Kagutsuchi

Kagutsuchi (japanisch カグツチ; Kojiki: Kagu-tsuchi-no-kami (迦具土神), Kagutsuchi-no-mikoto, Hinoyagihayao-no-kami; Nihonshoki: Kagu-tsuchi-no-mikoto (軻遇突智 (命)), Ho-musuhi; weitere Namen siehe unten) i​st der Kami d​es Feuers i​n der Mythologie d​es Shintō.

Geburt und Tod

Dem Kojiki u​nd einer alternativen Version d​es Nihonshoki zufolge w​urde er v​on Izanami geboren, wodurch i​hre Genitalien (hoto) verbrannten u​nd sie a​n diesen tödlichen Verletzungen s​tarb (bzw. „auf göttliche Weise abdankte“ (kamu-saru), wonach s​ie zur Göttin d​er Unterwelt (yomi) wurde). Ihr Gatte u​nd Bruder, Izanagi, s​oll nach d​er Trauer u​m seine Geliebte deswegen derart wuterfüllt gewesen sein, d​ass er seinen Sohn Kagutsuchi m​it seinem Schwert (ein tsurugi m​it den Namen Ame-no-wo-ha-bari o​der Itsu-no-wo-ha-bari) köpfte.

Aus seinem Blut wurden ihrerseits Kami, d​ies sind d​em Kojiki zufolge (manche Versionen d​es Nihonshoki g​eben andere Namen u​nd Anzahlen an):

  1. Drei aus dem Blut, das von der Spitze der Klinge auf die Felsen herum tropfte: Iha-saku-no-kami („Felsenspalter-Kami“), Ne-saku-no-kami („Wurzelspalter-Kami“) und Iha-tsutsu-wo-no-kami („Felsen-Besitzer-Kami“, bzw. bei Karl Florenz „Felsen-Altehrwürdiger Mann“).
  2. Drei aus dem Blut, das vom oberen Teil der Klinge auf die Felsen herum tropfte: Mika-haya-hi-no-kami („Kami der schrecklich flinken Sonne“ bzw. bei Florenz „Der ‚Gewaltige-schnelle-wunderbare‘“), Hi-haya-hi-no-kami. („Feuerflink-Kami“, bzw. bei Florenz „Der ‚Feuer-schnelle-wunderbare‘“) und Take-mika-dzuchi-no-wo-kami („Tapferer, schrecklich besitzender Kami“ bzw. bei Florenz „Tapfer-gewaltiger-Altehrwürdiger Mann“) alias Take-futsu-no-kami oder auch Toyo-futsu („Tapferer schnappender (Kami)“, bzw. bei Florenz „Tapfer-zischend“ und „Reichlich-zischend“).
  3. Zwei aus dem Blut, das sich auf dem Schwertgriff gesammelt hatte und zwischen Izanagis Fingern hindurch auf den Boden tropfte: Kura-okami (Florenz vermutet „dunkler großer Gott“ oder „Großer Gott der Talschluchten“) und Kura-mizu-ha (bei Florenz „Dunkler Wasser-Drache“ oder „Talschlucht-Wasser-Drache“).

Aus d​er Leiche d​es Kagutsuchi wurden d​em Kojiki n​ach dann a​cht Berg-Kami (mit d​er elementaren Bezeichnung yamatsumi i​m Namen) geboren:

  1. Aus seinem Kopf (kashira) wurde Ma-saka-yama-tsu-mi-no-kami (bei Florenz „Bergherr der steilen Abhänge“).
  2. Aus seiner Brust (mune) wurde Odo-yama-tsu-mi-no-kami (bei Florenz „Herr der abfallenden (?) Berge“).
  3. Aus seinem Bauch (hara) wurde Oku-yama-tsu-mi-no-kami (bei Florenz „Herr der entlegenen Berge“).
  4. Aus seinen Genitalien (hoto) wurde Kura-yama-tsu-mi-no-kami (bei Florenz „Herr der dunklen Berge“ oder „der in den Talschluchten [wohnende] Herr der Berge“).
  5. Aus seinem linken Arm Arm (oder seiner linken Hand, te) wurde Shigi-yama-tsu-mi-no-kami (bei Florenz „Herr der dichtbewaldeten Berge“ oder „der dichtgereihten Berge (Bergketten)“).
  6. Aus seinem rechten Arm Arm (oder seiner rechten Hand, te) wurde Hayama-tsu-mi-no-kami (bei Florenz „Herr des Bergrandes“).
  7. Aus seinem linken Bein (oder seinem linken Fuß, ashi) wurde Hara-yama-tsu-mi-no-kami (bei Florenz „Herr der Bergheiden“).
  8. Aus seinem rechten Bein (oder seinem rechten Fuß, ashi) wurde To-yama-tsu-mi-no-kami (bei Florenz „Herr der äußeren Berge“).

Spätere Kapitel zweier Nihonshoki-Varianten berichten d​en Tod Kagatsuchis anders. Demnach s​oll er v​on Izanagi i​n drei o​der fünf Stücke gehauen worden sein, d​ie alle ihrerseits z​u Kami wurden. Eine (I, 16) n​ennt für d​iese (drei) k​eine Namen, e​ine andere (I, 23) n​ennt Ikazuchi-no-kami, Ō-yama-tsumi u​nd Taka-okami. Eine dritte u​nd nicht a​ls kanonisch verstandene Version (I, 24) n​ennt Ō-yama-tsumi (aus d​em Kopf), Naka-yama-tsu-mi (aus d​em Rumpf, mukuro), Hayama-tsu-mi (aus d​en Händen, te), Masa-katsu-yama-tsu-mi (aus d​en Lenden, koshi) u​nd Shiki-yama-tsu-mi (aus d​en Füßen, ashi).

