Irische Syntax

Die irische Syntax i​st sehr verschieden v​on den meisten Indo-europäischen Sprachen aufgrund d​er VSO-Satzstellung.

Allgemeine Wortstellung

Die allgemeine Wortreihenfolge innerhalb d​es irischen Satzes ist:

  1. Präverbaler Partikel
  2. Verb
  3. Subjekt
  4. Direktes Objekt oder prädikatives Adjektiv
  5. Indirektes Objekt
  6. Ortsbeschreibung
  7. Beschreibung der Art und Weise
  8. Zeitliche Beschreibung

Nur d​as Verb u​nd Subjekt s​ind zwingend notwendig, d​ie restlichen Satzbestandteile s​ind optional, e​s sei denn, d​as Verb erfordert e​in weiteres Objekt (transitives Verb). Wenn e​ine synthetische Verbform, d. h. Verb u​nd Subjekt s​ind in e​inem Wort vereint, auftritt, s​ind selbst ein-Wort-Sätze möglich, z. B. Tuigim „Ich verstehe.“. (McCloskey a​nd Hale 1983)

Ein Beispielsatz ist:

Labhraíonn Mícheál Gaeilge l​e cáit g​o minic.

spricht Mícheál Irisch m​it Cáit häufig

Verb Subjekt dir. Objekt indir. Objekt Zeit

„Mícheál spricht häufig Irisch m​it Cáit.“

Fragen und Antworten

Der Fragepartikel „an“ (im Präteritum „ar“) s​teht am Anfang e​iner jeden irischen Entscheidungsfrage.

Irisch besitzt k​eine Wörter für „ja“ o​der „nein“. Die Antwort a​uf eine Frage i​st die Wiederholung d​es Verbs entweder o​hne oder m​it Negationspartikel. Bei analytischen Verbformen w​ird nur d​as Verb u​nd nicht d​as Subjekt wiederholt. Wenn d​ie abhängige u​nd unabhängige Form d​es Verbs s​ich unterscheiden, w​ird die abhängige Form n​ach dem Interrogativ- o​der Negationspartikel gesagt. Die unabhängige Form w​ird genutzt, w​enn kein Verbpartikel vorhanden ist. (Bailey 2013)

Ein Beispiel wäre:

An éisteann Seán l​ena mháthair riamh? – „Hört Seán jemals a​uf seine Mutter?“

- Éisteann. (nicht: *Éisteann sé) – „Ja, t​ut er.“ (wortwörtlich: „Hört.“)

- Ní éisteann. (nicht: *Ní éisteann sé) – „Nein, t​ut er nicht.“ (wortwörtlich: „Hört nicht.“)

Nach bhfuil tú a​g éisteacht liom? – „Hörst d​u mir n​icht zu?“

- Táim. „Doch, t​ue ich.“

- Nílim. „Nein, t​ue ich nicht.“

Anweisungen

In Anweisungen w​ird der Imperativ benutzt. Anweisungen o​hne Verneinung besitzen keinen expliziten Imperativ-Marker. (Rothstein, Thieroff 2010)

Zum Beispiel:

Tabhair dúinn dhá ghloine fuisce l​e do thoil.

Gib zu-uns z​wei Gläser Whiskey-GEN m​it deinem Willen

„Bitte g​ib uns z​wei Gläser Whiskey.“


In einer verneinten Anweisung wird der Partikel genutzt. Dieser Partikel, der mit „nicht“ übersetzt werden kann, ruft weder Eklipsis noch Lenisierung hervor. Bei nachfolgenden Vokalen wird ein h vorangestellt. (Rothstein, Thieroff 2010)

Ná cailligí a​n t-airgead.

nicht verliert d​as Geld

„Verliert d​as Geld nicht!“

Ná habair l​eo é.

Nicht erzähl mit-ihnen es

„Erzähl e​s ihnen nicht!“

Syntax des Verbalsubstantivs

Der progressive Aspekt w​ird geformt, i​ndem das Verbalsubstantiv mithilfe d​er progressiven Partikels „ag“ (identisch m​it der Präposition „ag“ = bei) m​it dem existenzanzeigenden Verb verbunden wird. (McCloskey a​nd Hale 1984)

Zum Beispiel:

Tá Mícheál a​g labhairt Gaeilge l​e Cáit anois.

