Johann Wolff (Mediziner)
Johann Wolff (* um 1550 in Marburg; † 1. Juni 1616 ebenda) war ein Professor der Medizin an der Universität Marburg und landgräflicher Leibarzt.
Leben
Wolff, Sohn von Jakob Wolff und Elisabeth Mantels, studierte Medizin vermutlich in Marburg und dann in Padua, wo er sich am 22. Mai 1576 immatrikulierte,[1] sowie in Basel, wo er am 12. März 1577 zum Dr. med. promoviert wurde. Im Februar 1578 wurde er ordentlicher Professor der Medizin an der Universität Marburg und blieb dort bis an sein Lebensende. Er war mehrfach Rektor der Universität (1585/86, 1589/90, 1597/98, 1602, 1606) und vertrat sie auf den Landtagen 1597 und 1598.
Wolff veröffentlichte medizinische Schriften zu verschiedenen Themen, unter anderem über die Pest, die Melancholie und den Wildunger Sauerbrunnen. Von Anfang 1586 bis zu dessen Tod 1604 war er zudem Leibarzt des Landgrafen Ludwig IV. von Hessen-Marburg.
Im Jahr 1582 erwarb er das Scheuernschloßsche Anwesen in der Ritterstraße 11 und 12 am Marburger Burgberg. Dort wohnte er mit seiner Ehefrau, der Witwe Christine Oldendorp, geborene Ulner († 1631), einer Tochter des Marburger Professors der Rechte und Hofgerichtsrats Hermann Ulner († 1566) und Schwiegertochter von Johann Oldendorp. Um 1595 erwarb Johann Wolff das ehemalige Rittergut des Hose von Ockershausen und gründete damit 1611 gemeinsam mit seiner Frau den Wolffschen Fideikommiß, ein Armenhospital in Ockershausen, das dort bis heute als Wolffsche Stiftung existiert.[2] Nach seinem Tod ging seine Witwe ihre dritte Ehe mit dem Juristen und Vizekanzler Georg von Lettow († 1656 oder 1665) ein.
Johann Wolffs Bruder Hermann Wolff († 1620)[3] war ebenfalls Professor der Medizin in Marburg und diente dem Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel als Leibmedicus. Ein anderer Bruder, Lorenz Wolff (1549–1600), war Marburger Ratsherr.
Literatur
- Joannes Wolffius. In: Wilhelm Dilich: Urbs et academia Marpurgensis succincte descripta et typis efformata. Manuskript, Anfang des 17. Jahrhunderts. In Buchform herausgegeben von Julius Caesar. Elwert, Marburg 1867, S. 89–90 (books.google.de – Bei Dilich taucht erstmals die irrtümliche Angabe auf, der Marburger Wolff sei am 10. August 1537 in Bergzabern geboren, was auf einer Verwechslung mit dem Mundelsheimer Amtmann Johann Wolff beruht.)
- Paul Freher: Theatrum virorum eruditione clarorum. Hofmann, Nürnberg 1688, S. 1335–1336 (digital.staatsbibliothek-berlin.de).
- Wolf (Joh.). In: Christian Gottlieb Jöcher (Hrsg.): Allgemeines Gelehrten-Lexicon. Band 4: S–Z. Johann Friedrich Gleditsch, Leipzig 1751, Sp. 2051 (Textarchiv – Internet Archive – Hier ist 1537 als Geburtsjahr angegeben und … starb 1616 im 79. Jahr seines Alters). – (Teilweise wohl vermischt mit Wolf (Johannes) Geboren 1550 in Oldendorf und starb 1645 im „66. Jahr seines Lebens“, was bei einem Geburtsjahr 1550 eigentlich 1616 wäre, ebenda Sp. 2052).
- Wolff (Joh.). In: Friedrich Wilhelm Strieder: Grundlage zu einer Hessischen Gelehrten- und Schriftsteller-Geschichte. Band 17, Marburg 1819, S. 278–281 (books.google.de).
- August Hirsch, Ernst Julius Gurlt: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker. Band VI, Urban & Schwarzenberg, Wien/Leipzig 1888, S. 312.
- Julius Pagel: Wolf(f), Johann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 43, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 758 f.
- Franz Gundlach: Catalogus professorum academiae Marburgensis. Die akademischen Lehrer der Philipps-Universität in Marburg von 1527–1910. Elwert, Marburg 1927 (dort Nummer 301).
Weblinks
- Wolff, Johann. Hessische Biografie. (Stand: 1. Juni 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Lucia Rossetti (Hrsg.): Matricula Nationis Germanicae Artistarum in Gymnasio Patavino (1553–1721). Padua 1986, S. 39, Nr. 332.
- Reinhold Drusel: Das Hospital des Dr. Johann Wolff in Ockershausen. In: 775 Jahre Ockershausen 1234–2009. Druckhaus Marburg, Marburg 2009, S. 43–47.
- Wolf (Hermann). In: Christian Gottlieb Jöcher (Hrsg.): Allgemeines Gelehrten-Lexicon. Band 4: S–Z. Johann Friedrich Gleditsch, Leipzig 1751, Sp. 2048 (Textarchiv – Internet Archive).