Inulin-Clearance
Die Ermittlung der Inulin-Clearance ist ein Verfahren zur Bestimmung der glomerulären Filtrationsrate, das jedoch methodisch für den Routineeinsatz zu aufwändig ist. Daher kommt im Labor derzeit die Bestimmung der endogenen Kreatinin-Clearance zur Anwendung, die allerdings den Störeinflüssen der Kreatininbestimmung unterliegt und durch Fehler während der Urinsammelperiode zusätzlich fehlerbehaftet ist.
Seit einiger Zeit steht mit Cystatin C ein deutlich sensitiverer und spezifischerer Parameter bereit, der eine deutlich bessere und störungsfreiere Einschätzung der Nierenfunktion, auch im kreatininblinden Bereich, erlaubt.
Durchführung des Verfahrens
Zu Beginn wird dem Patienten Blut entnommen. Danach muss der Patient 500 ml Wasser trinken. Anschließend werden 5 g Inulin über fünf Minuten intravenös (i. v.) injiziert. 3 und 45 Minuten nach Abschluss der Injektion werden zwei weitere Blutproben entnommen.[1]
Kritik
Arnold Kleinschmidt lieferte 1968 eine ausführliche Kritik der Inulin-Clearance bei Mensch und Tier. Er beschreibt, „daß Inulin ausschließlich filtriert und in den Tubuli weder rückresorbiert noch sezerniert wird,“ also „ausschließlich durch glomeruläre Filtration eliminiert“ wird. Bei Blutspiegeln von 5, 50 und 175 mg-% erhielten Kennedy[2] und Kleh[3] 1953 weitgehend identische Clearancewerte.[4] Arnold Kleinschmidt erwähnt auf Seite 344 zusätzlich eine „Thiosulfatclearance von 126/1,73 m² Körperoberfläche“.[5]
Es ist jedoch zu beachten, dass bei jedem Rückgang des Herzzeitvolumens und bei jeder Dehydratation die Tubuli ihre Rückresorptionsquote kompensatorisch bis hin zur Anurie steigern. Dadurch werden die Ergebnisse aller Clearance-Formeln verfälscht. Die so entstehende Urämie ist Zeichen einer guten Tubulusfunktion und nicht Zeichen einer schlechten Glomerulusfunktion. Das gilt für alle harnfähigen Substanzen. Auch für Cystatin C; Cystatin C wird jedoch nach der Rückresorption in den Tubuli vollständig zerstört und verfälscht deswegen die Ergebnisse von entsprechend basierten GFR-Schätzformeln nicht.
Siehe auch
Weblinks
- Encyclopedia Britannica: Inulin-Clearance (englisch)
- K/DOQI clinical practice guidelines for chronic kidney disease: evaluation, classification, and stratification. In: American Journal of Kidney Diseases. Band 39, Nummer 2 Suppl 1, Februar 2002, S. S1–266, PMID 11904577.
Einzelnachweise
- Bestimmung der glomerulären Filtrationsrate bei Kindern und Jugendlichen: Alternative Methoden zur Inulin-Clearance und der Einfluss der laborchemischen Untersuchungsmethoden. (PDF; 1,9 MB) Abgerufen am 10. Mai 2010.
- T. J. Kennedy junior, J. G. Hilton, R. W. Berliner: Comparison of inulin and creatinine clearance in the normal dog, in: American Journal of Physiology, Band 171, 1952 S. 164.
- T. J. Kennedy, J. Kleh: The relationship between the clearance and the plasma concentration of inulin in normal man, in: Journal of Clinical Investigation, 32. Jahrgang, 1953, S. 90.
- Arnold Kleinschmidt: Klinische Methoden der morphologischen und funktionellen Nierendiagnostik, in: Handbuch der inneren Medizin, 5. Auflage, 8. Band, 1. Teil, Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg / New York 1968, ISBN 978-3-642-95038-4, S. 296–473, Unterkapitel Inulin und Inulinclearance, S. 339–343, Zitate S. 339 und 341.
- Diese falsche Nierenfunktionseinheit müsste richtig 126 ml/min lauten. Zusätzlich hat man wohl nach der Formel GFR(1,73 m²/KOF) normiert (KOF = Körperoberfläche in m²).