JP233

Der JP233 w​ar eine Flächenwaffe m​it Streumunition z​um Einsatz g​egen Flugplätze. Er w​urde ausschließlich a​n Tornados d​er Luftstreitkräfte Großbritanniens u​nd Saudi-Arabiens genutzt.

Geschichte

Ende der 1970er war der JP233 zunächst ein britisch-amerikanisches Gemeinschaftsprojekt (Joint Project). Beschafft werden sollte unter dem Programmnamen Low Altitude Airfield Attack System (LAAAS) eine Waffe, durch die im Falle eines Kriegs mit dem Warschauer Pakt mit einem möglichst geringen Kräfteansatz dessen Flugplätze bekämpft werden konnten. Eine Anpassung sollte vor allem an die F-111 und den Tornado erfolgen. Nachdem sich die USA 1981 zurückzogen, wurde die Waffe durch Großbritannien national weiterentwickelt[1][2] und durch die Firma Hunting Engineering (heute: INSYS Ltd.) hergestellt.

Über 100 dieser Waffen k​amen im Krieg g​egen den Irak (1991) z​um Einsatz.

Da die britische Regierung in einer Nutzung und Lagerung der Minen-Submunition der JP233 einen Verstoß gegen das Antipersonenminen-Abkommen von Ottawa sah, wurden beginnend 1997 bis zum 19. Oktober 1999 alle britischen JP233 ausgemustert und zerstört.[3] Da eine technische Betreuung der Waffensysteme der saudischen Luftstreitkräfte ebenfalls ausgeschlossen wurde, erfolgte die Rückgabe der dortigen JP233 im Tausch mit 100 Paveway III Präzisionsbomben.[4]

Beschreibung

Der JP233 bestand a​us einem Submunitionsbehälter, d​er werkseitig m​it Startbahnbomben u​nd Minen beladen war. Beim Überflug d​es Ziels i​m Tiefstflug w​urde die Submunition pyrotechnisch n​ach unten a​us den Ausstoßrohren verschossen. Gebremst u​nd aufgerichtet w​urde sie d​urch kleine selbst entfaltende Fallschirme. Die Bomben erzeugten Krater i​n der Oberfläche v​on Flugbetriebsflächen, w​ie zum Beispiel Start- u​nd Landebahnen o​der Rollwegen. Die zusätzlich ausgebrachten Minen sollten d​ie Instandsetzung d​er zerstörten Bereiche erschweren.[5] Nach d​em Ausstoß d​er Submunition wurden d​ie Behälter abgeworfen.[6]

Submunitionsdispenser

Die e​twa 6,5 m langen Ausstoßbehälter m​it einem Gewicht v​on 2.335 k​g bestanden a​us je e​inem abgerundeten Vorder- u​nd Hinterteil. Der Anbau erfolgte u​nter dem Flugzeugrumpf d​es Tornados a​n den äußeren beiden Außenlastträgern. Nur d​ie Tornados d​er britischen Royal Air Force u​nd der saudischen Luftstreitkräfte w​aren in d​er Lage, j​e zwei JP233-Behälter z​u tragen u​nd auszulösen.

Submunition

Die Submunition bestand p​ro Container aus

  • 30 Startbahnbomben vom Typ SG-357 (je ca. 26 kg) mit einer Hohlladung zum Eindringen in die Oberfläche (Penetrator) und einer Explosivladung zur Erzeugung des Kraters
  • 215 selbstaufrichtenden Splitterminen vom Typ HB-876 (je ca. 2,4 kg). Bei ausbleibender Aktivierung erfolgte die Selbstzerstörung spätestens nach 24 Stunden.

Weitere Submunitionsarten w​aren nicht verfügbar.

Siehe auch

  • Mehrzweckwaffe 1: vergleichbarer Submunitionsbehälter für den Tornado
  • BLU-107 Durandal: spezielle Bombe zum Durchbrechen von Startbahnbelägen, so dass ein schwer auszubessernder Krater entsteht.

Einzelnachweise

  1. Amtlicher Bericht des britischen Parlaments vom 8. März 1982 auf hansard.millbanksystems.com, eingesehen am 23. November 2008
  2. Amtlicher Bericht des britischen Parlaments vom 23. Juni 1980 auf hansard.millbanksystems.com, eingesehen am 23. November 2008
  3. Amtlicher Bericht des britischen Parlaments vom 25. Oktober 1999 auf publications.parliament.uk, eingesehen am 23. November 2008
  4. Bericht auf der Homepage des FOIA (Freedom Of Information Act) Centre, eingesehen am 23. November 2008
  5. Amtlicher Bericht des britischen Parlaments vom 26. Februar 1986 auf hansard.millbanksystems.com, eingesehen am 23. November 2008
  6. Bericht in der FLIGHT International vom 3. Oktober 1981 (PDF, 1,5 MB)
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