Joseph Jahnel
Joseph Jahnel (* 1. November 1834 in Bischofswalde, Kreis Neisse; † 11. Juli 1897 in Berlin) war Fürstbischöflicher Delegat für Brandenburg und Pommern und Propst der St.-Hedwigs-Kirche in Berlin.
Leben und Werk
Joseph Jahnel stammte aus einer schlesischen Bauernfamilie. Nach dem Besuch des katholischen Gymnasiums in Neisse studierte er katholische Theologie an der Universität Breslau und empfing am 2. Juli 1859 die Priesterweihe.[1] Danach studierte er in Berlin und wurde am 9. August 1862 mit der Arbeit De omscientiae notione qualis fuerit apud veteres et apud Cristianos usque ad medii aevi exitum zum Dr. phil. promoviert. Er war zunächst Gymnasial- und Religionslehrer in Glatz sowie stellvertretender Leiter des dortigen Konvikts. Im Jahr 1882 wurde er Pfarrer in Schmottseiffen und 1886 Pfarrer der St.-Moritz-Kirche in Breslau.[1]
Am 3. November 1888 wurde er zum Fürstbischöflichen Delegaten für Brandenburg und Pommern und Propst der St.-Hedwigs-Kirche in Berlin ernannt. Er war Ehrendomherr zu Breslau. 1893 wurde er durch Papst Leo XIII. zum Apostolischen Protonotar ernannt.[1][2]
Anfang des Jahres 1897 erkrankte er an einer schweren Nierenkrankheit.[1] Nach erfolgloser Behandlung in Karlsbad kam er zurück nach Berlin, wo eine Operation durchgeführt wurde, die aber misslang. Am 11. Juli 1897 starb Prälat Jahnel. Am 16. Juli 1897 wurde ihm in der St.-Hedwigs-Kirche die kirchliche Trauerfeier ausgerichtet. Die Totenmesse wurde vom Breslauer Weihbischof Hermann Gleich gefeiert. 50 Priester und mehrere tausend Menschen nahmen am Trauerzug teil. Propst Jahnel fand seine letzte Ruhestätte auf dem St.-Hedwig-Friedhof I an der Liesenstraße.
Wirken
Joseph Jahnel galt als bedeutender Vertreter der römisch-katholischen Kirche des 19. Jahrhunderts, insbesondere in Berlin. In der Zeit der industriellen Revolution wuchs die deutsche Hauptstadt durch Zuzüge gerade aus dem katholischen Schlesien stark an und die Lebensumstände waren hart. Das Bistum Berlin wurde erst 1930 gegründet und die Berliner Katholiken bis dahin im dem Bistum Breslau unterstellten Delegaturbezirk betreut. Jahnel erwarb sich Verdienste um die Kirchenentwicklung. Sein sozialpolitisches Engagement lebte er unter anderem im Vinzenzverein zu Berlin.[3] Die Zahl katholischer Vereine stieg auch dank seines Einsatzes. Er galt als Wohltäter, da er die Mehrheit seiner Einkünfte für karitative Zwecke bestimmte, vor allem für Schulen.
Jahnel ließ zwischen 1888 und 1897 22 Kirchen, darunter sieben in Berlin, errichten und war als „Kirchenbauer“ bekannt.[4]
Kirchenbauten (Auswahl)
- Ludwigskirche in Wilmersdorf[5]
- St. Paulus in Moabit
- St. Mauritius in Lichtenberg
- St. Matthias in Schöneberg
- Pfarrkirche Herz Jesu in Oranienburg[6]
Schriften
- De conscientiae notione, qualis fuerit apud veteres et apud Christianos usque ad medii aevi exitum. Dissertation, Berlin 1862.
- Über den Begriff Gewissen in der griechischen Philosophie. Gymnasialprogramm, Glatz 1872.
Literatur
- Alfred Rothe: Prälat Joseph Jahnel (1834–1897) In: Beiträge zur schlesischen Kirchengeschichte: Gedenkschrift für Kurt Engelbert. Böhlau, Köln & Wien 1969, S. 506–510.
- Felix Escher: Pfarrgemeinden und Gemeindeorganisation der katholischen Kirche in Berlin bis zur Gründung des Bistums Berlin. in: Kaspar Elm, Hans-Dietrick Loock (Hrsg.): Seelsorge und Diakonie in Berlin. de Gruyter, Berlin/New York 1990, ISBN 3-11-012619-2, S. 265–292, hier S. 274 f.
Einzelnachweise
- Alfred Rothe SJ: „Beiträge zur schlesischen Kirchengeschichte: Gedenkschrift für Kurt Engelbert – Prälat Joseph Jahnel (1834–1897)“, Böhlau Verlag 1969, S. 506 ff.
- Michael Höhle: Die Gründung des Bistums Berlin 1930. Schöningh 1996, S. 48.
- Jürgen Michael Schulz: Kirche Im Aufbruch: Das Sozialpolitische Engagement Der Katholischen Presse Berlins Im Wilhelminischen Deutschland. Walter de Gruyter, 1994, S. 197.
- Hainer Weißpflug: St.-Ludwig-Kirche, Wilmersdorf. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf. Luisenstädtischer Bildungsverein. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2005, ISBN 3-7759-0479-4 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009).
- Günter Wirth: Gründung des Bistums Berlin (31. August 1930). In: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein). Heft 6, 2000, ISSN 0944-5560, S. 126–130 (luise-berlin.de – Hier S. 127, rechte Spalte).
- „Pfarrkirche der Pfarrei Herz Jesu in Oranienburg“, Pfarrei Herz Jesu, eingesehen am 6. Dezember 2012.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Johannes Maria Assmann | Fürstbischöflicher Delegat für Brandenburg und Pommern 1889–1897 | Karl Neuber |