Kfar Tikva
Kfar Tikva (hebräisch כפר תקוה dt.: Dorf der Hoffnung) ist eine israelische Einrichtung in der Nähe Kirjat Tiw’ons, in der Behinderte nach der Art eines Kibbuz zusammen leben.
Geschichte
Kfar Tikva wurde 1963 unter der Führung Siegfried Hirschs von einer Gruppe Israelis auf der Spitze eines Berges nahe Kirjat Tiw’on gegründet. Mit Hilfe deutscher Volontäre des deutschen Vereins „Zedekah e. V.“ und deutscher Spender konnte mit der Umsetzung der Vision der Gründer noch im selben Jahr begonnen werden. Die Einrichtung wurde im Jahr 1964 eingeweiht.
Idee
Sigfried Hirsch und seine Mitstreiter gründeten Kfar Tikva auf dem Gelände des verlassenen Kibbuz Givat Zaid. Hier sollte Hirschs Idee Wirklichkeit werden. Ein Ort an dem Behinderte so leben können, wie andere Menschen auch. Diese Idee gipfelte in dem Ausspruch Dr. Hirschs am Tag der Einweihung Kfar Tikvas: „Sie sollen leben wie wir!“. So versteht sich Kfar Tikva heute als ein „Kibbuz“ besonderer Art, auch oder gerade weil man nicht der Kibbuzbewegung angehört. Die Behinderten des Dorfes verstehen sich als Mitglieder (Haverim) dieses „Kibbuz“ und übernehmen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten Aufgaben und Pflichten für die Gemeinschaft. Seit dem Aufbau des Dorfes auf dem Gelände des ehemaligen Kibbuz Givat Zaid, der 1963 mit Hilfe deutscher Volontäre erfolgte, ist Kfar Tikva so etwas wie ein Aushängeschild der deutsch-israelischen Beziehungen geworden.
Struktur
Grundlegend entspricht die Struktur des Dorfes der eines Kibbuz. Die Leitung besteht aus Eltern- bzw. Mündelvertreter, aus Mitarbeitern und Vertretern der Behinderten. Dies ist der wesentliche Unterschied zu anderen Behinderteneinrichtungen. In Kfar Tikva haben die hier lebenden Behinderten, die sich als Mitglieder dieses „Kibbuz“ verstehen, ein Mitspracherecht, auch auf Führungsebene. Die gewählten Vertreter der Behinderten haben ein Mitsprache- und Mitentscheidungsrecht z. B. bei der Besetzung von Arbeitsstellen, von Projekten oder bei der Aufnahme von neuen Mitgliedern. Wechselnde Arbeiten und Verantwortung für andere und die Gruppe – das macht Kfar Tikva so besonders.
Arbeit
Kfar Tikva bietet ungefähr 200 Behinderten eine Beschäftigung. Neben den täglich anfallenden Arbeiten, die in so einer Einrichtung notwendig sind, z. B. die Gartenarbeit oder die Wäscherei und Hauswirtschaft, bieten die verpachteten Wirtschaftsbetriebe, die sich auf dem Gelände des Dorfes befinden, zusätzliche Arbeitsplätze.
Wirtschaftsbetriebe
Auf dem Gelände Kfar Tikvas befinden sich eine Winzerei, eine Hundezucht und eine Kerzenfabrik. Diese Betriebe sind verpachtet unter der Auflage, den Haverim Arbeitsplätze zu sichern. Vor allem der Wein aus der Kfar Tikva Winery ist bekannt.
Das aktuelle Projekt ist die Keramikwerkstatt. Die Deutsche Botschaft Tel Aviv hat durch ihre Spende den Bau erst ermöglicht. Seit einigen Wochen läuft nun die Produktion, es konnten einige Arbeitsplätze für die Behinderten geschaffen werden.
Lernen
Kfar Tikva war die erste Behinderteneinrichtung, die die Universität Haifa überzeugen konnte, seine Bildungsprogramme für Behinderte anzubieten. Seitdem nutzt die Universität das Programm zur Ausbildung der Studenten in sozialen Berufen und bietet den Chaverim und deren Familien die Möglichkeit, zusammen ein individuelles Lernprogramm zu erarbeiten. So entstand ein damals einzigartiges Projekt, von dem beide Seiten profitieren, die Universität und ihre Studenten bei der Ausbildung und Kfar Tikva durch die besondere Förderung seiner Mitglieder.
Deutsch-israelische Zusammenarbeit
Ohne diese Zusammenarbeit wäre Kfar Tikva nicht denkbar gewesen. Es waren deutsche Volontäre des Vereins Zedaka e. V., die 1963 die Gebäude des ehemaligen Kibbuz Givat Shaul für die Behinderten herrichteten. Seit dieser Zeit ist Kfar Tikva ein aktives und besonderes Zeichen deutsch-israelischer und christlich-jüdischer Zusammenarbeit. Hier arbeiten deutsche, israelische, jüdische und christliche Volontäre zusammen mit den Chaverim. Diese Zusammenarbeit wird immer wieder durch den Besuch deutscher Delegationen und des deutschen Außenministers gewürdigt.