Kineas
Kineas (altgriechisch Κινέας Kinéas, latinisiert Cineas; * um 350 v. Chr.; † nach 278 v. Chr.)[1] stammte aus Thessalien und war ein Diplomat König Pyrrhos’ I. Er verfasste eine Zusammenfassung der Werke des Aineias Taktikos, des frühesten überlieferten europäischen Militärschriftstellers.
Leben
Kineas wurde von Demosthenes ausgebildet.[2] Wegen seiner rhetorischen Fähigkeiten hieß es, er „gewann mehr Städte mit Worten als Pyrrhos mit Waffen“.[3] Nach Abschluss seiner Ausbildung trat er als Diplomat in die Dienste des Königs der Molosser, Pyrrhos. Er riet diesem vom Italienfeldzug ab, übernahm jedoch im Winter 281/280 v. Chr. die Führung eines Vorauskommandos von 3.000 Mann,[4] mit dem er Pyrrhos in Tarent empfing. Während des Krieges mit Rom wurde er mehrmals[5] als Gesandter nach Rom geschickt. Nach dem Sieg des Pyrrhos bei Heraclea empfahl Kineas, die Gefangenen ohne Lösegeld auszuliefern. So wurde er mit den Gefangenen nach Rom geschickt, um ein Friedensangebot zu unterbreiten, das der Senat jedoch zurückwies. Plutarch und Plinius der Ältere heben hervor, dass Kineas die Senatoren und Ritter mit Namen ansprach und Geschenke für deren Frauen und Kinder übergab.[6] Nach dem Sieg bei Ausculum (Pyrrhussieg) wurde er erneut nach Rom geschickt, konnte aber nichts für seinen König erreichen. Im Jahr darauf, 278 v. Chr., führte er die Verhandlungen mit den Städten Siziliens mit einigem Erfolg.
Die Quellen sind die Naturalis historia des Plinius[7] und die Biographie des Pyrrhos von Plutarch.
Werke
Kineas fasste die militärischen Schriften des Aineias Taktikos zusammen, vermutlich für Pyrrhos, und schrieb eine Geschichte Thessaliens.
Nachleben
Die Exzerpte des KIneas fanden noch zur Zeit Ciceros Beachtung. So berichtet dieser in einen seiner Briefe, dass er die Schriften gelesen habe.[8]
Mit Bezug auf die diplomatischen Leistungen des Kineas und sein Engagement für friedliche Lösungen, das sich im Abraten vom Italienfeldzug und dem Verzicht auf Lösegeldforderungen zeigte, verfasste Émeric Crucé 1623 das Buch Der Neue Kineas, in dem er eine Art Völkerbund mit ständiger Botschafterversammlung vorschlug.
Literatur
- Michèle Ducos: Cinéas. In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques. Band 2, CNRS Éditions, Paris 1994, ISBN 2-271-05195-9, S. 399.
- Johannes Engels: Kineas. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 6, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01476-2, Sp. 470.
- Pierre Lévêque: Pyrrhos. De Boccard, Paris 1957.
Anmerkungen
- Die Lebensdaten ergeben sich aus dem Umstand, dass Kineas Schüler des Demosthenes war und nach der Schlacht von Ausculum eine Gesandtschaft nach Rom führte.
- Plutarch, Pyrrhos 14,1.
- Plutarch, Pyrrhos 14,3.
- Plutarch, Pyrrhos 15,1.
- Anzahl und Zeitpunkt seiner Verhandlungen sind umstritten. Manche Forscher, darunter Pierre Lévêque: Pyrrhos. Paris 1957, S. 407 nehmen nur eine Gesandtschaft an.
- Plutarch, Pyrrhos 18,4; Plinius, Naturalis historia 7,24.
- Plinius, Naturalis historia 7,24 (online als Auszug unter 7, § 88).
- Cicero Epistulae ad Fam. IX 25,1.