Kinästhesie
Kinästhesie bedeutet Bewegungsempfindung und ist als „Fähigkeit, Bewegungen der Körperteile unbewusst zu kontrollieren und zu steuern“[1] definiert. Die Wortschöpfung kinaesthesis – eine Kombination der beiden altgriechischen Wörter κινέω kineō, deutsch ‚bewegen, sich bewegen‘ und αἴσθησις aisthēsis, deutsch ‚Wahrnehmung, Erfahrung‘ – geht zurück auf den britischen Neurologen Henry Charlton Bastian, der um 1880 anregte, damit den Bewegungssinn (Sense of Movement → Kinaesthesis) und ein für die Verarbeitung von Bewegungsempfindungen zuständiges Gehirnareal (Sense of Movement Centre → Kinaesthetic Centre) zu bezeichnen.[2]
Übergeordnet |
Propriozeption |
Gene Ontology |
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QuickGO |
Begriffsverwendung
- In der Sinnesphysiologie wird der Begriff Kinästhesie benutzt, um eine der drei Sinnesmodalitäten der Propriozeption – den Bewegungssinn – zu bezeichnen (neben Lagesinn und Kraftsinn).[Anm. 1] Die Kinästhesie basiert auf Rezeptoren des Bewegungsapparates in Gelenken, Muskeln (Muskelspindeln) und Sehnen (Golgi-Sehnenorgane) und läuft zu großen Teilen unbewusst ab.[Anm. 2]
- In der Kinästhetik – wie auch in der Psychologie, Pädagogik und Pflegewissenschaft – werden Bezeichnungen wie kinästhetische Wahrnehmung, kinästhetischer Sinn oder kinästhetisches Sinnessystem häufig als Synonyme für die Propriozeption bzw. Tiefensensibilität an sich, also als Sammelbegriffe für Lage-, Kraft- und Bewegungssinn verwendet.[Anm. 3]
- In Verbindung mit der taktilen Wahrnehmung sind auch die Begriffe taktil-kinästhetischer Sinn und taktil-kinästhetisches Sinnessystem gebräuchlich.
Weblinks
Wiktionary: Kinästhesie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
- U. Proske, S. C. Gandevia: The kinaesthetic senses. Topical Review. In: The Journal of Physiology. 587.17 2009, S. 4139–4146 (Zugriff: 7. Juni 2013)
- J. Rosker, N. Sarabon: Kinaesthesia and Methods for its Assessment. Literature Review. In: Sport Science Review. Band XIX, Heft 5–6, S. 165–208 (Zugriff: 7. Juni 2013)
Einzelnachweise
- Duden: Das Fremdwörterbuch. Leipzig/ Mannheim 2005, ISBN 3-411-04058-0, S. 928.
- Kinaesthesis. In: Henry Charlton Bastian: The brain as an organ of mind. Keagan Paul, London 1880, S. 543. (Zugriff: 11. November 2011)
Anmerkungen
- In der Fachliteratur wird auch auf die Bedeutung der vestibulären Wahrnehmung für die Propriozeption hingewiesen; z. B.: „Einen wichtigen Beitrag zur Propriozeption leistet das Vestibularorgan.“ In: R. Schmidt, H.-G. Schaible: Neuro- und Sinnesphysiologie. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2006, ISBN 3-540-25700-4, S. 215. (online)
- Der Neurophysiologe Arthur Prochazka von der Universität Alberta stellt online ein interaktives Rezeptor Modell zur Verfügung, welches eindrucksvoll die Frequenzen der Aktionspotentiale von Muskelspindeln und Golgi-Sehnenorganen in Ruhe und unter Bewegung darstellt. Die enorme Kapazität der kinästhetischen Sinnesorgane wird deutlich.
- „Der kinästhetische Sinn liefert ständig sensorische Rückmeldungen, was der Körper während motorischer Aktivitäten tut. Ohne ihn wären wir nicht in der Lage, die meisten Willkürbewegungen zu koordinieren.“ In: P. G. Zimbardo, R. J. Gerrig: Psychologie. 18., aktualisierte Auflage. Pearson Studium, München 2008, ISBN 978-3-8273-7275-8.
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