Kärntner Wulfenie
Die Kärntner Wulfenie (Wulfenia carinthiaca), auch Kuhtritt genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae).
Kärntner Wulfenie | ||||||||||||
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Kärntner Wulfenie (Wulfenia carinthiaca) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Wulfenia carinthiaca | ||||||||||||
Jacq. |
Die Art ist nach Franz Xaver von Wulfen benannt, der sie 1779 auf dem Gartnerkofel in Kärnten entdeckte.
Merkmale
Die Kärntner Wulfenie ist eine ausdauernde Rosettenpflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 40, selten bis 50 cm. Die Blätter sind ungeteilt. Die Rosettenblätter sind umgekehrt-eiförmig, 15 bis 20 cm lang, gekerbt, glänzend und fast kahl. Am Stängel befinden sich wechselständige Schuppenblätter. Die Stängel stehen aufrecht, sind einfach und entspringen dem horizontal wachsenden, verzweigten Rhizom. Die Pflanze ist mit Ausnahme der Blattstiele und der Blattmittelrippen unbehaart. Die Rosettenblätter überwintern und vermitteln der Pflanze im Frühjahr einen Entwicklungsvorsprung gegenüber anderen Pflanzenarten.
Der Blütenstand ist 20 bis 30 cm hoch, trägt Schuppenblätter und ist einseitswendig. Die Blüten stehen dicht. Der Kelch ist fünfzählig und bis zu 8 mm lang. Die Krone ist blauviolett und 12 bis 15 mm lang. Blütezeit ist von Juni bis Juli. Als Bestäuber werden Bienen und Hummeln vermutet.
Die Früchte sind vielsamige Kapseln, die sich mit vier Klappen öffnen und etwas kürzer als der Kelch sind.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 18.[1]
Systematik und Verbreitung
Die Gliederung der Gattung in Arten und Unterarten ist seit längerer Zeit umstritten. Die Populationen aus Kleinasien (Samandağ, Nurgebirge) werden heute eigenständigen Arten (Wulfenia orientalis und Wulfenia glandulifera) zugeschrieben. Unklar war lange Zeit das Verhältnis der alpinen Kärntner Populationen zu den Funden aus dem Prokletije-Gebirge in Albanien und Montenegro. Verschiedene Botaniker unterschieden hier wachsende Sippen als Arten oder Unterarten Wulfenia baldaccii und Wulfenia belcicii, mit den Unterarten blecicii und rohlenae. Nach neueren morphologischen und genetischen Untersuchungen ist der Status von Wulfenia baldaccii als eigenständige Art gerechtfertigt. Diese kommt nur im südlichen Prokletije, in Albanien, vor. Die bisher oft als Wulfenia blecicii oder Wulfenia carinthiaca subsp. blecicii bezeichneten Pflanzen waren hingegen weder morphologisch noch genetisch von den Kärntner Vorkommen differenzierbar. Während die Gattung Wulfenia miozänes Alter erreicht, seien die europäischen Populationen vor vergleichsweise kurzer Zeit, höchsten ca. 2 Millionen Jahren, voneinander getrennt. Dieser Auffassung entsprechend besäße die Art keine Unterarten.[2]
Unterart carinthiaca
Die Nominatform, Wulfenia carinthiaca subsp. carinthiaca kommt nur auf einem sehr kleinen Gebiet auf dem Gartnerkofel in den Karnischen Alpen vor. Ihr Areal umfasst nur 10 km². Auf österreichischer Seite wächst sie auf der Garnitzenalm, der Kühwegeralm und der Watschigeralm, auf italienischer Seite auf der Auernigalm und der Zirkelalm. In ihrem Areal ist sie nicht selten, gilt aber aufgrund der Kleinheit des Areals als gefährdet und ist in Kärnten vollkommen geschützt.[3] Ein angesalbter Bestand befindet sich am Radhausberg in Bad Gastein (Salzburg).
Sie wächst in Hochstaudenfluren und Weiderasen besonders der subalpinen Höhenstufe, vorwiegend zwischen 1300 und 2000 m Seehöhe, steigt aber auch bis 1000 m herab. Sie ist lichtbedürftig, an schattigen Standorten wie in Grünerlengebüschen kommt sie nicht zur Blüte. Sie bevorzugt eine gute Wasser- und Nährstoffversorgung. Der Boden sollte neutral bis schwach sauer sein bei pH-Werten zwischen 5,4 und 7,3. Stark saure wie auch basische Böden meidet sie.
Bekannte Inhaltsstoffe sind die Phenylethanoidglykoside Plantamajosid, 2′‐O‐Acetylplantamajosid, 2′,6″‐O‐Diacetylplantamajosid und die Iridoidglykoside Globularin, Globularimin, Isoscophularosid und Baldacciosid sowie Wulfenosid.[4][5]
Unterart blecicii
Die Pflanzen der umstrittenen Unterart blecicii unterscheiden sich kaum von denen der Unterart carinthiaca. Ihre Populationen sind allerdings 700 km von denen der Nominatform getrennt: sie kommen im Prokletije-Gebirge im Grenzgebiet zwischen Montenegro, Kosovo und Albanien vor und besiedeln ein Areal von rund 400 km².
Belege
- M. Staudinger: Wulfenia carinthiaca. In: Wolfgang Rabitsch, Franz Essl: Endemiten – Kostbarkeiten in Österreichs Pflanzen- und Tierwelt. Naturwissenschaftlicher Verein für Kärnten und Umweltbundesamt GmbH, Klagenfurt/ Wien 2009, ISBN 978-3-85328-049-2, S. 253f.
- Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv. (CD-Rom), Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6 (Merkmale)
- Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
Einzelnachweise
- Wulfenia carinthiaca bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
- Boštjan Surina, Simon Pfanzelt, Helena J.R. Einzmann, Dirk C. Albach: Bridging the Alps and the Middle East: Evolution, phylogeny and systematics of the genus Wulfenia (Plantaginaceae). In: Taxon. Band 63, Nr. 4, 2014, S. 843–858. doi:10.12705/634.18
- Verordnung der Kärntner Landesregierung vom 30. Jänner 2007 (PDF-Datei; 346 kB). Zl. 15-NAT-81/16/2007, über den Schutz wildwachsender Pflanzen (Pflanzenartenschutzverordnung), Anhang I, abgerufen 1. August 2009.
- U. W. Arnold, C. Zidorn, E. P. Ellmerer, H. Stuppner: Iridoid and Phenolic Glycosides from Wulfenia carinthiaca. In: Zeitung der Naturforschung. Band 57, 2002, S. 969–975.
- B. Mutschlechner, B. Rainer, S. Schwaiger, H. Stuppner: Tyrosinase Inhibitors from the Aerial Parts of Wulfenia carinthiaca. In: Fitoterapia. Band 15, Nr. 4, 2018.
Weblinks
- Illustration aus Jacquins Icones plantarum rariorum
- Flora von Österreich