Ines Wetzel
Ines Wetzel (geboren 7. März 1878 in Berlin; gestorben 1940 in Dachau) war eine deutsche Malerin des Expressionismus. Sie war Mitglied der Künstlervereinigung Novembergruppe.[1]
Leben und Werk
Ines Wetzel absolvierte nach 1900 ihre künstlerische Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Berlin und der Kunstakademie München. Sie trat 1921 der Künstlervereinigung Novembergruppe bei. 1926 verzeichnet das Handbuch des Kunstmarktes eine Adresse für Ines Wetzel Am Lützowplatz 13 in Berlin.[2] Die Künstlerin wurde 1940 zusammen mit ihrem Sohn deportiert[3] und im Konzentrationslager Dachau ermordet.[4]
In zwei Ausgaben der Zweimonatsschrift Marsyas im Jahr 1917 veröffentlichte sie Lithografien und Holzschnitte.[5] Als künstlerische Mitarbeiterin der literarisch-politischen Avantgardezeitschrift Die Aktion wird sie darüber hinaus im Künstlerverzeichnis des MoMA zusammen mit Karl Schmidt-Rottluff, Wilhelm Schuler, Arthur Goetz, Walter O. Grimm, Bruno Beye, Wladislav Skotarek, Josef Čapek, Franz Wilhelm Seiwert, Julius Kaufmann und Erich Goldbaum als Umschlaggestalterin genannt.[6] Wetzel war seit 1924 Mitglied der Roten Gruppe und nahm in diesem Rahmen an der Ersten Allgemeinen Deutschen Kunstausstellung in Moskau, Saratow und Sankt Petersburg teil. Ab 1928/29 schrieb sie Beiträge für die Zeitschrift Kunst der Zeit.[3][7]
Ihr Gemälde Bayerische Landschaft mit Häusern (1917) war ab 1929 nach einem Geschenk der Novembergruppe Teil der Sammlung der Berliner Nationalgalerie in der Dependance Galerie der Lebenden, in der Ludwig Justi „richtungsweisende“ zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler versammelte.[8] Daher fand das Bild und die Biografie Wetzels Eingang in die Ausstellung Kampf um Sichtbarkeit im Jahr 2019. Es wurde 1937 von der Reichskammer der bildenden Künste als „entartet“ beschlagnahmt und aus der Nationalgalerie entfernt. Es gilt als Kriegsverlust und ist verschollen, lediglich eine Fotografie blieb in der Nationalgalerie erhalten.[9] Das Selbstbildnis aus dem Jahr 1930 war im Jahr 2019 Teil einer Ausstellung mit Werken der Novembergruppe in der Berlinischen Galerie.[10]
Ausstellungen (Auswahl)
- 2019: Kampf um Sichtbarkeit, Nationalgalerie Berlin
- 2019: Freiheit. Die Kunst der Novembergruppe 1918–1935, Berlinische Galerie
Literatur
- Annegret Janda, Jörn Grabowski: Kunst in Deutschland 1905–1937. Die verlorene Sammlung der Nationalgalerie im ehemaligen Kronprinzen-Palais. Dokumentation. Gebr. Mann Verlag, Berlin 1992, ISBN 978-3-7861-1587-8.
- Thomas Köhler, Ralf Burmeister, Janina Nentwig (Hrsg.): Freiheit: Die Kunst der Novembergruppe 1918–1935. Prestel Verlag, München / London / New York 2018, ISBN 978-3-7913-5780-5.
- Yvette Deseyve, Ralph Gleis (Hrsg.): Kampf um Sichtbarkeit: Künstlerinnen der Nationalgalerie vor 1919. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-496-01634-2.
Weblinks
- Titelblätter der Zeitschrift Die Aktion von Ines Wetzel aus der Sammlung des Museum of Modern Art
Einzelnachweise
- Linda Buchholz: Die Kunst der Novembergruppe 1918–1935: Allein unter Anzugträgern. In: tagesspiegel.de. 8. November 2018, abgerufen am 24. Juli 2021.
- Handbuch des Kunstmarktes: Kunstadressbuch für das Deutsche Reich, Danzig und Deutsch-Österreich. 1.–10. Tsd. Auflage. Antiqua Verl.-Ges. Kalkoff, Berlin 1926, S. 308, doi:10.11588/diglit.52375 (uni-heidelberg.de [abgerufen am 24. Juli 2021]).
- Wetzel, Ines. In: bildindex.de – Bildindex der Kunst und Architektur. Bildarchiv Foto Marburg, abgerufen am 23. September 2021.
- Katrin Bettina Müller: Künstlerinnen in Museen: Revision einer Sehschwäche. In: Die Tageszeitung: taz. 23. Oktober 2019, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 24. Juli 2021]).
- Ines Wetzel | LACMA Collections. Abgerufen am 14. November 2021.
- Karl Schmidt-Rottluff, Wilhelm Schuler, Ines Wetzel, Walter O. Grimm, Arthur Goetz, Bruno Beye, Wladislav Skotarek, Josef Capek, Franz Wilhelm Seiwert, Julius Kaufmann, Erich Goldbaum. Die Aktion, vol. 8, no. 39/40. October 5, 1918 | MoMA. Abgerufen am 24. Juli 2021.
- Edit Trost: Bildende Künstler als Mitarbeiter der progressiven deutschen Presse zwischen 1917 und 1933. Dokumentation. In: Christine Hoffmeister und Christian Suckow (Hrsg.): Revolution und Realismus. Revolutionäre Kunst in Deutschland 1917 bis 1933. Staatliche Museen zu Berlin, Berlin 1978, S. 113 f.
- Verzeichnis. In: Yvette Deseyve, Ralph Gleis (Hrsg.): Kampf um Sichtbarkeit. Künstlerinnen der Nationalgalerie vor 1919. Berlin 2019, ISBN 978-3-496-01634-2, S. 200.
- Sammlung in Bewegung. In: Yvette Deseyve, Ralph Gleis (Hrsg.): Kampf um Sichtbarkeit. S. 108 f.
- Stefan Bock: Ausstellung: Die Kunst der Novembergruppe 1918-1935. In: freitag.de. 22. November 2018, abgerufen am 24. Juli 2021.