Kaffeehaus (Wolfenbüttel)
Das Kaffeehaus ist eine traditionsreiche gastronomische Einrichtung in der niedersächsischen Stadt Wolfenbüttel, die bis heute unter dem Namen „Parkhotel Altes Kaffeehaus“ als Hotel und Restaurant fortgeführt wird.
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Standort
Das Gebäude steht bis heute auf der Erhebung der Bastion „Karlsberg“, einer der mächtigen Befestigungsanlagen, die die Festung Wolfenbüttel nach den Zerstörungen im Zuge der Eroberung durch die Truppen des Schmalkaldischen Bundes 1542 erhalten hatte. Diese Ausbauten und Modernisierungen, die die Festung ab etwa 1570 auf den neuesten Stand der militärischen Entwicklung brachten, wurden unter den Herzögen Heinrich und Julius unter anderem von dem italienischen Festungsbaumeister Francesco Chiaramella de Gandino und dem niederländischen Architekten Hans Vredeman de Vries durchgeführt. Benannt wurde die Bastion, wie auch die auf sie zuführende Karlstraße, nach dem Prinzen Karl Viktor, einem Sohn von Herzog Heinrich und Bruder von Herzog Julius. Karl Viktor war wie sein anderer Bruder Philipp Magnus, nach dem die Bastion „Philippsberg“ benannt wurde, in der Schlacht bei Sievershausen 1553 ums Leben gekommen.
Auf der Anhöhe der Bastion Karlsberg stand in späteren Jahren eine Mühle, sodass sie auch „Mühlenberg“ genannt wurde.
Das Kaffeehaus als Ausflugslokal
Im Jahre 1837 beschloss der Braunschweigische Landtag, eine Eisenbahntrasse von Braunschweig in den Harz zu bauen. Der erste Streckenabschnitt der Herzoglich Braunschweigischen Staatseisenbahn wurde am 1. Dezember 1838 in Gegenwart von Herzog Wilhelm eröffnet und reichte von Braunschweig nach Wolfenbüttel. Um das Geschäft zu beleben und die Fahrt nach Wolfenbüttel für die Braunschweiger attraktiv zu machen, beauftragte die herzogliche Eisenbahndirektion den Bau eines Ausflugslokals in Form eines Kaffeegartens in Sichtweite des neuen Wolfenbütteler Bahnhofs. Der Hofbaumeister Carl Theodor Ottmer hatte diesen Bahnhof gebaut und sollte auch das neue Ausflugslokal gestalten. Er entschied sich für die Form eines türkischen Kaffeehauses (Café turc), das in stark orientalisierendem Stil umgesetzt wurde, um als exotische Attraktion zu wirken. Die herausgehobene Position auf der Höhe des Karlsbergs unterstützte dieses Ziel. Das türkische Kaffeehaus wurde im Mai 1839 feierlich eröffnet.
Die Glas-Eisen-Holz-Konstruktion des verspielten Gebäudes war jedoch nicht sehr dauerhaft. Im Jahre 1863 musste das Gebäude wegen Bauschäden geschlossen werden. Im Jahre 1865 wurde ein neuer zweistöckiger Bau als Gasthaus errichtet und im Laufe der nächsten Jahrzehnte immer wieder ausgebaut. Im Kern blieben aber immer noch Reste des ersten Baues erhalten. Über viele Jahrzehnte war das Kaffeehaus ein bedeutender Faktor in der Wolfenbütteler Gastronomie.
Zerstörung durch Feuer
Am Morgen des 7. Dezembers 1988 wurde das Kaffeehaus durch einen verheerenden Brand fast völlig zerstört. Es entstand ein Millionenschaden. Das Grundstück lag viele Jahre brach. Erst in den Jahren 1991/92 wurde in 15-monatiger Bauzeit ein modernes Hotel und Restaurant auf dem Karlsberg errichtet, das den alten Namen „Kaffeehaus“ bis heute weiterführt.
Weblinks
Literatur
- Paul Raabe: Spaziergänge durch Lessings Wolfenbüttel. Arche Verlag, Zürich 1997, ISBN 978-3-7160-2228-3
- Jochen Bepler: Kleine Wolfenbütteler Stadtgeschichte, Regensburg 2011, ISBN 978-3-7917-2328-0, S. 82f., 142ff.
- Wolf-Dieter Mohrmann: Wolfenbüttel, Ein stadtgeschichtlicher Abriß. In: Hans-Georg Reuter: Zur Stadtgeschichte Wolfenbüttels, Heckners Verlag, Wolfenbüttel, 1. Auflage 1988, ISBN 3-449-92000-6, S. 23f.