José Maria Eça de Queiroz
José Maria Eça de Queiroz (auch Queirós[1]) (* 25. November 1845 in Póvoa de Varzim; † 16. August 1900 in Paris) war ein portugiesischer Schriftsteller und Diplomat.
Leben
Eça de Queiroz studierte von 1861 bis 1866 Jura an der Universität Coimbra; gegen Ende dieser Zeit erschienen seine ersten literarischen Arbeiten in der Gazeta de Portugal. 1867 ließ er sich als Rechtsanwalt in Lissabon nieder. Anlässlich der Eröffnung des Sueskanals bereiste er 1869 den Nahen Osten. Ab 1870 bekleidete er ein Verwaltungsamt; 1872 wechselte er in den diplomatischen Dienst und vertrat Portugal als Konsul in Havanna, Newcastle (ab 1874), Bristol (ab 1878) und Paris (ab 1888).
Eça de Queiroz nahm Einflüsse der Romantik, des Realismus und des Naturalismus auf; er bewunderte die französische Literatur, insbesondere Honoré de Balzac und Gustave Flaubert. Kritiker hefteten ihm früh das Etikett eines „portugiesischen Zola“ an. Eça de Queiroz entwickelte einen leichten, ironischen, urbanen Erzählton; sein Stil zeichnet sich durch kurze Sätze aus, ganz im Gegensatz zu der rhetorischen Tradition der portugiesischen Literatur. Seine Sozialkritik gilt dem Erb-, Geld- und Amtsadel, dem er selbst entstammt, und insbesondere dem Klerus; wichtigstes Mittel seiner Kritik ist ein zuweilen sarkastischer Humor. Mehrere seiner Werke beschreiben Hauptfiguren, denen es trotz bester Voraussetzungen nicht gelingt, etwas aus ihrem Leben zu machen.
Mit seinem Roman O primo Basílio (deutsch: Vetter Basilio) erlangte er Weltruhm; die Geschichte der jungen Luísa ist einer der großen Liebes- und Verführungsromane des 19. Jahrhunderts und steht literarisch gleichberechtigt neben Theodor Fontanes Effi Briest, Gustave Flauberts Madame Bovary, Tolstois Anna Karenina oder Clarins La Regenta (deutsch: Die Präsidentin).
Werke
- O Crime do Padre Amaro. (1875, Das Verbrechen des Paters Amaro) beschreibt die zerstörerischen Auswirkungen des Zölibats in einem charakterschwachen Priester, nebst fanatischen Reaktionen in einem provinziellen Städtchen. (Deutsch u. a. im Aufbau-Verlag, Berlin 1957)
- A Tragédia da Rua das Flores. (1877/78, postum 1982 erschienen), Porto 1982.
- O primo Basílio. (1878) ist eine Satire auf die romantische Liebe. Deutsch: Vetter Basilio, Insel Taschenbuch Nr. 2924, 2003, ISBN 3-458-34624-4, deutsch auch unter dem Titel Treulose Romane, Nördlingen: Greno 1988, Reihe Die Andere Bibliothek, ISBN 978-3-89190-243-1.
- O Mandarim. (1880, Der Mandarin)
- A Relíquia. (1887, Die Reliquie) Die Erbtante schickt die nichtsnutzige Hauptfigur auf eine Pilgerfahrt ins Heilige Land; erzählerisches Glanzstück ist eine geträumte Zeitreise ins Jerusalem zur Zeit von Jesu Kreuzigung. Der Roman zeigt starke Ähnlichkeiten mit Die Memoiren des Judas von Ferdinando Petruccelli della Gattina und einige Gelehrte beschuldigten Eça de Queiroz des Plagiats.[2]
- Os Maias. (1888, Die Maias) gilt als Eça de Queiroz’ Hauptwerk, erzählt den Verfall einer Aristokratenfamilie.
- A Ilustre Casa de Ramires. (1900): ironisiert einen schwachen Provinz-Intellektuellen, der versucht, über einen heldenhaften Vorfahren zu schreiben. Deutsch: Das berühmte Haus Ramires. Serie Piper 1990, Nr. 1140, ISBN 3-492-11140-8.
- A cidade e as Serras. (postum 1901) Kritik an der städtischen Hyperzivilisation und Liebeserklärung an die portugiesische Landschaft. Deutsch: Stadt und Gebirg, Manesse Bücherei, 3. Auflage 1988, ISBN 3-7175-1754-6.
- José Matias. (drei Erzählungen: Der Gehenkte 1895, José Matias 1897, Adam und Eva im Paradies 1897), Manesse Bücherei, 1991, ISBN 3-7175-8177-5.
- A Capital. 1925 (postum).
- Die Hauptstadt Dt. von Rudolf Krügel. Aufbau, Berlin 1959
Anmerkungen
- docs.google.com (PDF)
- Cláudio Basto: Foi Eça de Queirós um plagiador? Maranus, 1924, S. 70.
Weblinks
- Fundação Eça de Queiroz
- Literatur von und über José Maria Eça de Queiroz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von José Maria Eça de Queiroz im Projekt Gutenberg-DE
- José Maria Eça de Queiroz in der Internet Movie Database (englisch)