Oktober 1984, Nr. 230, S. 3
- Schute von Plane befreit. In: Osterholzer Kreisblatt, 21. März 1993, Nr. 68, S. 9
- Für sechzig Minuten in die Steinzeit. In: Osterholzer Kreisblatt, 19. Juni 1976, Nr. 134, S. 2
- Vergangenheit lebendig gemacht. In: Osterholzer Kreisblatt, 11. Februar 1998, Nr. 35, S. 3
- Museumsanlage beherbergt zur Zeit eine Vielzahl von Raritäten. In: Osterholzer Kreisblatt, 22. Mai 1999, Nr. 118, S. 1
- Wundärzte und Medizin in der Börde Scharmbeck. In: Osterholzer Kreisblatt, 20. März 1987, Nr. 67, S. 3
- Schwere Aufgaben zur Zeit auftretender Pest. In: Osterholzer Kreisblatt, 25. März 1987, Nr. 71, S. 3
- Über das ehemalige Ärztehaus Scharmbeck. In: Osterholzer Kreisblatt, 28. März 1987, Nr. 74, S. 3
- Bruchschneider und Operateur Vogel. In: Osterholzer Kreisblatt, 15. April 1987, Nr. 89, S. 3
- Vom Abenteuer vorzeiten zum Arzt zu müssen... In: Osterholzer Kreisblatt, 23. April 1987, Nr. 94, S. 3
- Mit dem Dr. med. Curdts begann eine neue Ära. In: Osterholzer Kreisblatt, 25. April 1987, Nr. 95, S. 4
- Kurpfuscher erregen den Ärger der Ärzte. In: Osterholzer Kreisblatt, 1. Mai 1987, Nr. 101, S. 4
- Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Ärzten. In: Osterholzer Kreisblatt, 15. Mai 1987, Nr. 112, S. 3
- Lage der Ärzte um 1860 nicht rosig. In: Osterholzer Kreisblatt, 5. Juni 1987, Nr. 129, S. 4
- Teufelsmoor ließ den Bewerber resignieren. In: Osterholzer Kreisblatt, 10. Juni 1987, Nr. 132, S. 2
- Trotz Erleichterungen eher Gastspielrolle. In: Osterholzer Kreisblatt, 11. Juni 1987, Nr. 133, S. 3 (Teil 1); 13. Juni 1987, Nr. 135, S. 2 (Teil 2)
- Der reitende Doktor wohnte hier 52 Jahre. In: Osterholzer Kreisblatt, 3. Juli 1987, Nr. 151, S. 2
- Totenschädel rollte makaber über die Straße. In: Osterholzer Kreisblatt, 20. April 1979, Nr. 91, S. 1
- Wie wurde früher Weihnachten gefeiert? Osterholzer Kreisblatt 24. Dezember 1979, Nr. 299, S. 1–2
- Ein Haus beginnt mit den Menschen zu leben. In: Osterholzer Kreisblatt, 24. August 1987, Nr. 95, S. 2
- Bauernschläue half Steuern sparen. In: Osterholzer Kreisblatt, 26. Oktober 1993, Nr. 251, S. 1
- Die Stadt sollte zum Kampfgebiet werden. In: Osterholzer Kreisblatt, 5. Mai 1995, Nr. 104, S. 4
- Pogrom forderte auch hier Opfer. In: Osterholzer Kreisblatt, 9. November 1993, Nr. 236, S. 2
- Geschlagen, getreten und verspottet. In: Osterholzer Kreisblatt, 9. September 1994, Nr. 257, S. 1
- Blutüberströmt am Boden. In: Osterholzer Kreisblatt, 9. September 1998, Nr. 262, S. 3
- Vergessene Geschichte der Judenverfolgung. In: Osterholzer Kreisblatt, 10. September 2000, Nr. 211, S. 12
- Bilder vom jüdischen Leben in der Stadt. In: Osterholzer Kreisblatt, 11. November 2006, Nr. 265, S. 4
- Die Geschichte der Juden in Osterholz-Scharmbeck. In: haGalil. Abgerufen am 22. April 2017.
- Beschreibung der Dokumentationsprojekte – Niedersachsen. uni-heidelberg.de, abgerufen am 21. April 2017.
- Klaus-Peter Schulz im Ruhestand. In: Osterholzer Kreisblatt, 5. April 2003, Nr. 81, S. 3