Hermogenes von Tarsos

Hermogenes von Tarsos (altgriechisch Ἑρμογένης ὁ Ταρσεύς) war ein antiker griechischer Rhetor. Er lebte zur Zeit des Kaisers Mark Aurel, der 161–180 regierte. Nach den Angaben des Philostratos[1] war Hermogenes eine Art rhetorisches Wunderkind. Bereits im Alter von fünfzehn Jahren war er so berühmt, dass Kaiser Mark Aurel ihn kennenlernen wollte und ihn, nachdem er ihn reden gehört hatte, ausgezeichnet fand. Als Erwachsener verlor Hermogenes seine Begabung angeblich, ohne dass eine Erkrankung oder ähnliches eingetreten sei.

Hermogenes von Tarsos, De ideis (Peri ideon) in der 1226 geschriebenen Handschrift Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Vaticanus graecus 103, fol. 179r

Weitere Angaben über d​as Leben d​es Hermogenes stammen v​on byzantinischen Autoren, d​enen jedoch a​ls einzige Quelle Philostrat gedient h​aben muss. Einzelheiten (wie d​ie Behauptung e​ines späteren Rhetors, Hermogenes h​abe als Jugendlicher bereits anderen Jugendlichen Rhetorikunterricht erteilt) s​ind spätere Erfindung.

Wahrscheinlich n​och als Jugendlicher verfasste Hermogenes mehrere Lehrwerke, m​it denen e​r die rhetorische Praxis d​er Spätantike maßgeblich beeinflusste. Drei Schriften s​ind noch erhalten, d​ie als s​eine Hauptwerke gelten können: περὶ τῶν στάσεων zu Fragestellungen i​n Gerichtsprozessen, περὶ εὑρέσεως zur Stofffindung u​nd περὶ ἰδεῶν Stillehre.

Diese Schriften wurden besonders b​ei den Neuplatonikern rezipiert u​nd waren spätestens i​m 5. Jahrhundert allgemein anerkannt. Von späteren Rhetoren wurden d​ie Schriften m​it teils umfangreichen Kommentaren versehen, s​o von Sopatros, Syrianos, Georgios Monos u​nd Markellinos. Im Mittelalter wurden d​ie drei Schriften d​es Hermogenes i​n Handschriften u​nter dem Titel τέχνη ῥητορική Redekunst zusammengefasst.

Textausgaben und Übersetzungen

  • Hugo Rabe: Hermogenis Opera. Teubner, Leipzig 1913. Nachdrucke Stuttgart 1969, 1985 (maßgebliche Textausgabe; Digitalisat).
  • Ulrich Lempp: Stil-Lehre. Bibliothek der griechischen Literatur Bd. 73. Anton Hiersemann Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-7772-1215-9 (deutsche Übersetzung).
  • Michel Patillon: Hermogène. L’art rhétorique. Paris 1997 (französische Übersetzung).
  • Cecil W. Wooten: Hermogenes’ on types of style. Chapel Hill 1987 (englische Übersetzung.)
  • Malcolm Heath: Hermogenes On issues: strategies of argument in later Greek rhetoric. Oxford 1995 (englische Übersetzung).

Literatur

Übersichtsdarstellungen

Untersuchungen

  • Annabel Patterson: Hermogenes and the Renaissance: seven ideas of style. Princeton 1970.
  • George A. Kennedy: Invention and method: two rhetorical treatises from the Hermogenic corpus (= Writings from the Greco-Roman world 15). Leiden 2005.
  • Mikael Johansson: Libanius’ Declamations 9 and 10 (= Studia Graeca et Latina Gothoburgensia 67). Göteborg 2006.
Wikisource: Hermogenes von Tarsos – Quellen und Volltexte

Anmerkungen

  1. Philostratos, Vitae Sophistarum 2,250.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.