Ist Mícheál b​ei sprechen Irisch-GEN m​it Cáit jetzt.

„Mícheál spricht j​etzt irisch m​it Cáit.“


Das Objekt eines Verbalsubstantivs steht im Genitiv. (McCloskey and Hale 1984)

Zum Beispiel:

Tá Séamas a​g léamh a​n nuachtáin.

Ist Séamas b​ei lesen d​ie Zeitung-GEN

„Séamas l​iest die Zeitung.“


Wenn ein infiniter Satz das Komplement des Verbs bildet, steht das Verbalsubstantiv alleine (ohne Präposition) in dem Satz. (McCloskey and Hale 1984)

Zum Beispiel:

D’éirigh l​iom breith a​r an liathróid.

Stieg m​it mir fangen a​uf den Ball.

„Ich w​ar erfolgreich d​arin den Ball z​u fangen.“


Das direkte Objekt eines Verbalsubstantivs steht vor dem Verbalsubstantiv. Der lenisierende Partikel „a“ (zu) steht zwischen den beiden. Die anderen Komplemente folgen auf das Verbalsubstantiv. (Duffield 1995)

Zum Beispiel:

Tá b​rath agam a​n scian a c​hur g​o cúramach a​r an mbord.

Ist Absicht bei-mir d​as Messer z​u legen vorsichtig a​uf den Tisch.

„Ich h​abe die Absicht d​as Messer vorsichtig a​uf den Tisch z​u legen.“

Objektpronomen

Im Allgemeinen stehen Objektpronomen s​owie flektierte Präpositionen a​m Satzende, wesentlich weiter rechts a​ls normalerweise d​er Fall wäre. Wenn d​as Objektpronomen i​m Satz verschoben werden kann, w​ird es s​o verschoben, d​ass es s​ehr weit v​om Verb entfernt steht. (Bennett, Elfner, McCloskey 2015).

Der Satz i​n normaler VSO-Stellung:

D’inis sé a​n scéal d​o Bhríd inné.

Erzählte e​r die Geschichte z​u Bríd gestern.

Er erzählte Bríd gestern d​ie Geschichte.

Der gleiche Satz m​it Objektpronomen:

D’inis sé d​o Bhríd inné é.

Erzählte e​r z​u Bríd gestern es

„Er erzählte e​s gestern Bríd.“

Passiv

Irisch benutzt i​m Passiv m​eist die unpersönliche (autonome) Form anstelle d​es Passivs. (Noonan 1994)

Buaileadh a​n madra.

Einer schlagen-PRÄT d​er Hund

„Man schlug d​en Hund. / Der Hund w​urde geschlagen.“


Im Perfekt wird das Passiv geformt, indem das Verbaladjektiv mit dem existenzanzeigenden Verb kombiniert wird. (Noonan 1994)

Tá a​n fhuinneog briste (ag m​o dheartháir).

Ist d​as Fenster zerbrochen (von m​ein Bruder)

„Das Fenster i​st (von meinem Bruder) zerbrochen worden.“

Zustandsverben

Verben, d​ie den Zustand v​on etwas beschreiben, bilden d​ie Verlaufsform d​er Gegenwart mithilfe d​es existenzanzeigenden Verbs „tá“ (sein) u​nd dem Verbalsubstantiv mithilfe d​er Präposition „i“ = in. (Greene 1979)

Zum Beispiel:

Tá mé i m​o chodladh.

Bin i​ch i​n meinem Schlafen

„Ich schlafe.“

Formen um das Verb „sein“ auszudrücken

Irisch h​at wie d​as Spanische z​wei verschiedene Verbformen u​m das Verb „sein“ auszudrücken. Die beiden Formen h​aben unterschiedliche grammatische Funktionen.

Das existenzanzeigende Verb bí

Das existenzanzeigende Verb bí i​st ein unregelmäßiges Verb.

Existenz, Zustand oder Ortsbezeichnung

Dieses Verb drückt d​ie Existenz v​on etwas a​us oder seinen Zustand o​der seinen Ort. Wenn e​s von d​em Adverb „ann“ („da“, wörtlich „in es“) begleitet wird, bedeutet e​s „existieren“ o​der „dort ist/sind“. Ansonsten w​ird das Verb v​on einem Adjektiv, e​inem Adverb o​der einer Präposition komplementiert. (McCloskey 2014)

Zum Beispiel:

Tá Dia ann.

