Karl Fischer (Wandervogel)
Karl Fischer (* 21. März 1881 in Berlin; † 13. Juni 1941 ebenda) war der Begründer der Wandervogelbewegung.
Fischer, in den 1890er Jahren Schüler am Gymnasium Steglitz, nahm ab 1896 an Wanderungen teil, die der junge Stenographie-Lehrer Hermann Hoffmann für seine Klasse organisierte. Dadurch wurde er so motiviert, dass er beschloss, eine Wanderbewegung für Jugendliche ins Leben zu rufen. 1901 gründete er im Ratskeller des Steglitzer Rathauses den Wandervogel – Ausschuß für Schülerfahrten e.V.
Die Bewegung fand schnell zahlreiche Anhänger, die darin ein Mittel sahen, der bürgerlichen Enge des wilhelminischen Zeitalters zu entkommen und sich romantische Wünsche nach echten Naturerlebnissen zu erfüllen.
Fischer selbst trennte sich 1904 vom „Wandervogel“, wo man ihm allzu autoritäres Gebaren vorwarf, und gründete stattdessen eine neue Gruppe, den Alt-Wandervogel. Auch davon trennte er sich zwei Jahre später und ging schließlich als Soldat nach China in die deutsche Kolonie Kiautschou. Ab 1920 lebte er wieder in Berlin. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er abgeschieden in ärmlichen Verhältnissen. Geheiratet hat er nie. Unter den Nationalsozialisten wurde er mit einem "Ehrensold" der HJ versorgt.[1] Er starb als Vergessener im Jahre 1941, wurde aber in den 1960er Jahren wiederentdeckt; seitdem schmückt sich der Bezirk Steglitz mit ihm und seinem Wandervogel. Im Steglitzer Stadtpark an der Albrechtstraße steht ein Gedenkstein (im Parkteil zwischen der Sedan- und Klingsorstraße) für die Wandervogel-Bewegung, und im Gymnasium Steglitz bekam ein Raum den Namen „Karl-Fischer-Zimmer“.
1990 schenkte der Karl-Fischer-Bund seine umfangreiche Sammlung dem damaligen (Berliner) Bezirksamt Steglitz, jetzt Steglitz-Zehlendorf.[2]
Literatur
- Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf von Berlin (Hg.): Spuren des Kolonialismus. Der private Nachlass des Wandervogels Karl Fischer. Berlin 2021, ISBN 978-3-9819388-1-4. Begleitpublikation zur gleichnamigen Ausstellung[3] in der Schwartzschen Villa, Berlin-Steglitz, vom 3. Dezember 2021 bis zum 15. Mai 2022.
- Werner Helwig: Die Blaue Blume des Wandervogels. Vom Aufstieg, Glanz und Sinn einer Jugendbewegung. Überarbeitete Neuausgabe mit einem Bildanhang, Herausgeber: Walter Sauer. Deutscher Spurbuchverlag, Baunach 1998, ISBN 3-88778-208-9.
- Arnold Stenzel: Fischer, Karl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 196 f. (Digitalisat).
Einzelnachweise
- "Weltanschauung und Schule", 10, Oktober 1941, S. 230: "Bis zu seinem Tode empfing er einen Ehrensold der Hitler-Jugend, die dadurch einem Manne ihre besondere Achtung erwies, dem auch sie selbst als Formation der nationalsozialistischen Bewegung Wesentliches zu danken hat." (Walther Jantzen)
- https://www.berlin.de/ba-steglitz-zehlendorf/auf-einen-blick/kultur/regionalgeschichte/archive/
- https://www.berlin.de/ba-steglitz-zehlendorf/auf-einen-blick/kultur/regionalgeschichte/veranstaltungen/spuren-des-kolonialismus-1144309.php