Ich bin ein armer Exulant

Ich b​in ein a​rmer Exulant i​st ein 1686 v​on dem Bergmann u​nd evangelischem Glaubenskämpfer Joseph Schaitberger verfasstes Auswandererlied. Das Lied entstand a​ls Reaktion a​uf den Landesverweis d​urch den Salzburger Erzbischof Max Gandolf v​on Kuenburg, a​uf der Reise Schaitbergers n​ach Nürnberg. Schaitberger g​alt mit Mattias Kammel u​nd Simon Lindtner a​ls Führer e​iner kleinen Gemeinschaft v​on Bergleuten a​m Dürrnberg, d​ie heimlich protestantische Gottesdienste abhielten u​nd die katholischen Messen n​icht mehr besuchten. Vorhergegangene Versuche, mittels Gefängnishaft, e​ine Glaubensabkehr Schaitbergers u​nd seiner Mitstreiter z​u erzwingen, misslangen.

Ich bin ein armer Exulant
– Also muß ich mich schreiben –
Man tut mich aus dem Vaterland
Um Gottes Wort vertreiben.[1]

Der Text soll auf die Melodie des 1610 von Michael Praetorius verfassten Liedes Ich dank dir schon durch deinen Sohn und auf Hör, liebe Seel, dir ruft der Herr! gesungen worden sein. Unter der ersteren Melodie ist es bis heute im österreichischen Regionalteil des Evangelischen Gesangbuches zu finden.[2]
Das Lied erlangte während der „Großen Emigration“ ab 1731 unter den Salzburger Exulanten große Popularität, im Gegenzug sind zwei (katholische) Parodien bekannt: Du bist ain armer Exulant und Hiaz bist an armer Exilon.

Hiaz bist an armer Exilion
Muaßt fort auf fremde Straßen.
Hättst beten ehnder Gott und Herrn
er soll die nit verlassen![3]

Quellen

  1. August Hartmann: Historische Volkslieder und Zeitgedichte vom sechzehnten bis neunzehnten Jahrhundert, Bd 2., S. 274–276, hier zit. nach Hailer-Schmidt 2004, S. 518
  2. Evangelisches Gesangbuch, österreichischer Regionalteil Nr. 625
  3. SMCA, Stadtarchiv, Handschrift 4055/3, hier zit. nach Hailer-Schmidt 2004, S. 523

Literatur

  • Annette Hailer-Schmidt: „Hier können wir ja nicht mehr leben“. Deutsche Auswandererlieder des 18. und 19. Jahrhunderts. Hintergründe, Motive, Funktionen. Elwert, Marburg 2004, ISBN 3-7708-1260-3 (zugl. Dissertation, Universität Freiburg/B. 2002).
  • August Hartmann: Historische Volkslieder und Zeitgedichte vom sechzehnten bis neunzehnten Jahrhundert; Bd. 2. Olms, Hildesheim 1972, ISBN 3-487-04394-7 (Nachdr. d. Ausg. München 1910).
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