Hotel Meissl & Schadn
Das Hotel Meissl & Schadn (auch Meißl & Schadn geschrieben) war ein sehr bekanntes Hotel am Neuen Markt 2 (die Rückseite an der Kärntner Straße 16) im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt. Es war laut einem Zeitgenossen ein Ort „der vornehmen Bürgerlichkeit, die niemanden sehen und auch nicht gesehen werden will.“[1]
Geschichte
Die Ursprünge des Betriebes gehen in die Mitte des 17. Jahrhunderts zurück. Damals führte es den Schildnamen „Zum blauen Hirsch“. 1852 erwarb es die Wiener Gastwirtgenossenschaft („Mittels der bürgerlichen Wein- und Gastwirte Wiens“), die dort bis 1892 ihren Sitz hatte.
Das Hotel Meissl & Schadn wurde 1894–96 durch Karl Hofmeier (1858–1934)[2] im neugotisch-germanischen Stil neu errichtet und ersetzte den Altbau. Die der Kärntner Straße zugewandte Fassade war mit Mosaiken von Eduard Veith geschmückt, sie stellten die fünf Weltteile dar.
Das angeschlossene Hotelrestaurant bezeichneten Zeitgenossen als „Mekka der Rindfleischesser“, in der Schwemme trafen sich die Fiaker des Standplatzes am Hohen Markt. So vermerkte auch, anlässlich der Ermordung des Grafen Stürgkh, der wegen seiner blumigen Sprache von Karl Kraus verhöhnte Maximilian Harden: (…) Zu Meißl & Schadn, wo würdig alternde Kellner vor dem Krieg das saftigste (in Rindsbrühe gekochte) Ochsenbeinfleisch und leckere Mehlspeise auftrugen, (…).[3]
Bekannter Gast im Hotel war der Komponist Edvard Grieg, der hier wahrscheinlich 1865, 1869 und 1896 logierte.
Der Sozialist Friedrich Adler erschoss am 21. Oktober 1916 im ersten Stock des Hotels in dem sich zur Kärntner Straße öffnenden Großen Speisesaal den k.k. Ministerpräsidenten Karl Graf Stürgkh.[4]
Am 28. Mai 1932 wurde in Anwesenheit von Verteidigungsminister Carl Vaugoin am heute nicht mehr existierenden Gebäude eine vom Wiener Schubertbund gestiftete Gedenktafel enthüllt, gewidmet Joseph Haydn. Er soll in dem Haus, das 1794 an dieser Stelle stand, das Kaiserlied komponiert haben, das später auch die Bundeshymne der Ersten Republik wurde.[5]
Das Gebäude brannte 1945 im Zweiten Weltkrieg ab. Die Seite zur Kärntner Straße mit dem noch heute bestehenden Mosaik wurde schwerer beschädigt als die Seite zum Neuen Markt, jedoch nicht abgerissen, sondern modernisiert. Die Seite zum Neuen Markt wurde durch den Neubau des Hotels Europa ersetzt.
Seit dem 27. September 2017 gibt es wieder ein Restaurant mit dem gleichen Namen, das am Schubertring 12 eröffnete.[6]
Literatur
- Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Band 4. Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 978-3-218-00546-3, S. 236.
Bilder
Einzelnachweise
- Gudrun Bichler, Barbara Heraut: Gerichte mit Geschichte. 3sat.online, 5. Februar 2002, abgerufen am 18. März 2009 (ORF/Nachlese).
- Karl Hofmeier. In: Architektenlexikon Wien 1770–1945. Herausgegeben vom Architekturzentrum Wien. Wien 2007.
- Auf Desperanto. In: Karl Kraus (Hrsg.): Die Fackel. Nr. 445–453 vom 18. Januar 1917 (XVIII. Jahrgang), S. 55. – Text online.
- Der Hergang des Attentats. Schilderung der „Korrespondenz Wilhelm“. In: Neue Freie Presse, Morgenblatt, Nr. 18740/1916, 22. Oktober 1916, S. 2, oben links. (online bei ANNO).
- Enthüllung einer Haydn-Gedenktafel. In: Wiener Bilder, Nr. 23/1932 (XXXVII. Jahrgang), 5. Juni 1932, S. 11, oben. (online bei ANNO).
- Schnitzel Love - Meissl & Schadn Restaurant Wiener Ringstraße. Abgerufen am 27. September 2017.
- Das Hôtel Meissl & Schadn in Wien, I. Kärntnerstraße und Mehlmarkt. In: Der Architekt, Jahrgang 1896, S. 31 (Hauptteil). (online bei ANNO). .
Anmerkungen
- Im Vergleich zur Plandarstellung aus 1896 (siehe: Bilder) fällt die neue Höhe des in der Aufnahme rechts anrainenden, später von Meissl & Schadn übernommenen und umgebauten Gebäudes auf.
- Architekt: Karl König (1841–1915).