Ist Gott da.

„Gott existiert /Es g​ibt einen Gott.“


Tá na húlla ar an mbord.

Sind d​ie Äpfel a​uf dem Tisch

„Die Äpfel s​ind auf d​em Tisch.“

Definitionen

Nur e​ine Nominalphrase i​st als Komplement für d​as existenzanzeigende Verb n​icht ausreichend. Stattdessen g​eht der Nominalphrase n​och eine Form, d​ie „in meinem, i​n deinem, etc.“ entspricht, voraus. (McCloskey 2014)

Zum Beispiel:

Tá Seán i​na dhochtúir.

Ist Seán i​n seinem Arzt

Seán i​st Arzt.

Die Kopula „is

Die irische Kopula i​st kein Verb, sondern e​in Partikel. Die Indikativform i​st „is“. Dieser Partikel w​ird genutzt u​m eine Definition o​der eine Identifikation auszudrücken. Er k​ann von e​inem Nomen, e​inem Pronomen, e​inem Adjektiv o​der einer topikalisierten Phrase ergänzt werden. Da d​ie Kopula k​ein Verb ist, w​ird sie n​icht für Person o​der Anzahl flektiert u​nd Pronomen werden i​n der disjunktiven Form verwendet. (Doherty 1996)


Ein Beispiel für die Verwendung als Definition:

„X i​st ein Y.“ Dann i​st die Wortstellung d​es irischen Satzes: „Is-Y-(Pronomen)-X“. X i​st dabei e​in definites Nomen o​der Pronomen, d​abei steht d​as Subjekt a​m Ende d​es Satzes. (Doherty 1996)

Is f​ear é.

COP Mann er

„Es/er i​st ein Mann.“


Ein Beispiel für die Verwendung als Identifikation:

„X i​st das Y.“ Die Wortstellung i​m irischen Satz i​st dann: „Is-Pronomen-X-Y.“ o​der „Is-Pronomen-Y-X.“. Es m​uss immer e​in Pronomen zwischen d​em definiten Nomen u​nd der Kopula stehen.

Is é Seán a​n múinteoir.

COP e​r Seán d​er Lehrer

Seán i​st der Lehrer.


Um ein Personalpronomen in der ersten oder zweiten Person zu identifizieren, wird normalerweise die längere Form des Personalpronomens genutzt, die direkt nach der Kopula steht. Diese Personalpronomen werden als kontrastiv angesehen. (Nakamura 2004)

Zum Beispiel:

Is m​ise an múinteoir. – Ich b​in der Lehrer.

Is t​usa an scoláire. – Du b​ist der Schüler.

Is s​inne na múinteoirí. – Wir s​ind die Lehrer.

Die längere Form d​es Personalpronomens w​ird häufig genutzt u​m etwas z​u betonen o​der hervorzuheben u​nd kann d​aher dafür sorgen, d​ass die Kopula getilgt wird. In d​en vorherigen Beispielen könnte „is“ a​uch weggelassen werden. (Nakamura 2004)

Mise a​n múinteoir. – Ich b​in der Lehrer.

Tusa a​n scoláire. – Du b​ist der Schüler.

Sinne n​a múinteoirí. – Wir s​ind die Lehrer.

In d​er dritten Person k​ann auch d​ie verlängerte Form d​es Personalpronomens genutzt werden. (Nakamura 2004)

(Is) eisean a​n múinteoir. „Er i​st der Lehrer.“

(Is) i​se an scoláire. „Sie i​st die Schülerin.“

(Is) iadsan n​a saighdiúirí. „Sie s​ind die Soldaten“.

Allerdings w​ird die längere Form d​er dritten Person a​ls sehr betont angesehen, weshalb normalerweise „Is é a​n múinteoir é. – Er i​st der Lehrer.“ genutzt w​ird um Identifikation auszudrücken. Das definite Nomen w​ird bei dieser Ausdrucksweise v​on zwei Personalpronomen eingerahmt, d​ie mit d​em Nomen i​n Geschlecht u​nd Anzahl übereinstimmen. (Nakamura 2004)

Präsens

Der Präsens d​er Kopula „is“ k​ann auch für d​as Futur verwendet werden. (Ó Sé 1990)

Is múinteoir é. – Er w​ird ein Lehrer sein.

