Kinderbuchverlag Berlin
Der Kinderbuchverlag Berlin war ein deutscher Verlag mit Sitz in Ost-Berlin.
Geschichte bis 1989
Der Verlag wurde 1949 zum 1. Juni, dem Internationalen Kindertag, auf Anraten der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) vom Parteivorstand der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) in Ost-Berlin gegründet und der im Jahr zuvor gegründeten Pionierorganisation Ernst Thälmann unterstellt. Eigentümerin blieb jedoch, ohne dass die Mitarbeiter davon wussten, die SED.[1]
Den Auftrag, den Verlag aufzubauen, erhielt der damalige Leiter der Abteilung Erwachsenenbildung im Verlag Volk und Wissen, Günther Schmidt. Von 1949 bis zu seinem Ruhestand 1975 war er Direktor des Kinderbuchverlages. Hier erschien die weit überwiegende Mehrheit aller DDR-Kinderbücher, die oft Preise als Schönste Bücher der DDR erhielten. Im Kinderbuchverlag erschienen vier Titel der Mathematischen Schülerbücherei. Von 1954 bis 1960 wurde zudem die Kinderzeitschrift Unser Robinson herausgegeben. Der Verlagssitz war Behrenstraße 40/41 in 1080 Berlin; das Gebäude wurde 1963 an die SED überschrieben.
Mehrere andere Verlage wurden im Lauf der Jahre mit dem Verlag fusioniert:
- 1963 der Alfred Holz Verlag, ab 1974 weitergeführt als Edition Holz,
- 1975 der Karl Nitzsche Verlag, weitergeführt als Imprint (Bilderbücher bis acht Jahre),
- 1994 der Postreiter Verlag Halle.
Nach der Wende
Nach der Wende in der DDR wurde der Verlag in eine GmbH umgewandelt, stark verkleinert und von der Treuhandanstalt nacheinander mit drei erfolglosen Geschäftsführern ausgestattet. Einige leitende Mitarbeiter erarbeiteten ein Management-Buy-out-Konzept, das von der Treuhand abgelehnt wurde. Die Cheflektorin Katrin Pieper tat sich daraufhin mit dem Auslieferer LKG zusammen und gründete den LeiV Leipziger Kinderbuchverlag. 1992 wurde der Kinderbuchverlag von dem Treuhand-Anwalt Karsten Völker an die Münchner Meisinger-Verlagsgruppe (Meisinger, Middelhauve, Sellier u. a.) verkauft, wo er – mit Völker als Geschäftsführer – als Imprint unter dem Namen Der Kinderbuch-Verlag Berlin weitergeführt wurde. 2002 wurde er von Beltz & Gelberg übernommen (unter dem Imprint Der KinderbuchVerlag). Ein Teil der ehemaligen Backlist wird vom LeiV Leipziger Kinderbuchverlag weiter verlegt.
Autoren und Illustratoren (Auswahl)
- Peter Abraham
- Hans Bentzien
- Ottokar Domma
- Klaus Ensikat
- Franz Fühmann
- Arkadi Gaidar
- Anne Geelhaar
- Klaus Götze
- Gerhard Goßmann
- Lea Grundig
- Peter Hacks
- Wolfgang Held
- Gerhard Holtz-Baumert
- Hannes Hüttner
- Erich Kästner
- Uwe Kant
- Werner Klemke
- Christa Kozik
- Barbara Krause
- Werner Lindemann
- Astrid Lindgren
- Hans-Ulrich Lüdemann
- Mathis Mathisen
- Hans Mau
- Willi Meinck
- Ingeborg Meyer-Rey
- Karl Neumann
- Benno Pludra
- Gert Prokop
- Fred Rodrian (1975–1985 Verlagsdirektor)
- Martin Selber
- Elizabeth Shaw
- Waldemar Spender (1931–1998)
- Wolf Spillner
- Rosel Klein
- Erwin Strittmatter
- Eva Strittmatter
- Alex Wedding
- Hannelore Wegener
- Liselotte Welskopf-Henrich
Buchreihen
- ABC Ich kann lesen[2]
- Alex Taschenbücher[3]
- Die kleinen Trompeterbücher
- Mein kleines Lexikon
- Pionierkalender
- Regenbogenreihe
- Robinsons billige Bücher
Belege
- Vgl. Katrin Pieper: Die besten Helden. Literatur für Kinder und Jugendliche nach sowjetischen Vorbildern. In: Karl Eimermacher und Astrid Volpert (Hrsg.): Tauwetter, Eiszeit und gelenkte Dialoge. Russen und Deutsche nach 1945. München 2006, S. 1044.
- 'ABC Ich kann lesen' im Katalog der DNB. Abgerufen am 4. Juli 2019.
- Kathrin Konjareck: Alex Taschenbücher. Abgerufen am 4. Juli 2019.