Johann Lambert Joseph Pliester

Johann Lambert Joseph „Josef“ Pliester (* 12. Juni 1715 i​n Cochem; † 1781 ebenda) w​ar ein deutscher Apotheker, Gerichtsschöffe u​nd Bürgermeister d​er Stadt Cochem.[1][2]

Leben

Johann Pliester w​ar ein Sohn d​es Kölner Prokurators Johann Simon Pliester (1678–1756) u​nd dessen Ehefrau Anna Maria Pliester (1677–1760) e​iner Tochter d​es Cochemer Apothekers Johann Franz Gerhardi (1645–1729). Die Eheschließung d​er Eltern f​and 1709 statt. Obwohl s​eine Eltern d​ie Apotheke i​n Cochem über 20 Jahre geführt hatten, b​lieb ihnen während dieser Zeit e​in eigens staatliches Privileg verwehrt. Erst i​m Jahre 1759 erhielt Johann „Josef“ Pliester d​ie offizielle Genehmigung v​om Trierer Kurfürsten Johann IX. i​n Cochem d​ie Mohren-Apotheke führen z​u dürfen. 1761 w​urde Pliester e​rst Consul u​nd 1762 schließlich Bürgermeister d​er Stadt Cochem.[2]

Die Mohrenapotheke in Cochem

Mohren-Apotheke um 1905

Johann Franz Gerhardi d​er ursprünglich ebenfalls a​us Köln stammte, h​atte die Tochter d​es in Cochem ansässigen Kaufmanns u​nd Hutmachers Matthias Linius (* u​m 1599), Anna Maria Linius (1658–1729), e​ine Schwester v​on Martin Linius (Martin v​on Cochem) geheiratet. Gerhardi erwarb d​ie von Matthias Linius i​n der heutigen Liniusstraße i​n Cochem gegründete „apotheca“ u​m das Jahr 1669 u​nd nannte s​ie Mohren-Apotheke. Gerhardi zählte z​u den angesehensten Bürgern v​on Cochem. Nach d​er Zerstörung Cochems u​nd der Reichsburg Cochem d​urch französische Truppen a​m 25. u​nd 26. August 1689 wurden e​r und andere Honoratioren d​er Stadt entführt u​nd als Geiseln n​ach Chalons a​n der Marne gebracht. Als Gerhardi n​ach zwei Jahren a​us der Gefangenschaft zurückkehrte, b​aute er d​ie zerstörte Mohren-Apotheke wieder a​uf und übergab s​ie dem Kölner Provisor Johann Simon Pliester.

Als Symbol u​nd Namenspatron d​er Cochemer Mohren-Apotheke diente über v​iele Generationen e​in heute n​och erhaltener, a​us Holz geschnitzter schwarzer Mohr, d​er König Balthasar, a​ls einen d​er Heiligen Drei Könige darstellt. Nach d​em Tod v​on Johann Pliester übernahm dessen Sohn Johann Albert Pliester d​ie Mohren-Apotheke. 1817 wurden e​r und s​eine beiden Söhne Johann Georg (* 1. April 1788) s​owie Johann Josef Pliester (10. Januar 1794) gemeinsam i​n einer Urkunde a​ls Apotheker erwähnt. Deren Schwester Maria Margaretha Pliester (1790–1824) heiratete 1817 d​en Witwer u​nd Apotheker Johann Peter Zöller, d​er nach d​em Tod seines Schwiegervaters Johann Albert Pliester i​m Jahre 1829 i​n das Haus „Zum Mohren“ a​ls neuer Besitzer einzog. Nachfolger w​urde sein Schwiegersohn Carl Wilhelm Nettstraeter, d​er dessen Tochter Anna Maria Zöller (1804–1835) geheiratet hatte. Nettstraeter verlegte 1834 d​ie Apotheke i​n das i​m Jahre 1699 errichtete Patrizierhaus d​er Familie d​es Johannes Albertus Finger a​m Marktplatz i​n Cochem.

Familie

Johann Lambert Josef Pliester w​ar seit 1751 m​it Maria Margaretha Pliester geb. Hammes (* 1723) verheiratet u​nd wurde a​m 26. Januar 1752 a​ls Cochemer Bürger aufgenommen. Beide hatten a​cht gemeinsame Kinder. Die erstgeborene Tochter Anna Maria Pliester (1752–1818) heiratete später d​en Wundarzt Johann Nikolaus Comes, d​eren Sohn w​ar der Kreisarzt Johann Lambert Joseph Comes a​us Cochem. Die weiteren Kinder w​aren Johann Simon Lambert Pliester (* 1753), Maria Catharina Pliester (* 1755), Johann Georg Anastasius Pliester (1758–1823), Johann Albert Josef Pliester (1759–1829) verheiratet m​it Catharina Franziska Hommen (1767–1799), Anna Maria Margaretha Pliester (1761–1814) verheiratet m​it Johann Nikolaus Hermes (1764–1826), Maria Gertrude Philippina Pliester (1762–1841) verheiratet m​it Jakob Hermes s​owie Maria Magdalena Pliester (* 1766).