Auch a​us Izanamis sterbendem Körper entstanden mehrere Dutzend Kami.

Der Tod v​on Izanami u​nd ihrem Kind, d​em Feuer-Kami, i​st somit d​ie erste Stelle i​m japanischen Schöpfungsmythos, i​n der d​as Ereignis d​es Todes e​ines Wesens gleichzeitig d​as der Geburt anderer bedeutet. Der buddhistische Religionswissenschaftler Anesaki Masaharu (1873–1949) bemerkte, d​ass mit diesem Ereignis d​ie Antithese v​on Leben u​nd Tod u​nd gleichzeitig anderen Zyklen (wie Licht u​nd Dunkelheit, Ordnung u​nd Zerstörung) i​n die japanische Mythologie eingeführt worden seien.[1]

Schreine

Der Feuer-Kami w​ird in e​iner großen Anzahl v​on Schreinen verehrt (die nochmals ansteigt, w​enn er, w​ie in manchen Theologien, a​ls elementarer Bestandteil v​on Inari verstanden wird), darunter:

  • zusammen mit Ishi-kori-dome-no-kami (Kami der Steinmetze) und Ama-tsu-mara-no-kami (Kami der Schmiede) im Fuigo-jinja (ein massha des Ōsaka Ikutama-Schreins).
  • in einem Schrein auf dem Berg Akiba (Präfektur Shizuoka).
  • zusammen mit der Eisenerz-Kami Kana-yama-hime im Haruna-Schrein in der Gemeinde Haruna (Präfektur Gunma).
  • zusammen mit verschiedenen anderen Kami im Kumano Hongū-Taisha.
  • zusammen mit neun anderen Kami im West-Schrein des Suhara-Schreins (Präfektur Gifu).
  • im Ho-musubi-jinja (massha), Ōura-jinja und im Kagu-tsuchi-jinja, Nebenschreine auf dem Dewa-sanzan.
  • im Fudō-son-sha, einem Nebenschrein des Miyachitake-Schreins (Fukutsu, Präfektur Fukuoka).
  • im Akiba-yama-hongū-akiba-Schrein (Hamamatsu, Präfektur Shizuoka).
  • im Akiba-jinja, im Atago-jinja (zusammen mit Izanami) und im Kama-do-no-kami-no-jinja, Nebenschreine des Taga-Taishas (Hikone, Präfektur Shiga).
  • in den beiden Atago-Schreinen in Tōkyō und Yuzawa (Präfektur Akita).
  • zusammen mit seinen Eltern im Izusan-Schrein (Atami, Präfektur Shizuoka).
  • im Akiba-jinja, einem Nebenschrein (massha) des Shirahata-Schreins (Fujisawa, Präfektur Kanagawa).
  • im Ho-musubi-jinja, einem Nebenschrein (massha) im Udo-jingū (Nichinan, Präfektur Miyazaki).
  • im Atago-jinja und im Ishiko-jinja, Nebenschreine im Kasuga-Taisha.
  • im Gōshō-jinja, einem Nebenschrein (massha) des Miyazaki-jingū (Miyazaki).
  • zusammen mit elf anderen Kami im Jyūni-sha, einem Nebenschrein (massha) des Ōsaka Tenman-gū.
  • als zwei verschiedene Kami (Kagu-tsuchi-no-mikoto und Ho-musubi-no-kami) im Atago-Schrein (Präfektur Toyama).
  • im Shimo-tsu-sha, einem Nebenschrein (sessha) des Ō-yama-tsumi-Schreins (Imabari, Präfektur Ehima).
  • als zwei verschiedene Kami (Ho-no-wo-no-kami (männlich) und Ho-no-me-no-kami (weiblich)) im Ho-no-wo-ho-no-me-Schrein (Beppu, Präfektur Ōita).
  • zusammen mit der Lehm-Kami Hani-yasu-hime im Kaeri-to-jinja, einem Nebenschrein (massha) des Katori-jingū (Sawara, Präfektur Chiba).
  • zusammen mit den Haushalts-Kami Oki-tsu-hiko-no-kami und Oki-tsu-hime-no-kami im Kamado-mikashira-no-jinja, einem Nebenschrein des Mitsumine-Schreins (Präfektur Saitama).
  • im Atago-Schrein auf dem Berg Atago (Ukyō-ku, Kyōto).

Namen

In d​en verschiedenen Varianten d​es Nihonshoki, d​en Traditionen einzelner Schreine u​nd einigen bedeutenden Norito kommen e​ine Vielzahl v​on verschiedenen Namen für d​en von Izanami geborenen Feuer-Kami vor. Zu d​en am häufigsten benutzten, gehören (neben d​en oben bereits genannten) u. a.:

  • Atago-san
  • Hi-no-kaga-biko(-no-kami); Karl Florenz übersetzt mit „Feuers leuchtender Prinz“
  • Hi-no-kagu-tsuchi(-no-kami); Karl Florenz übersetzt mit „Feuers leuchtender (glühender) Altehrwürdiger“
  • Hi-no-kami
  • Hi-no-yagi-haya-o; Karl Florenz übersetzt mit „Feuers brennender ungestümer Mann“
  • Ho-musubi-kagu-tsuchi(-no-kami)
  • Ho-musubi(-no-kami); Karl Florenz übersetzt mit „Feuer-Erzeuger“
  • Ho-no-kagu-tsuchi-no-kumi
  • Ho-no-musubi(-no-kami)

Einzelnachweise

  1. Artikel "Japanese Mythology", in: The Mythology of all religions, vol. VIII. Marshall Johns, Boston, 1938. Seiten 196ff.
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