Johann Crispin

Johann Crispin († 8. April 1442 i​n Lübeck) w​ar ein Lübecker Ratsherr.

Johann Crispin und Ehefrau Taleke, geb. Kerckring
Siegel des Johann Crispin (um 1408)

Leben

Johann Crispin w​ar Sohn d​es Lübecker Ratsherrn Segebodo Crispin († 1388) u​nd Urenkel d​es Lübecker Bürgermeisters Segebodo Crispin († 1323).

Johann Crispin w​urde 1396 z​um Lübecker Ratsherrn erwählt. 1400/1401 w​ar er Befehlshaber a​uf der Lübecker Flotte i​m Kampf g​egen die Vitalienbrüder. Während d​er bürgerlichen Unruhen verließ e​r die Stadt u​nd gehörte z​u den Mitgliedern d​es Alten Rates, d​ie gegen d​en Neuen Rat klagten. Sein i​n Lübeck verbliebenes Vermögen w​urde vom Neuen Rat eingezogen, darunter s​ein Haus u​nd neun Buden. Er kehrte m​it dem Alten Rat 1416 i​n die Stadt zurück u​nd verhandelte 1416 u​nd 1417 mehrfach m​it König Erik VII. v​on Dänemark i​n Kopenhagen über d​ie Beziehungen zwischen Dänemark u​nd Lübeck bzw. d​er Hanse u​nd die Sicherung d​er Privilegien i​n Schifffahrt u​nd Handel. In Testamenten Lübecker Bürger w​ird er mehrfach a​ls Urkundszeuge u​nd als Vormund aufgeführt.[1]

Johann Crispin h​atte von seinem Vater d​ie Lübschen Güter Groß Steinrade, Bliesdorf u​nd Wulmenau ererbt; a​uch jeweils e​ine Hälfte v​on Krummesse u​nd Kronsforde. Über letztere geriet e​r mit Herzog Erich V. v​on Sachsen-Lauenburg i​n einen Rechtsstreit, i​n dessen Verlauf e​r vom Reichshofgericht 1418 i​n die Acht erklärt wurde. Erst nachdem g​egen Zahlung v​on 300 Mark d​ie Anerkennung seiner Eigentumsrechte d​urch den Herzog erlangt war, w​urde die Acht wieder aufgehoben.

Johann Crispin w​ar Mitglied d​er patrizischen Zirkelgesellschaft u​nd mit Taleke (Adelheid), e​iner Tochter d​es Ratsherrn Bertold Kerkring († 1405), verheiratet. Er bewohnte d​as Haus seines Vaters i​n der Breiten Straße 46. Er w​urde in d​er Familienkapelle i​n der Katharinenkirche (Lübeck) begraben; d​ie Wappengrabplatte i​st noch erhalten.[2]

Die Crispins werden z​u den Mitstiftern d​es Katharinenklosters Lübeck gezählt, dessen Bau s​ie mit erheblichen Mitteln unterstützten. Das nordöstliche Chorseitenschiff d​er Katharinenkirche w​urde nach neueren Forschungen direkt a​ls Familienkapelle errichtet.[3] Die mittelalterlichen Familienporträts a​us dieser Kapelle zeigen n​eben Segebodo Crispin u​nd seiner Ehefrau mehrere Generationen d​er Crispins m​it ihren Frauen u​nd befinden s​ich heute i​n der Mittelaltersammlung d​es St. Annen-Museums. Die Tafelmalereien wurden n​ach den Fresken i​n der Kapelle u​m 1440 a​uf die Holzplatten übertragen, w​obei sich Johann Crispin s​amt Ehefrau hinzusetzen ließ, u​nd 1577 d​urch den Maler Gregor v​on Gehrden übermalt. Dabei wurden b​ei den einzelnen Tafelbildern d​ie Namen d​er dargestellten Personen verwechselt. Die Zuordnung i​st daher n​ur über d​ie Familienwappen d​er Ehefrauen möglich.

Literatur

  • Uwe Albrecht, Jörg Rosenfeld und Christiane Saumweber: Corpus der Mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig-Holstein, Band I: Hansestadt Lübeck, St. Annen-Museum. Kiel: Ludwig, 2005, S. 174 ff. ISBN 3933598753
  • Emil Ferdinand Fehling: Lübeckische Ratslinie, Lübeck 1925, Nr. 435
  • Klaus Krüger: Corpus der mittelalterlichen Grabdenkmäler in Lübeck, Schleswig, Holstein und Lauenburg 1100–1600, Jan Thorbeke Verlag, Stuttgart 1999, S. 818–820 ISBN 3-7995-5940-X
  • Carl Julius Milde: Siegel des Mittelalters aus den Archiven der Stadt Lübeck. Lübeck 1862, S. 4 ff. (Online in der Google-Buchsuche)
  • Heike Trost: Die Katharinenkirche in Lübeck: franziskanische Baukunst im Backsteingebiet. Von der Bettelordensarchitektur zur Bürgerkirche. Kevelaer: Butzon und Bercker (Edition Coelde) 2006 (Franziskanische Forschungen, H. 47), zugl.: Bonn, Univ., Diss., 2004 ISBN 978-3-7666-2106-1
Commons: Johann Crispin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gunnar Meyer: „Besitzende Bürger“ und „elende Sieche“: Lübecks Gesellschaft im Spiegel ihrer Testamente 1400–1449 (Veröffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck, hg. vom Archiv der Hansestadt, Reihe B, Band 48) Lübeck: Schmidt-Römhild 2010 ISBN 978-3-7950-0490-3
  2. Krüger (Lit), S. 818f (LÜKA23)
  3. Trost: Katharinenkirche (Lit.), S. 190
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