Jonny Rieger

Jonny G. Rieger, eigentlich Paul Karl Gerhard Rieger, Pseudonym Wolf Harten (geboren 1908 i​n Berlin; gestorben 1. April 1985 i​n Dänemark) w​ar ein deutscher Schriftsteller.

Leben

Der 1908 i​m Wedding geborene Paul Karl Gerhard Rieger absolvierte e​ine Ausbildung a​ls Ziseleur u​nd ging danach a​uf die Walz. Er gewann e​ine von d​er Arbeiter Illustrierte Zeitung ausgeschriebene Reise u​m die Welt.

Nach d​er Machtübergabe a​n die Nationalsozialisten 1933 emigrierte e​r und k​am 1934 n​ach Dänemark. Nach d​er deutschen Besetzung Dänemarks w​urde er 1942 v​on der Wehrmacht eingezogen. 1944 desertierte e​r bei e​inem Heimaturlaub u​nd erlebte d​as Kriegsende i​n Schweden.

Zu seinen bekanntesten Werken gehört Ein Balkon über d​em Lago Maggiore. Tessiner Reise-Verführbuch a​us dem Jahr 1957.

Rieger gehörte d​er Bruderschaft d​er Vagabunden u​m Gregor Gog an.

Gregor Gog schreibt über ihn:

Ein armer Schlucker von Landstreicher war er, der an keinem Morgen weiss, wo ihn die kommende Nacht vervirgt. Gesetz war ihm ein Stück Brot für den Tag; im übrigen: Augen auf! Die Tage umblättern wie die Seiten eines Buches und kein Wort verlieren von dem, was das Leben jeden Tag neu in dieses Buch hineinschreibt. Schön war die Erde! Und schön war das Leben! Aber die Menschen hausten darin wie Verrückte in einer Irrenanstalt. Wer - alle? Wer waren die Architekten dieser Irrenanstalt? Dieselben, die Hunderttausende und Millionen Menschen auf die Strasse spucken wie - wie Rotz? Augen auf, Jonny! Das muss man auskundschaften! Jung war er, anfangs der Zwanziger; dreimal waren wir uns seither begegnet. Die gierigen Augen sagten: „Ich fress dich.“ Aber das war nicht so schlimm gemeint. Der da ein- und zweimal vor mir sass, konnte noch lachen wie ein Junge. In der Rocktasche trug er, statt Brot, Gedichte. Worte und Sätze standen da, die wie helle Hammerschläge an ein verriegeltes Tor klopften: „Aufgemacht!“[1]

Der Nachlass befindet s​ich im Deutschen Literatur Archiv i​n Marbach.[2]

Werke

  • Feuer im Osten. Zürich 1935. Büchergilde Gutenberg.
  • Fahr zur Hölle, Jonny! Roman. Zürich 1936. Büchergilde Gutenberg.
  • Shanghai saknar all rättfärdighet (Shanghai kennt keine Gerechtigkeit) Roman. Stockholm, Verlag Universal Press, 1938 (Nicht in deutsch erschienen).
  • De Överlevande. (Die Überlebenden) Roman. Stockholm 1945. (Nicht in deutsch erschienen)
  • Tropenfracht. Roman. Zürich 1946
  • Reisefieber. Reisebuch. Zürich 1948.
  • Jamen - du ler jo ikke (Aber - du lachst ja nicht) Roman. Kopenhagen 1953. (Nicht in deutsch erschienen)
  • Gier und Sehnsucht - gross geschrieben. Roman. Stuttgart 1955. (In dänisch geschrieben. Der ursprüngliche Titel: Wir treffen uns im Niemandsland wurde vom Verlag geändert.)
  • Reisen zu Göttern und Menschen. Reisebuch. Hamburg 1955. (Überarbeitete Fassung von Reisefieber.)
  • Wir sahen Mond über Surabaya. Roman. Stuttgart 1958.
  • Ein Balkon über dem Lago Maggiore. Tessiner Reise-Verführbuch. Stuttgart 1957
  • Kitagawa Utamaro, Die Seidenraupenzucht - ein Frauenberuf. Zürich 1962. (Faksimile-Ausgabe einer japanischen Holzschnitt-Serie von 12 Blättern).
  • Mein Leben gehört mir. Autobiographischer Roman. Stuttgart 1963. (Erweiterte Fassung von Gier und Sehnsucht - gross geschrieben.)

Literatur

  • Klaus Trappmann: Landstraße, Kunden, Vagabunden. Gregor Gogs Liga der Heimatlosen. Berlin: Gerhardt Verlag 1980
  • Künstlerhaus Bethanien (Hrsg.): Wohnsitz: Nirgendwo : Bilder, Fotos, Dokumente vom Leben und vom Überleben auf der Strasse. Ausstellungskatalog. 12 Seiten. Berlin 1982
  • Klaus Schulte: Jonny Rieger (1908–1985). Schriftsteller, in: Willy Dähnhardt; Birgit S. Nielsen (Hrsg.): Exil in Dänemark  : deutschsprachige Wissenschaftler, Künstler und Schriftsteller im dänischen Exil nach 1933, Heide: Westholsteinische Verlagsanstalt Boyens, 1993 ISBN 3-8042-0569-0, S. 625–654

Einzelnachweise

  1. Gregor Gog: Jonny. Aus: "Liga der Heimatlosen", Moskau 1936/37; abgedruckt in: Trappmann, Klaus: Landstraße, Kunden, Vagabunden. Gregor Gogs Liga der Heimatlosen. Berlin: Gerhardt Verlag 1980
  2. Beleg Nachlass Jonny Rieger im Deutschen Literaturarchiv Marbach
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