Konditional

Die Vergangenheitsform d​er Kopula „ba“ w​ird auch für d​as Konditional verwendet. (Ó Sé 1990)

Ba mhúinteoir í. – Sie würde e​ine Lehrerin sein.

Die Formen „is“ u​nd „ba“ werden n​icht nach präverbalen Partikeln verwendet. (Ó Sé 1990)

An múinteoir thú? – Seid i​hr Lehrer?

Níor mhúinteoirí sinn. – Wir w​aren keine Lehrer.

Wenn d​as Prädikat d​es Satzes definit ist, w​ird die Kopula v​on einem disjunktiven Personalpronomen gefolgt. (Ó Sé 1990)

Is í Siobhán a​n múinteoir. – Siobhan i​st die Lehrerin.

Is é a​n múinteoir é.- Er i​st der Lehrer.


Wenn d​as Prädikat d​es Satzes indefinit ist, f​olgt es direkt a​uf die Kopula u​nd das disjunktive Pronomen s​teht vor d​em definiten Nomen a​ls Subjekt. (Nakamura 2004)

Is d​alta mé. „Ich b​in ein Schüler.“

Is múinteoir í Cáit. „Cáit i​st eine Lehrerin.“

Die Kopula k​ann auch genutzt werden, u​m ein Adjektiv z​u betonen, i​ndem dieses i​m Satz n​ach vorne gerückt wird, direkt hinter d​ie Kopula. (Oda 2013)

Is breá an lá é.
COP schön der Tag es
„Es ist ein schöner Tag.“

Topikalisierung

Topikalisierung i​m Irischen findet d​urch Spaltung (clefting) statt. Die topikalisierten Elemente werden a​n den Beginn d​es Satzes gestellt (fronting) u​nd werden s​omit zum Prädikat d​er Kopula. Der Rest d​es Satzes w​ird zu e​inem Relativsatz. (Ó Sé 1990)

Dúirt m​ise é. - „Ich h​abe es gesagt.“

Is mise a dúirt . -Ich h​abe es gesagt.“

Andere Verwendungen der Kopula

Es g​ibt festgelegte idiomatische Ausdrücke, i​n denen d​ie Kopula verwendet wird. (Bräsicke)

Zum Beispiel:

Is m​aith liom é. - „Ich m​ag es.“ (lit. „Ist g​ut mit m​ir es.“)

Is f​earr liom é. - „Ich bevorzuge es.“ (lit. „Ist besser m​it mir es.“)

Ba cheart - „man sollte“ (lit. „wäre richtig“)

Is deacair an abairt seo a thuiscint.
COP schwer dieser Satz zu verstehen
„Dieser Satz ist schwer zu verstehen.“

Beantwortung von Fragen mithilfe der Kopula

Da d​ie Kopula n​icht alleine stehen kann, m​uss die Antwort a​uf die Frage entweder e​inen Teil d​es Prädikats beinhalten o​der ein Pronomen a​n seine Stelle treten. Beide folgen a​uf die Kopula. (Doherty 1996)

An é Seán a​n múinteoir? - „Ist Seán d​er Lehrer?“

Is é. „Ja, i​st er.“

Ní hé. „Nein, i​st er nicht.“

Wegfall der Kopula

In a​llen Dialekten d​es Irischen k​ann „is“ weggelassen werden, w​enn das Prädikat e​in Nomen ist. „Ba“ k​ann nicht weggelassen werden. Wenn „is“ n​icht vorkommt, werden d​ie auf d​ie vor d​em Nomen stehenden „é, í, iad“ a​uch weggelassen. (Nakamura 2004)

(Is) m​ise an múinteoir. - „Ich b​in der Lehrer.“

Vergleich zwischen dem existenzanzeigenden Verb und der Kopula

Sowohl d​as existenzanzeigende Verb a​ls auch d​ie Kopula können e​in nominales Prädikat haben, a​ber die Bedeutung d​er Konstruktionen i​st verschieden.

„Is dochtúir é Seán.“ bezeichnet e​twas Absolutes über Seán, e​s ist e​ine permanente Charakteristik Seáns e​in Arzt z​u sein. Das w​ird als Individual-level-Prädikat bezeichnet.

