Ikken hissatsu
Ikken hissatsu (jap. 一拳必殺, dt. mit einem Schlag töten) ist das Ideal des alten okinawaischen Karate (auch Tōde genannt). Ziel war es, durch jahrelanges hartes Training Körper und Geist so zu entwickeln, dass es dem Kämpfer möglich wurde, im entscheidenden Augenblick all seine Energie in den einen finalen Treffer zu lenken, um somit den Kampf gegen einen augenscheinlich überlegenen Gegner doch zu bestehen (Karate wurde auf Okinawa von Bauern entwickelt, um sich gegen stark bewaffnete und kampferprobte Samurai-Krieger verteidigen zu können).
Inzwischen ist dieses Prinzip durch den Einzug eines mehr sportlich geprägten Karate ziemlich in Vergessenheit geraten; waren die ersten Kumite-Wettkämpfe noch auf Shōbu-Ippon (Sieg mit nur einem Punkt – dem Ippon beim „tödlichen“ Treffer) ausgelegt, wandelte sich dieses mit der Zeit zum Shōbu-Sanbon (Sieg beim Erreichen von 3 Punkten) und erst vor kurzer Zeit in noch sportfreundlichere Zählweisen (wo akrobatische Fußtechniken bereits 3 Punkte bekommen, auch wenn sie niemals tödlich wären) und damit weg vom ikken hissatsu.
Historisch ist die Existenz des Prinzips jedoch nicht für die Zeit vor der Einführung des Karate in Japan belegt. Neben der oben genannten Theorie gehen heute immer mehr Historiker davon aus, dass Ikken hissatsu nicht okinawanischen Ursprungs ist, sondern japanischen. Als Karate Anfang des 20. Jahrhunderts in ganz Japan verbreitet wurde, erfuhr es u. a. Einflüsse des Kendo. Im Schwertkampf ist das Ideal, seinen Gegner mit nur einer Bewegung zu töten, äußerst realistisch. Man geht davon aus, dass Ikken hissatsu ein Teilaspekt einer weiterreichenden Japanisierung der okinawanischen Kampfkunst ist und mit dem ursprünglichen Karate nichts gemein hatte.