Jean Baptiste Accolay
Jean Baptiste Accolay (* 17. April 1833 in Brüssel; 19. August 1900 in Brügge) war ein belgischer Komponist, Violinist, Violin-Lehrer, Musikpädagoge und Dirigent der Romantik.
Leben
Jean Baptiste Accolay studierte Violine am Brüsseler Musikkonservatorium. Seine Lehrer waren Lambert Joseph Meerts (* 6./11. Januar 1800; † 12./13. Mai 1863) und Nicolas Lambert Wéry (* 9. Mai 1789; † 6. Oktober 1867). Er wurde Solohornist beim 2. Kürassierregiment in Brügge, erster Violinist im Orchester des Theaters in Namur und Lehrer in Tienen. Danach ging er dauerhaft nach Brügge. 1860 wurde er Musiklehrer am Konservatorium. 1861 bis 1864 war er Assistenzlehrer für Violine, 1864 Lehrer für Violine und Viola, 1865 Lehrer für Streichquartett und ab 1874 für Harmonielehre. Diese Funktionen hatte er bis zu seinem Tod inne. Hendrik van den Abeele war unter seinen Schülern. Mehr als 20 Jahre war er erster Violinist im Orchester des Stadttheaters und im Orchester la Réunion musicale.[1]
Eines seiner Werke, das Drama Les Templiers [Die Templer], wurde in Brügge aufgeführt. Zusammen mit dem Pianisten Ernest de Brauwere und dem Cellisten Jean Baptiste Rappè gründete er 1865 die Séances de musique classique in Brügge. 1896 war er Mitbegründer und Konzertmeister der Konzertgesellschaft des Konservatoriums und für einige Jahre Leiter des Fanfarenzugs der Brugse Jagers-Verkenners.[1]
Accolay heiratete Barbara Françoise Sophie Hugo († 1907). Sie hatten mehrere gemeinsame Kinder, darunter die Musikerin Olivia Accolay.
Werke (Auswahl)
- Concertino Nr. 1 a-moll für Violine und Orchester in einem Satz. Allegro moderato, 1868. Bärenreiter BA 8976[2]. Schott SF1931[3]
- Concertino Nr. 2 d-moll für Violine und Orchester in einem Satz. Moderato. Schott SF 4320[4]
- Concertino Nr. 3 e-moll für Violine und Orchester in einem Satz. Allegro moderato. Schott SF 4462
- Guano, 1892, kurze Skizze für Violine und Posaune
Sein bekanntestes Werk ist das Violinkonzert Nr. 1 in a-Moll aus dem Jahr 1868, das nur aus einem Satz besteht. Obwohl es ein Schüler-Werk ist, das auch heute noch im Violin-Unterricht Verwendung findet, haben es viele berühmte Violinisten gespielt, so auch Itzhak Perlman und Yehudi Menuhin (bei seinem ersten öffentlichen Auftritt 1922).[5] Faszinierend daran ist vor allem die große expressive Ausdruckskraft trotz der Verwendung einfacher technischer Mittel.
Des Weiteren schrieb er Charakterstücke für Violine und Klavier wie Barcarolle, Berceuse (1868, OCLC 497033531), Canzonetta (1885, OCLC 497033539), Elégie, Nocturne (1866, OCLC 497033559) und Rêverie champêtre (1879, OCLC 497033570).[1]
Für Violine, Violoncello und Klavier veröffentlichte er 1889 Mélodie romantique (OCLC 497033553) und 1891 die Romance Reflet du Passé (OCLC 497033565).
Einspielungen
- Accolay: Violinkonzert Nr. 1. In: Concertos from my Childhood. Itzak Perlman, Violine. Juilliard Orchestra. Ltg.: Lawrence Foster. Warner 1996
Weblinks
- Werke von und über Jean Baptiste Accolay im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Noten und Audiodateien von Jean Baptiste Accolay im International Music Score Library Project
- Werke von und über Jean Baptiste Accolay in der bibliografischen Datenbank WorldCat
Einzelnachweise
- Annelies Focquaert: Accolay, Jean-Baptiste | Studiecentrum voor Vlaamse Muziek. Abgerufen am 19. März 2017 (englisch).
- Accolay, Jean Baptiste / Concerto no. 1 A minor / Bärenreiter Verlag. Abgerufen am 19. März 2017 (englisch).
- Concertino Nr. 1 a-Moll. Abgerufen am 19. März 2017.
- Concertino Nr. 2 d-Moll. Abgerufen am 19. März 2017.
- Humphrey Burton: Menuhin: 100 facts to celebrate his centenary. In: The Guardian. 21. April 2016 (englisch).