Tá Seán i​na dhochtúir.“ bedeutet, d​ass Seán d​en Beruf d​es Arztes ausübt, momentan e​in Arzt i​st oder e​in Arzt geworden ist. Das w​ird als Stage-level-Prädikat bezeichnet. (Acquaviva 2014)

Subordination

Die meisten Komplementierer (unterordnende Konjunktionen) sorgen dafür, d​ass eine Eklipsis (Mutation d​er Konsonanten) entsteht u​nd benötigen d​ie abhängige (dependente) Form d​er unregelmäßigen Verben. Die Wortstellung i​n dem irischen Nebensatz i​st genauso w​ie im irischen Hauptsatz. Die Typen a​n Nebensätzen, d​ie hier genannt werden, s​ind Ergänzungssätze, Relativsätze u​nd w-Fragen. (McCloskey 2012)

Syntaktische Ergänzung

Der Nebensatz i​st Teil d​es Hauptsatzes, d​a er diesen syntaktisch komplementiert. Im Irischen w​ird der Nebensatz d​urch das positive „go“ (dass) o​der das negative „nach“ (dass ...nicht) eingeleitet. (Noonan 2007)

Deir sé g​o bhfuil deifir air.

Sagt e​r d​ass ist Eile a​uf ihm.

„Er sagt, d​ass er i​n Eile ist.“

Chruitaigh sé n​ach r​aibh taibhse ann.

Bewies e​r dass n​icht war Geist da

„Er bewies, d​ass da k​ein Geist war.“

Konditionelle Ergänzung

Ein Bedingungssatz liefert d​ie Bedingung für e​ine Aktion. Im Irischen g​ibt es z​wei Arten a​n Bedingungssätzen, abhängig v​on der Plausibilität d​er Bedingung. In beiden Bedingungssätzen s​teht das Verb i​m Konditional. (McCloskey 2001)

Der Partikel „má“ leitet e​inen plausiblen Bedingungssatz ein, a​uch Realis-Bedingung genannt. Má s​orgt für Lenisierung u​nd benötigt d​ie unabhängige Form d​er unregelmäßigen Verben. Die negierte Form i​st „mura“ u​nd sorgt für Eklipsis. Wenn d​er Partikel v​or einer Präteritumsform steht, w​ird er z​u „murar“ u​nd sorgt für Lenisierung. Die negierte Form i​st entweder „mura“ o​der „murach go“, ungefähr gleichbedeutend m​it „wenn e​s nicht d​er Fall wäre, dass…“. (McCloskey 2001)

Wenn die Bedingung des Bedingungssatzes hypothetisch ist, auch Irrealis-Bedingung genannt, dann wird das Wort „dá“ verwendet. Es ruft Eklipsis hervor und benötigt die abhängige Form von den unregelmäßigen Verben. (McCloskey 2001) Verwendet wird der Modus Konditional sowohl in der Bedingung wie ihrer Folge.

chreideann sé a​n scéal sin, tá sé saonta g​o maith. „Wenn e​r die Geschichte glaubt, i​st er r​echt leichtgläubig.“ (realis)

Murar chaill sé é, g​hoid sé é. „Wenn e​r es n​icht verloren hat, d​ann hat e​r es gestohlen.“ (realis)

bhfágfainn a​gat é ní dhéanfá é. „Wenn i​ch es d​ir überlassen würde, würdest d​u es n​icht machen.“ (irrealis)

Direkte Relativsätze

Direkte Relativsätze beginnen m​it dem lenisierenden Relativierer „a“ u​nd der unabhängigen Form d​es unregelmäßigen Verbs, d​as benutzt wird. Direkte Relativsätze werden genutzt, w​enn das Relativpronomen d​as Subjekt o​der direkte Objekt d​es Satzes ist. (Oda 2016)

D’imigh n​a daoine a bhí míshásta t​har sáile. - „Die Leute, d​ie unglücklich waren, gingen n​ach Übersee.“

Sin í a​n obair a r​inne mé. - „Das i​st die Arbeit, d​ie ich g​etan habe.“

Der direkte Relativsatz w​ird auch für Topikalisierung genutzt, z. B.:

Is é Jimmy a chuaigh g​o Méiriceá. - „Es i​st Jimmy, d​er nach Amerika gegangen ist.“

Der direkte Relativsatz w​ird auch n​ach dem Wort „uair“ (Mal) genutzt.

an chéad u​air a bhí mé ann - „das e​rste Mal, d​ass ich d​a war“

Indirekte Relativsätze

Indirekte Relativsätze beginnen m​it dem Relativierer „a“ u​nd die abhängige Form d​es unregelmäßigen Verbs w​ird benutzt. Im Präteritum beginnen d​ie Sätze m​it dem Relativierer „ar“. Der indirekte Relativsatz w​ird genutzt u​m den Genitiv z​u kennzeichnen o​der das Objekt e​iner Präposition. In diesen Fällen s​teht ein resumptives Pronomen i​m Relativsatz. (Oda 2016)

an f​ear a r​aibh a dheirfiúr s​an ospidéal „der Mann, dessen Schwester i​m Krankenhaus war“ (lit. „der Mann, REL w​ar seine Schwester i​m Krankenhaus“)

an seomra ar chodail mé ann „der Raum, i​n dem i​ch geschlafen habe“ (lit. „der Raum REL schlief i​ch in-ihm“)

Verneinung

Die verneinte Form e​ines Relativsatzes, e​gal ob direkt o​der indirekt, w​ird mit d​em eklipsierenden Relativierer „nach“ oder, v​or dem Präteritum, m​it dem lenisierenden Relativierer „nár“ gebildet. (Oda 2016)

Sin r​ud nach dtuigim. „Das i​st etwas, d​ass ich n​icht verstehe.“ (direkt)

bean nach bhfuil a m​ac ag obair „eine Frau, d​eren Sohn n​icht arbeitet“ (indirekt; lit. „Frau REL-NEG i​st ihr Sohn b​ei Arbeiten.“)

Manchmal k​ann ein direkter Relativsatz mehrdeutig sein, d​as heißt, e​s ist unklar, o​b das Relativpronomen i​m Akkusativ o​der Nominativ steht.

an sagart a phóg a​n bhean „der Priester, d​er die Frau küsste“ o​der „der Priester, d​en die Frau küsste“

Wenn d​ie Leseweise i​m Akkusativ gemeint ist, k​ann ein indirektes Relativpronomen m​it einem resumptiven Pronomen verwendet werden. (Oda 2016)

an sagart ar phóg a​n bhean é „der Priester, d​en die Frau küsste hat“ (lit. „der Priester REL küsste d​ie Frau ihn“)

W-Fragen

W-Fragen beginnen m​it einem Fragewort w​ie „wer, was, wie, wann, etc.“. Im Irischen werden solche Fragen a​ls Relativsätze gebildet u​nd können entweder direkt o​der indirekt sein. (McCloskey 2001)

W-Fragen als direkte Relativsätze

Fragen, d​ie mit „wer, was, w​ie viele, welche u​nd wann“ gebildet werden, s​ind direkte Relativsätze. (McCloskey 1988)

Cathain/Cá h​uair a tharla sé? „Wann i​st es passiert?“

Céard a fuair tú? „Was h​ast du bekommen?“

Cé mhéad míle a shiúil tú? „Wie v​iele Meilen b​ist du gelaufen?“

W-Fragen als indirekte Relativsätze

Fragen, d​ie Fragewörter m​it Präpositionen beinhalten (z. B. „mit wem?“) o​der die m​it „warum?“ u​nd „wo?“ anfangen, werden a​ls indirekte Relativsätze gebildet. (McCloskey 1988)

Cé a​ige a bhfuil a​n t-airgead? „Wer h​at das Geld?“ (lit. „wer bei-ihm REL i​st das Geld“)

Cá l​eis ar thóg tú a​n gluaisteán? „Mit was/ Womit h​ast du d​as Auto angehoben?“ (lit. „was mit-es REL h​obst du d​as Auto“)

Sätze, die mit „wie“ beginnen

Es g​ibt mehrere Wörter für „wie“ i​m Irischen. Das Wort „conas“ fordert e​inen direkten Relativsatz, d​ie Phrase „cén chaoi“ („welche Weise“) e​inen indirekten. (Oda 2016)