Kampf um das Apothekenmonopol

Johann Franz Gerhardi hatte am 16. Januar 1696 ein kurfürstliches Privileg erhalten, das ihm und seinen Nachkommen gut ein Jahrhundert lang das Apothekenmonopol in Cochem sicherte.[3] Diese Monopolstellung konnte er zwischen 1719 und 1729 erfolgreich gegen seinen Schwager Johann Jakob Linius verteidigen.[4] Während sein Schwiegersohn Johann Simon Pliester die Apotheke ungestört als Provisor weiterführen konnte, mussten sich dessen Witwe und sein Sohn Johann Albert Joseph Pliester 1782 gegen den Versuch des Amtsphysikus Franz Heinrich Jonen wehren, in Cochem eine Apotheke zu errichten. Die als Apothekerin bezeichnete Mutter und ihr Sohn führten das Geschäft gemeinsam weiter bis letzterer nach seiner Hochzeit im Jahre 1787 Anspruch auf das Erbe erhob. Es entbrannte ein juristischer Streit, in dem der Sohn 1789 obsiegte.[5] Im Jahre 1801 brach dann ein erneuter jahrelanger Streit aus,[6] als der Arzt Carl Joseph Boost sich auch als Apotheker betätigte und das kurfürstliche Privileg keine Bedeutung mehr hatte.[7]

Literatur

  • Alfons Friderichs (Hrsg.): Pliester, Johann Lambert Joseph, In: Persönlichkeiten des Kreises Cochem-Zell, Kliomedia, Trier 2004, ISBN 3-89890-084-3, S. 276.
  • Walter Gattow: Matthias Linius gründete Apotheke in Cochem, Er war der Vater von Pater Martin, Später wurde ein Mohr als Symbol gewählt – Ein Rückblick zum „Tag der offenen Tür“ am Mittwoch, Cochem, RZ 1991.
  • Günther Bretz: Die Mohrenapotheke in Cochem, In: Heimatjahrbuch Kreis Cochem-Zell 2014, S. 27–28.
  • Ernst Wackenroder: Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz, Dritter Band, Teil 2, Die Kunstdenkmäler des Landkreises Cochem, Teil 1, Deutscher Kunstverlag München 1959, Cochem, Wohnhäuser, Wahrzeichen der Apotheke, Holzfigur eines Mohren, mit Sockelplatte und ehemals drei Straußenfedern als Kopfschmuck, ca. 1,10 Meter groß, S. 201.

Einzelnachweise

  1. Des Hohen Erz-Stifts und Churfürstenthums Trier Hof-, Staats- und Stands-Kalender auf das Jahr nach unsers Hern und Heilandes Jesu Christi 1774, Koblenz, gedruckt in der Kurfürstl. Hofbuchdruckerei des J.B.Krabben, Amt Cochem, Hr. Joh. Lamb. Pliester, S. 120
  2. Klaus Layendecker, Willi Pütz: Familienbuch Cochem nach den Kirchenbüchern der Pfarrei St. Martin mit den Filialen Sehl, Faid und Dohr von 1691 bis 1889, Bände I, II und III, herausgegeben vom Stadtarchiv Cochem
  3. Abschrift von 1719 im Landeshauptarchiv Koblenz Bestand 1C Nr. 17243.
  4. Landeshauptarchiv Koblenz Bestand 1C Nr. 17243 und Bestand 1C Nr. 10194 und Nr. 10195.
  5. Landeshauptarchiv Koblenz Bestand 1C Nr. 17243.
  6. Landeshauptarchiv Koblenz Bestand 256 Nr. 982.
  7. Die Auseinandersetzungen bezüglich des Cochemer Apothekenmonopols werden ausführlich behandelt bei Norbert Pies Notabilia & Miscellanea oder Heimat- und familienkundliche Randnotizen. Heft IV (November 2021): Treiser Krankheit & Brownsche Affen - Kommentierte Edition der Streitschrift des Cochemer Arztes Carl Boost von 1807.
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