Karoline von Perin
Karoline von Perin, geborene Karolina Rosalia Franziska von Pasqualati, (* 12. Februar[1] 1806[2] in Wien; † 10. Dezember 1888 ebenda) war eine österreichische Frauenrechtlerin. Sie war Pionierin der österreichischen Frauenrechtsbewegung und Gründerin des „Wiener demokratischen Frauenvereins“, des ersten politischen Frauenvereins Österreichs.
Leben
Karoline von Perin entstammte einer wohlhabenden und adeligen Wiener Familie. Ihr Vater, Joseph Andreas Pasqualati (Mutter: Rosalia, geb. Sölenwanger[3]), Pomologe und Besitzer der Pasqualati’schen Pflanzen-Cultur-Anstalt in der Wiener Vorstadt Rossau.[4] Im Alter von 24 Jahren heiratete sie standesgemäß den Freiherrn von Perin-Gradenstein. Der Ehe entstammten drei Kinder. Nach dem frühen Tod ihres Mannes (1843[5]) bewohnten sie und ihre Kinder mit Unterstützung von Karolines Vater eine Villa in Penzing.[6] Um 1845 lernte sie den Musikkritiker und engagierten Demokraten Alfred Julius Becher kennen und war mit ihm liiert.
In Wien kam es am 21. August 1848 zur ersten Arbeiterinnendemonstration, weil der damalige Arbeitsminister Ernst Schwarzer den ohnehin niedrigen Lohn für 8000 Erdarbeiterinnen senkte. Einige Tage später kam es zu einer weiteren Demonstration, die schließlich aufgrund des Waffeneingriffs der kaiserlichen Nationalgarde zur Praterschlacht führte. Dabei starben 18 Menschen, 282 wurden verletzt.
Nur fünf Tage später gründete Karoline von Perin den „Wiener demokratischen Frauenverein“ als Reaktion auf die Praterschlacht und die soziale Ungleichheit der Arbeiterinnen gegenüber ihrer männlichen Kollegen. Der Verein konnte nur zwei Monate bestehen. Nach einer von diesem Verein initiierten Demonstration von 300 Frauen vor dem Wiener Reichstag am 17. Oktober 1848 im Rahmen des Wiener Oktoberaufstands musste sich Frau von Perin von der Presse als „schmutzige Amazone“, „politische Marktschreierin“ und „unweibliche Geliebte eines Demagogen“ beschimpfen lassen.
Mit ihren demokratischen Ideen war sie ihrer Zeit weit voraus. Von Frauen der höheren Schichten bekam sie, vielleicht auch deshalb, keine Unterstützung. Im Oktober 1848 wurden sie und ihr Lebensgefährte Julius Becher verraten und gefangen genommen. Julius Becher wurde, wie viele andere Revolutionäre, standrechtlich erschossen.
Karoline von Perin kam in Polizeigewahrsam und wurde dort schwer misshandelt. Ihr gesamtes Vermögen wurde konfisziert. Außerdem wurde sie für psychisch krank erklärt. Das Sorgerecht für ihre drei Kinder wurde ihr entzogen. Sie musste Wien verlassen und floh nach München.
Sie veröffentlichte die Memoiren Ungedruckte Aufzeichnungen, in denen sie sich von ihrer Beteiligung am Oktoberaufstand distanzierte. Daraufhin erhielt sie die Erlaubnis, nach Wien zurückzukehren, wo sie eine Arbeitsvermittlungsstelle eröffnete und sich aus dem politischen Leben zurückzog.[2]
2018 wurde in Wien in der Seestadt Aspern im 22. Bezirk die Karoline-Perin-Gasse nach ihr benannt.
Literatur
- Daniela Weiland: Geschichte der Frauenemanzipation in Deutschland und Österreich: Biographien – Programme – Organisationen. Düsseldorf 1983, ISBN 3-612-10025-4
- Gabriella Hauch: Perin-Gradenstein, Karoline Freifrau von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 186 (Digitalisat).
Weblinks
- ADRIANE – Perin-Gradenstein, Karoline von (geb. von Pasqualati)
- Austria-Forum, Die Wiener Revolution 1848
- Feministische Seite der sozialistischen Jugend
- Arbeiterdemonstrationen, August 1848. In: dasrotewien.at – Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie. SPÖ Wien (Hrsg.)
- Unschickliche Töchter, von Angelika Hager Profil, 8. März 2012
Einzelnachweise
- Constantin von Wurzbach: Perin von Gradenstein, Josephine Freiin. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 22. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1870, S. 18 (Digitalisat).
- Gabriella Hauch: Perin-Gradenstein, Karoline Freifrau von (1806–1888). In: A Biographical Dictionary of Women's Movements and Feminisms. Central, Eastern, and South Eastern Europe, 19th and 20th Centuries. New York/Budapest, CEU Press 2006, S. 424ff.
- gemäß Geburtsbuch St. Augustin, Wien, Folio 55, 27 May 1806, Geburtsbuch- Matricula Online
- Constantin von Wurzbach: Pasqualati, Joseph Freiherr. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 21. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1870, S. 319 (Digitalisat).
- Convocationen. In: Wiener Zeitung, 29. Juli 1843, S. 12 (online bei ANNO).
- Monika Schreiber: Johann Baptist Weis und sein „Hans-Jörgel“ (Zur Geschichte einer Wiener Zeitschrift in den Jahren 1837-1850 mit besonderer Berücksichtigung des Revolutionsjahres 1848). (PDF, 850 KB) Diplomarbeit. November 2008, S. 109, abgerufen am 16. November 2020.