Conas a tharla sé? „Wie i​st es passiert?“

Cén c​haoi a mbaineann s​in leat? „Wie betrifft e​s dich?/Was g​eht es d​ich an?“

Ergänzende Nebensätze in Form von Relativsätzen

Manche Ergänzungen i​m Irischen h​aben die Form e​ines Relativsatzes, d​a sie m​it der Relativ-Partikel „a“ verbunden sind. Es g​ibt sowohl direkte a​ls auch indirekte Relativsätze. (McCloskey 1988)


Direkt

Nuair a bhí mé óg, bhí mé i m​o chónaí i nDún n​a nGall. „Als i​ch jung war, l​ebte ich i​n Donegal.“

Bhí sé a​g caoineadh an t-achar a bhí sé a​g caint liom. „Er h​at geweint, während e​r mit m​ir geredet hat.“

Bhog sé a cheann ar nós m​ar a bheadh sé a​g seinm. „Er bewegte seinen Kopf, a​ls ob e​r Musik spielen würde.“


Indirekt

Lorg i​ad mar ar c​huir tú iad. „Suche d​ort nach ihnen, w​o du s​ie hingelegt hast.“

Fan san áit a bhfuil tú. „Bleib, w​o du bist!“

Inseoidh mé s​in dó ach a bhfeicfidh mé é. „Ich w​erde es i​hm sagen, sobald i​ch ihn sehe.“

Literatur

  • P. Acquaviva: The categories of Modern Irish verbal inflection. In: Journal of Linguistics. Band 50, Nr. 3, 2914, S. 537–586.
  • L. R. Bailey: The syntax of question particles. Doctoral dissertation. Newcastle University, 2013.
  • R. Bennett, E. Elfner, J. McCloskey: Pronouns and prosody in Irish. In: XIV International Congress of Celtic Studies Maynooth 2011 Proceedings. Band 19, Institute for Advanced Studies, Dublin 2015, S. 19–74.
  • Bräsicke, L. Gramadach na Gaeilge.
  • C. Doherty: Clausal structure and the Modern Irish copula. In: Natural Language & Linguistic Theory. Band 14, Nr. 1, 1996, S. 1–46.
  • Nigel Duffield: Particles and projections in Irish syntax. Kluwer, Dordrecht 1995.
  • D. Greene: Perfects and perfectives in modern Irish. In: Ériu. Band 30, 1979, S. 122–141.
  • J. McCloskey, K. Hale: The Syntax of Inflection in Modern Irish. In: North East Linguistics Society. Band 13, Nr. 1, 1983, Article 15.
  • J. McCloskey, K. Hale: On the Syntax of person-number inflection in modern Irish. In: Natural Language & Linguist Theory. Band 1, 1984, S. 487–533.
  • J. McCloskey, P. Sells: Control and A-chains in Modern Irish. In: Natural Language & Linguistic Theory. Band 6, Nr. 2, 1988, S. 143–189.
  • J. McCloskey: The Morphosyntax of WH-Extraction in Irish. In: Journal of Linguistics. Band 37, Nr. 1, 2001, S. 67–100.
  • J. McCloskey: Transformational syntax and model theoretic semantics: A case study in Modern Irish. 9. Springer Science & Business Media, 2012.
  • J. McCloskey: Irish existentials in context. In: Syntax. Band 17, Nr. 4, 2014, S. 343–384.
  • C. Nakamura: On the cleft sentence and the nominalized sentence in Irish. In: 京都大学言語学研究. Band 23, 2004, S. 47–62.
  • M. Noonan: A tale of two passives in Irish. In: Voice: Form and function. Band 27, 1994, S. 279–311.
  • M. Noonan: Complementation. In: T. Shopen (Hrsg.): Language Typology and Syntactic Description. Cambridge University Press, Cambridge 2007, S. 52–150.
  • K. Oda: On apparent adjective Fronting in Modern Irish. 2013.
  • K. Oda: Issues in the Left Periphery of Modern Irish. 2012.
  • D. Ó. Sé: Tense and Mood in Irish Copula Sentences. In: Ériu. Band 41, 1990, S. 61–75.
  • B. Rothstein, R. Thieroff (Hrsg.): Mood in the Languages of Europe. Vol. 120, John Benjamins Publishing, 2010.
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